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der allgemeinen Form der Gefäße ins späte 6. und frühe 7. Jh. Für das Arbeitsgebiet ist eine solche Analyse noch nicht möglich, da eine genaue Untersuchung eines jeden einzelnen Gefäßes und der jeweiligen Stempeleindrücke notwendig wäre. Mit der Analyse der stempelverzierten Tonware ist gleichzeitig die Untersuchung der Deutungsmöglichkeiten der Stempelmuster verbunden. Es ist sehr schwer, eine exakte und begründete Bestimmung der Motive vorzunehmen. Einem Teil der Mustervarianten wäre ein Symbolcharakter zuzusprechen. Hierbei ist z. B. an die Kreis- und Rosettenmuster als mögliche Sonnensymbole oder an die Radkreuzver zierungen, Tierkopf- und Blattornamente zu denken. C. M. Hills (1978, S. 146) ist der Meinung, daß sogar eingestempelte und eingeritzte Runenzeichen auf Gefä ßen in Britannien (Spong Hill, „Runengefäße“, z. B. Nr. 1564) eine religiöse Be deutung getragen haben können. Das pfeilförmige Zeichen soll den Namen des Gottes Tiu indizieren. Ein über Generationen tradierter Symbolcharakter einzelner Ornamente, wie des Rades, des Kreises usw., ist anzunehmen. Diese den heidnischen Glauben widerspiegelnden Symbole sind auch noch auf der fränkischen Keramik des 6./7. Jh. anzutreffen, denn zu dieser Zeit hatte lediglich der fränkische Adel das Christentum bereits angenommen. Mit dem Übertritt Chlodwigs 496 (498) begann zwangsläufig eine Verdrängung der alten Glaubensvorstellungen. Doch mußte Gre gor von Tours (Historia Francorum, 2. Buch, 32; 6. Buch, 35) noch in der zweiten Hälfte des 5. Jh. feststellen, daß dies ein sehr langwieriger Prozeß war, der nicht alle Schichten der Bevölkerung gleichzeitig erfaßte. Die Analyse der stempelverzierten Keramik erfordert es auch, die Tonware, auf der die Stempelmuster hauptsächlich angebracht wurden, selbst näher zu unter suchen. B. Schmidt nahm 1961 eine technologisch bestimmte Einteilung der thü ringischen Tonware vor. Die Masse des bis 1958 erfaßten Materials gehört zur hand gearbeiteten Keramik des 5. und 6. Jh. Von den 95 Gefäßen des 7. Jh. sind nur 20 noch germanisch, 75 bereits der frühslawischen Zeit zuzuordnen. Für unsere Fragestellung sind nur die Gruppen A/C (handgearbeitete Keramik) und F (frän kische Keramik) von Interesse, da sie Stempelverzierungen aufweisen. Eine genaue chronologische Einordnung der Funde ist die entscheidende Voraus setzung für ihre historische Interpretation. Nach B. Schmidt werden die stempel verzierten Gefäße wie folgt zeitlich eingeordnet: Gruppe II b weist als erste ein fache Ringstempel auf und wird absolut in den Zeitraum von 490-525 datiert. Die sich anschließende Stufe von 525-600 umfaßt die Gruppen III a (525-560) sowie III b (560-600); sie wird durch Rosetten- und Gitterstempel in Kreisform charak terisiert. Es lassen sich ca. 20 meist handgefertigte Gefäße nennen, die Stempel ornamente tragen und den Gruppen II und III angehören. Oft sind es Schalen, sel tener Töpfe, je einmal Kumpf, Flasche und Kanne. Die Schalen unterscheiden sich in ihrer Formgebung. Während die Schale aus Gorsleben, Kr. Artern (16), zwei gliedrig ist, ein kalottenförmiges Unter- und ein gleichmäßig geschwungenes Ober teil aufweist, sind auch Schalen von scharf profiliertem doppelkonischem Typ belegt. Diese finden sich im 5./6. Jh. ebenfalls in Böhmen (z. B. Preidel 1940, Taf. 253,5). Es ist also nicht unbedingt notwendig, die Stcmpelverzierung und die doppelkoni-