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1,15 m Tiefe schloß eine kreisförmige Setzung aus größeren Tertiärquarziten und Gangquarzen den unteren, trichterförmigen Teil der Anlage ab. Den Boden bildete ein wannenförmiger, verziegelter Lehmestrich. Die Seitenwände zeigten keine Lehmauskleidung, sondern lediglich eine rotgeglühte Zone des anstehenden kiesigen Sandbodens. Über dem Estrich lag eine Holzkohleschicht aus Eiche; darüber folgte eine 0,3 m starke Kalkfüllung mit etwa 40 Bruchstücken eines verbrannten Hirsch geweihes. Der obere Teil der Füllschichten bestand aus sandigem Lehm und größe ren Mengen rötlichbraun gebrannter Lehmbrocken mit Rutenabdrücken. Hierbei handelt es sich offenbar um Reste der zusammengebrochenen Lehmkuppel. Auf der Sohle des Verbindungsganges hatte sich vor dem Ofen ein größerer Schuttkegel aus rotgebranntem Sand, Holzkohle und Kalk gebildet. Vergleichbare grubenartig eingetiefte Brennöfen, in der neueren Literatur meist als Kalkbrennöfen gedeutet, wurden des öfteren in kaiserzeitlichen Siedlungen nach gewiesen. 7 Allerdings handelte es sich ausnahmslos um freistehend angelegte Pro duktionsstätten, die keine Verbindung mit einem Gebäude aufwiesen. Sehr gute Parallelen zu unserem Objekt bilden die Brennöfen von Klein Kedings hagen, Kr. Stralsund (Leube 1967, S. 245-266). Jedoch besaßen diese Öfen mei stens eine mehrschichtige Steinauskleidung der Seitenwände, die z. T. bis auf die Grubcnsohle reichte. Die Stratigraphie im Ofeninneren entspricht unserem Befund; unter einer Kalkschicht lag stets eine Holzkohlepackung. Eine Deutung der Geweihstücke in der Kalkfüllung als Opfer (Baumann 1974, S. 142) erscheint nicht als wahrscheinlich, eher hat man sie als Zuschlag beim Kalk brennen (Kalziumphosphat) verwendet. Auch in Rachow, Kr. Teterow, wurden in der Wiesenkalkschicht einer Anlage Geweihreste registriert (Leube 1967, S. 261). Die vermutete Verwendung von Mügelner Plattendolomit, der in nur 4 km Ent fernung von der Siedlung an den Talrändern zutage tritt, 8 als Ausgangsmaterial konnte nicht bestätigt werden. 9 Für unseren Brennofen ist anzunehmen, daß er zusammen mit dem Grubenhaus eine Produktionseinheit bildete. Der aufgefundene Kalk läßt auf eine Verwendung als Kalkbrennofen schließen. Es bestand jedoch auch die Möglichkeit, in der Anlage Holzkohle herzustellen (Ernst 1967, S. 271). Der im Verbindungsgang zum Gruben baus beobachtete Schuttkegel mit vier deutlich getrennten Kalkstraten demonstriert augenfällig eine häufige Benutzung. 7 Kiekebusch 1914, S. 303-330; Hoffmann 1941, S. 561-573; Kellermann 1951, S. 127-131; Schindler 1955, S. 173-196; v. Müller/Zimmermann 1961, S. 109-140; Hollnagel 1962, S. 180 bis 183; Lies 1965, S. 35-42; Leube 1967, S. 245-266; Laser 1968, S. 38-54; Kroitzsch/Simon 1971, S. 86, 88. 8 Geologische Specialkarte des Königreiches Sachsen, Section Oschatz-Mügeln, Blatt 30, 1:25 000; Siegert 1885, S. 22. 9 Die spektralanalytische Untersuchung einer Materialprobe durch Herrn Dr. R.-D. Bleck, Jena, ergab einen so geringen Anteil an Mg CO 3 , daß gebrannter Dolomit mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. 22