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sehen Gefäße auf einen fränkischen Einfluß aus dem Anfang des 7. Jh. zurück zuführen. Vielmehr steht u. E. fest, daß Stempelornamentierung und erste Doppel koni im thüringischen Siedlungsgebiet schon im 5./6. Jh., d. h. vor dem fränkischen Einfluß, bekannt waren. Im Gegensatz zu den Schalen sind die Töpfe mit Stempel verzierungen meist wenig profiliert und weisen kaum Unterscheidungsmerkmale auf. Der stempelverzierte Topf von Stößen, Kr. Hohenmölsen (21), ist zugleich einer der wenigen Belege im Gebiet der DDR aus einem Brandgrab. Die Verzierung wurde meist auf der Schulterzone eingearbeitet und konnte sowohl systematisch als auch als Einzelmotiv oder ungeordnet angebracht werden. Die Mehrzahl der mit Stempelmustern verzierten Gefäße ist in das 5./6. Jh. ein zuordnen. Folgende Motive wurden bevorzugt verwendet: Kreisaugenmotive, Kreuze, Rosetten, Gittermuster, Sternstempel und einfache geometrische Varianten (Abb. 5,A2,B1,3,6,C1,D1,3). Ausnahmen bilden eine Schale und eine Flasche von Pritzier, Kr. Hagenow (51), die E. Schuldt ins 4./5. Jh. datierte. Diese Gefäße wie auch die stempelverzierten Scherben von Haar, Kr. Hagenow (50), sind als Ausläufer des sächsischen Einflusses aufzufassen. Die mit Rechteck- und Kreisstem peln verzierten Scherben von Haar lassen sich jedoch nicht eindeutig der germani schen oder slawischen Siedlungsperiode zuordnen. Eine weitere interessante Variante stellt das stempelverzierte Kannenfragment von Alt Töplitz, Kr. Potsdam (48), vor, das ins 4./5. Jh. gesetzt wird. Die keilstichverzierte Keramik des 5./6. Jh. v.on Großörner, Kr. Hettstedt (20), und Aken, Kr. Köthen (23), ist der thüringischen Kulturprovinz zuzuordnen. Gleichfalls in jenen Rahmen einzugliedern sind die wahrscheinlich slawischen Kera mikfunde aus Kehnert (173) und Grieben (172), beide Kr. Tangerhütte. Sie weisen ebenfalls „Keilstichverzierungen“ auf und lassen sich im 6. Jh. uneingeschränkt in die regionale Verbreitungszone der entsprechend verzierten germanischen Ton ware einordnen. Mit Ausnahme der fränkischen Doppelkoni gehören die Gefäße mit Stempel verzierung den Gruppen II und III an (450-600). Das jüngste mit Stempelornament verzierte Gefäß ist die der Gruppe III b angehörende Rippenschale aus Obermöl lern, Kr. Naumburg, Grab 15 (29). Eine Besonderheit bildet der Fund von Wall stawe, Kr. Klötze (42). Die kreisstempelverzierte Scherbe ist in das 7.-9. Jh. datiert und einer altsächsisch-frühmittelalterlichen Siedlung zugeschrieben worden. Bevor zugt finden sich Stempelverzierungen also auf der handgearbeiteten Ware, auf Schalen und Töpfen. Diese weisen in der Regel auf elbgermanische Beziehungen hin. Sie besitzen im Hinblick auf ihre Form und Verzierungstechnik z. T. Vorläufer im mitteldeutschen Raum. In einem beträchtlichen Ausmaß dringen jedoch auch Ein flüsse aus den nördlich anschließenden Gebieten nach Thüringen vor. Die Verbrei tung der stempelverzierten thüringischen Keramik beschränkt sich allerdings auf den westsaalischen Raum. Neben diese in Mitteldeutschland entstandenen oder weiterentwickelten Gefäß typen tritt im Gebiet zwischen Unstrut und Thüringer Wald der fränkische Dop pelkonus. Neben unverzierten gibt es mit relativ großmustrigem Stempeldekor ge-