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baltische, die baltisch-ostpreußische oder die ostpreußische Variante nach Paulsen vor uns haben. Unser verhältnismäßig zierliches Ortband aus Nimschütz mißt in der Lände 6,6 cm, in der Breite 3,9 cm und besitzt eine Dicke von 1,45 cm. Die Me tallstärke reicht bis 0,17 cm. Auf Grund der Metallzusammensetzung ist die Patina von der in üblicher Zusammensetzung hergestellter Bronzen abweichend, was ja auch für den Fingerring aus Grube G 29 (Abb. 27,3) gilt. Vergleiche der Verzierungselemente auf dem Nimschützer Stück sind am ehesten mit dem Borre- und Jcllinge-Stil möglich. Die Kopfdarstellungen sind u. E. wei terlebende Traditionen, die im Norden seit der jüngeren Völkerwanderungszeit noch entwickelt und abgewandelt wurden, wobei unter Umständen auch Einflüsse der iro-schottischen Kunstäußerungen wirksam waren. Stilistische Abweichungen der metallenen Erzeugnisse von den Darstellungen der Männerköpfe im Holzschnitz werk sind nicht zu übersehen, was schon ein Vergleich etwa mit den reichen Hinter lassenschaften der Holzarchitektur auf dem Osebergschif (Shetelig 1920, Abb. 12, 13, 15, 17, 20, 30, 31, 34, 35) veranschaulicht. Leider sind bei der Ausraubung die ses Fahrzeuges Kleinfunde mitgenommen worden, sonst wären unter Umständen metallische Erzeugnisse ausgegraben worden, die uns bei der Suche nach Verbindun gen ins 9. Jh. hätten helfen können. Auf jeden Fall sind auch noch Anklänge an un sere Ornamentik, einschließlich der Einbindung des Männerkopfes, auf den Bildstei nen erkennbar, die selbst noch in England zeitliche und kulturelle Zusammenhänge glaubhaft machen. In Schweden (Strömberg 1955, Abb. 1), aber auch in Norwegen (Petersen 1951, Abb. 38, 39) treffen wir auf Kumtbeschläge mit Kopfdarstellungen, die durch ein Bandgeflecht umrahmt sind. Schon die älteren Helme mit Nasenschutz aus dem Grä berfeld von Vendel (Stolpe 1927, Taf. 5,7,6,4) zeigen Kopfmasken mit Vollbart. Aus Birka stammen eine große Anzahl von Maskenanhängern (Arbman 1940, Taf. 92,3,5,6), aber auch andere Gesichtsmasken (Taf. 19, 28, 170,4-6, 172, 173). Ver bindungen über die Ostsee weisen ähnliche Erscheinungen aus den Schatzfunden Gotlands nach (Stenberger 1947, 1958, Abb. 170-173). Die birnenförmigen Silber anhänger zeigen Männergesichter sowohl mit Voll- als auch mit Schnurrbart und sind nach den beigegebenen Münzen um die Jahrtausendwende zu datieren. Auch von Östergötland kennen wir barttragende Männermasken (Arne 1932, Abb. 8). Aus Schonen führte Strömberg (1961, Taf. 64,7) ein Schwert vor, an dessen Griffbelag spitzbärtige Menschenmasken in einer bandartigen Reihung zu erkennen sind. Die Formenvergleiche ließen sich noch wesentlich erweitern. Hier soll vom Motiv her lediglich noch an eine ovale Birkaspange aus Öland (Paulsen 1933, Taf. 51 c, 26,3) erinnert werden wie auch an den Schwertknauf aus Eura-Pappilanmäki in Finnland (Kivikoski 1947 und 1951, Nr. 478, Taf. 56), der mit einem bärtigen Kopf und Flechtband ornamentiert wurde. Aus der Gegend von Haithabu (Müller-Wille 1972, Abb. 22,2, 34,2, 37,3,4) wurden Prachtschwerter veröffentlicht, die die genannte Verzierung zeigen und zu denen auch vergleichbare Ortbänder - allerdings ohne Menschenkopfdarstellungen - gehören. Männermasken und Tierornamentik sind selbstverständlich auch in Dänemark vorhanden (Brondstedt 1940, Abb. 2,68, 2,69).