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Stempelwerkzeuge ist im wesentlichen wohl von dem verwendeten Werkstoff, aber auch von den Erhaltungsbedingungen abhängig. Wenn H. Steuer, J. Ypey u. a. auch nachweisen, daß es Stempelgeräte aus Metall und Ton gab, wurden diese doch gewöhnlich aus organischem Material hergestellt (vgl. Steuer 1974, S. 121, Anm. 672; Ypey 1967, S. 104-113). E. Schuldt stellte 1981 die Stempelmuster des 9./10. Jh. aus Groß Raden zusammen und hat dabei die Motive, die zum großen Teil die Menkendorfer Keramik dekorieren, in zwei Grundformen unterschieden: Muster, die mit dem runden bzw. ovalen oder die mit einem viereckigen Stempel hergestellt worden sind. Die zuletzt genannten treten gegenüber den ersteren stark in den Hin tergrund. Im folgenden analysierte Schuldt die einzelnen Varianten und versuchte, die Herstellung der Stempel plausibel zu erklären. Diese Deutungsversuche können durchaus auch für das 5.-8. Jh. allgemeingültig sein, wenn man bei dem Ausgangs stoff nicht nur an Holz, besonders vom Holunder, denkt. Bei den Stempelfunden des 5.-8. Jh. handelt es sich fast ausschließlich um Werkzeuge aus Geweih und Knochen. Das gilt sowohl für die germanischen als auch für die zwei slawischen Fundstücke. Zu berücksichtigen ist, daß Holz zu einem wesentlich geringeren Pro zentsatz erhalten geblieben ist. Bei dem von H. Stoll (1938/39) ausgewerteten Werkstattfund von Zülpich, Kr. Euskirchen (295), handelt es sich um einen fast einmaligen Befund. 1934 konnten in der Nähe der Peterskirche von Zülpich fünf Stempelwerkzeuge, Halb- und Fer tigfabrikate, geborgen werden. Die fünf abgeschnittenen Hirschgeweihsprossen weisen verschiedene Muster auf (Abb. 9,4-8). Gute Erhaltungsbedingungen haben in West Stow, Suffolk, ähnliches überliefert. Von diesem Fundplatz liegen u. a. drei aus Geweihsprossen gefertigte Stempel vor (Abb. 9,7-3). Sie wurden dicht bei einem Tonlager gefunden und lassen somit eine Keramikherstellung am Ort glaub würdig erscheinen, auch wenn keine Töpferöfen beobachtet wurden. Mehrere Stempelwerkzeuge aus anorganischem Material weist H. Steuer (1974, S. 121) nach. Die im Arbeitsgebiet gefundenen Stempel sind aus Knochen und Geweih gearbei tet. Die Stücke von Altenbühlstedt, Kr. Bremervörde (59), Bliedersdorf, Kr. Stade (81), und Groß-Lafferde, Kr. Peine (78), Abb. 8,7-3), deuten an, daß solche Funde bei weitem nicht so selten sind, wie oft angenommen wird. Die von P. Donat (1982, S. 266) geäußerte Annahme, daß es auf Grund der jederzeit möglichen Herstellung derart einfacher Stempelwerkzeuge keine stempel gleich verzierten Gefäße gäbe, mag für die von ihm untersuchten Fundstellen und deren Umgebung zutreffend sein; generell ist diese These nicht aufrechtzuerhalten. Allerdings müssen bei solchen Gegenüberstellungen geringe Abnutzungs- oder Be schädigungsspuren und verschiedene Veränderungen beim Stempelvorgang selbst (Neigungswinkel, Druckstärke...) berücksichtigt werden. So liegen genauere Untersuchungen aus den anglo-sächsischen und fränkischen Gebieten vor. 4 Dort 4 H. Steuer (1974, S. 121) führt von dem Fundplatz Putten (Gefäß 179 und 514) ebenfalls stem pelgleiche Verzierungen an. Für die Funde von Bergeigk (Gefäß 53 P) und Rhenen (Gefäß 243 A) wird die Identität der Stempel gleichfalls bewiesen.