S. 195-210). Hierin zeichnet sich eine deutliche Veränderung gegenüber dem 5./ 6. Jh. ab, die auch darin zum Ausdruck kommt, daß die stempelverzierte Keramik dieses Raumes nur noch sehr selten aus Körpergräbern stammt. Ins 8. Jh. werden von allen sächsischen Fundstellen nur noch drei datiert. Die Stempelmuster beschränken sich im wesentlichen auf die Kreuzmotive. Im 8. Jh. hat die ständige Konfrontation und Auseinandersetzung mit den Franken und den sich mit ihnen im Bündnis befindenden Obodriten dazu beigetragen, daß sich langsam eine kulturelle Beeinflussung vollzog. In der Zeit der Sachsenkriege 772-804 stan den Sachsen, Franken und Obodriten in direktem Kontakt. Nach der endgültigen Machtübernahme Karls des Großen kam es zur Zwangsaussiedlung großer Teile der Sachsen ins fränkische Reich und zur zeitweisen Vergabe des Landes an die Obo driten. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß gerade die von den Sachsen im 8. Jh. häufiger benutzten Kreuzstempelmotive auf der Tonware der Obodriten, allerdings erst während des 9./10. Jh. in ähnlicher Form auftreten. Ein weiteres Zentrum germanischer Stempelverzierungen befand sich im fränki schen Siedlungsgebiet. Auf der Grundlage des nur summarisch aufgenommenen Fund materials ist es nicht möglich, die Verbreitungsgebiete innerhalb des großen Sied lungsraumes näher zu bestimmen. Im Arbeitsgebiet deuten sich drei Konzentratio nen an. Das nur durch wenige Fundstellen erfaßte mittelrheinische Gebiet dürfte nach Materialien von Zülpich, Kr. Euskirchen (295), Oberkassel, Kr. Düsseldorf (294), Köln-Müngersdorf (297) usw. zu den Hauptverbreitungsgebieten der Stempelverzie rung überhaupt gehören. Die von P. La Baume vorgestellten Funde des Gräberfeldes von Junkersdorf bei Köln (296) zeigen, wie oben angedeutet, die Vielfalt und An wendungsvariabilität der Stempelmuster. Das stempelverzierte Gefäß mit Überzug aus diesem Gräberfeld (Abb. 11,4) erinnert nicht nur hinsichtlich seiner Ornamentie- rung, sondern auch nach Überzug, Farbe und Konsistenz an die römisch marmorierte Ware. Generell ist anzunehmen, daß bei den fränkischen Stempelverzierungen die Übernahme römischer Traditionen eine große Rolle gespielt hat. Zwei weitere Kon zentrationen werden im Main-Tauber-Raum und im mittleren Donaugebiet um Re gensburg erkennbar. Für das mainfränkische Gebiet wird ein kultureller Einfluß aus den Regionen westlich des Mittelrheins deutlich, wie ihn auch das Auftreten und die Verwendung bestimmter Motivtypen und Mustervarianten der Stempelverzierung sowie die Kombination der verschiedenen Ornamente, besonders der Rollstempel verzierung, im 6. und 7. Jh. nahelegen. Die aus diesen Gebieten stammende Ton ware weist Einflüsse alamannischer und bajuwarischer Keramik auf. In diesem Zu sammenhang sei auf die Unterwerfung der Alamannen um 497 und die Abhängigkeit der Bajuwaren von den Franken hingewiesen. Wie bereits B. Schmidt für die Thü ringer feststellte, war die Niederlage des Stammesadels nicht gleichbedeutend mit einem Abbruch der gesamten Produktion und der Eigenart der Kulturgüter. Die stempelverzierten Gefäße des 6./7. Jh. aus dem Mitteldonau-Gebiet lassen sich eben falls in diesen Rahmen einordnen. Im Gebiet östlich der Saale sind seit dem letzten Viertel des 6. Jh. oder seit ca. 600 neue, slawische Kulturelemente faßbar. Die slawische Keramik des 7./8. Jh.