Volltext Seite (XML)
Etwas isoliert erscheinen im Grabungszentrum die Gruben G 62 und G 63, wenn man sie nicht zu den Siedlungsresten in Qu H 7/8 mit den Gruben G 79 und G 105 sowie G 100 (Qu F 8) schlagen will. Auch hier muß mit einer Fortsetzung der Sied lungsbauten nach Norden gerechnet werden. In der Südecke des Grabungsareals tref fen wir auf eine weitere Anhäufung slawischer Siedlungsgruben mit den Einheiten G 4, G 3 und G 8, vielleicht auch G 7, falls deren zeitliche Zuweisung sie als slawi schen Siedlungsrest bestätigen sollte. Schon durch ihre Form heben sich die slawischen Gruben in den meisten Fällen von den kaiserzeitlichen und älteren Verfärbungen klar ab. Das gilt vor allem für die große Zahl offenbar bronzezeitlicher Hinterlassenschaften von ehemaligen Nieder lassungen (z. B. Abb. 13,14, 54, 59, 60-62, 66, 69-72). Die sicheren slawischen Siedlungsgruben weisen in der Regel rechteckige bis qua dratische Form auf, wobei in jedem Falle abgerundete Ecken zu beobachten sind. Die Ausmaße betragen dabei mindestens 2 m XI m , im Höchstfälle (G 13) 4 m X 2,40 m. Der Durchschnitt liegt bei 3 m X 2 m, während die annähernd quadrati schen Vertiefungen eine durchschnittliche Seitenlänge von 2,50 m bis 2,80 m be sitzen. Die Tiefen all dieser Siedlungsreste schwanken zwischen -0,10 m und -0,40 m. Eine Ausnahme bildet lediglich das Objekt G 25 (Abb. 23), das in der allerdings wohl schon älteren Osthälfte bis zu -0,75 m reicht. Tiefer sind in beiden Fällen die runden Gruben G 2 und G 29. Erstere erreicht noch -0,50 m, letztere -0,60 m. Beide Anlagen gehören zu den fundreichsten Komplexen (Abb. 5, 6, 26-28), G 2 enthielt außerdem unter einer dichten Steinabdeckung an der Oberfläche noch Abziehsteine und den Rest einer Getreidemühle, während in G 29 neben reichlicher Keramik, Tier knochen, Tierzähnen und Eisenschlacke das durchbohrte Oberteil eines Wetzstein anhängers und das Bruchstück eines großen Abziehsteines besonders auffallen. Hin zu kommen noch ein stark bleihaltiger Bronzefingerring, ein eiserner Eimerhenkel und ein Eisennagelrest. Diese Funde lassen auf handwerkliche Verrichtungen in den eingetieften Bereichen (Werkhütten?) schließen. Reste von Gruben zur Gewinnung von Pech dürften die Objekte G 39 (Abb. 33), G 100 (Abb. 63) und vielleicht auch G 115 (Abb. 68) darstellen. G 39 erreicht noch eine Tiefe von 0,90 m und G 100 eine solche von 0,95 m. Hinzu tritt die Grube P 415 (Abb. 73) mit einer Tiefe von 0,70 m. Solche Objekte liegen von den anderen Siedlungsbauten verständlicherweise etwas abgesondert. Übrigens gibt es von Nimschütz trotz der entsprechenden Gruben keinerlei Gefäßreste mit anhaftendem Pech, und der Gefäßboden mit zentralem Loch aus G41 (Abb. 36,7) gibt zunächst noch keinen Hinweis auf eine stattgefun dene Nutzung bei der Pechgewinnung. Auch bei Vorkommen im Bereiche von Be festigungen ist die Hauptburg von solchen Anlagen stets ausgelassen. Auf dem Burg berg Zehren findet sich eine Grube zur Gewinnung von Pech erst in der Vorburg, und zwar dicht vor dem äußeren Rand des Grabens, der dem Hauptwall vorge lagert ist. Auf bereits frühslawische Pechbereitung in der nördlichen DDR wies schon U. Schoknecht (1967) hin. Auch für Sachsen ist mittelalterliche Pechgewinnung nach gewiesen (Helbig/Baumann 1968; Richter 1956), und Z. Rajewski (1970) hatProduk- tion und Nutzung von Pech und Teer bei den Slawen zusammenfassend abgehandelt.