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Brenngruben Es wurden drei rechteckige und zwei ovale Grubenanlagen entdeckt, deren Rand zonen im anstehenden Bereich durch starke Hitzeeinwirkung rot verfärbt waren, so daß für sie zumindest die neutrale Bezeichnung Brenngrube zutrifft. Die Rechteckgruben (Stelle 22, 26, 53; Abb. 53,1, 56, Taf. 36) besaßen abgerun dete Ecken und wiesen Abmessungen von 1,06 X 1,84 m, 1,0 X 1,58 m und 1,35 X 2,95 m sowie Sohltiefen von 0,85, 0,65 und 1,15 m auf. Die Seitenwände waren senkrecht oder leicht trichterförmig, die Böden stets waagerecht angelegt. Eine Lehm auskleidung besaß lediglich Objekt 26. Holzkohleschichten waren in allen Gruben nachzuweisen. Bei den Stellen 30 und 31 (Abb. 53,7-2) handelt es sich um ovale Gruben mit wannenförmiger Sohle (1,8 X 2,0 m und 1,3 X 1,8 m > Tiefe 0,70 und 1,02 m). Für eine Funktion als Backofen kommt am ehesten die mit Lehm ausgekleidete Grube 26 in Frage. Ähnliche Backöfen mit waagerechter Lehmtenne sind z. B. von Frankfurt/Oder-Kliestow (Lienau 1932, Abb. 2) oder Riesa (Mirtschin 1936) be kannt. Daneben war in der Kaiser- und Völkerwanderungszeit die flache, mulden förmige Steinpackung mit Lehmestrich und Kuppeldach als Backofen weit verbrei tet. 10 Da sich an der Ost- und Westseite, und'zwar in der Mittelachse der Grube, je eine Pfostenverfärbung befand, ist mit einer Überdachung zu rechnen. Die Deutung der Brenngruben als Anheizherde bei der Eisenverhüttung oder zur Keramikproduktion im einfachen Grubenbrandverfahren erscheint, da keine ent sprechende Indizien vorliegen, als weniger wahrscheinlich. Natürlich muß, wie auch bei dem mit Steinen ausgekleideten Kalkbrennofen, mit einer Mehrzweckanlage ge rechnet werden. Auch Backöfen wurden neben dem Brotbacken zum Rösten von Ge treide, Darren von Flachs usw. genutzt. In diesem Zusammenhang sind die verkohlten Getreidereste aus Stelle 53 von Interesse. Es handelt sich nach der Bestimmung von T. Nötzold um 41,8 % Triticum aestivo-compactum SCHIEMANN (Zwergweizen), 22,2 % Triticum monococcum L. (Einkorn), 20 % Triticum dicoccum SCHRANK (Emmer) und 16 % Avena fatua L. s. 1. (Saathafer). Einfache Gruben, Speichergrube An Gruben, wie sie aus jeder Siedlung, z. T. in sehr großer Anzahl, vorliegen, wur den sieben Objekte entdeckt (vgl. Beil. 1). Fünf Gruben (Stelle 20-21, 23-25) waren bei geringer Tiefe kreisrund oder leicht oval und besaßen stets eine flache Sohle. In den schwarzbraunen bis schwarzen Ein füllungen fand sich meist eine Anzahl Keramikbruch, mitunter auch Holzkohle und Eisenschlacke. Eine Besonderheit war bei Stelle 21 (Abb. 52,7 „a“) zu verzeichnen. Auf der Grubensohle lag ein zerdrücktes doppelkonisches Vorratsgefäß (Abb. 48,2), an dessen Innenwand verkohlte Leinsamenreste ^Linum usitatissimum-, vgl. Nötzold 10 Z. B. Wegewitz 1929, S. 299-300; Hucke 1936, Abb. 8; v. Uslar 1938, S. 204; Voigt 1940, S. 13, Abb. 2-3; Schindler 1955, Taf. 54, 59; Krause/Limpach 1966, Abb. 7-11. 23