Fundplätzen jeweils nur auf wenigen Gefäßen bzw. Scherben vertreten. Ausnahmen bilden die slawischen Fundkomplexe Friedrichsruhe (237), Groß Raden (244) und Mecklenburg-Dorf (227), die eine Vielzahl stempelverzierter Scherben geliefert haben. Das bedeutet aber nicht, daß die mit Stempelmustern verzierte Keramik generell eine Sonderstellung im Gesamtrahmen einnimmt. Während der Völkerwanderungszeit traten Stempelmuster hauptsächlich im Elbe- Weser-Raum und in den anglo-sächsischen Gebieten auf. Die gestempelte Verzie rung auf der fränkischen Tonware ist wahrscheinlich auf die Übernahme einer römi schen Tradition zurückzuführen (La Baume 1967, S. 51; Stoll 1938/39, S. 262). Sie lebte hier über die Völkerwanderungszeit hinaus. Auch die slawischen Töpfer bedienten sich ihrer. Im Mittelelbe-Saale-Gebiet ist sie im 7./8. Jh. zu finden. Gegen wärtig ist noch nicht geklärt, ob der Stempeldekor auf der slawischen Keramik auf einen Kontakt mit den Germanen zurückzuführen oder als eigenständige Entwick lung zu betrachten ist. Er läßt sich bis in das 13./14. Jh. verfolgen und erreichte einen hohen Grad der Vervollkommnung. Gemessen an der mehr oder weniger sporadischen Verwendung der Stempelzier in anderen urgeschichtlichen Perioden, erlaubt ihr relativ häufiges Auftreten in der Völkerwanderungszeit, ihr einen eigenen Quellenwert für chronologische und cho- rologische Fragestellungen beizumessen. Die Stempelverzierungen waren während des langen Zeitraumes ihrer Verwen dung ständigen Veränderungen unterworfen. Die für die germanische Keramik des 5.-8. Jh. bekannten Stempelmuster sind auf Abb. 5 zusammengestellt. Ohne Mühe lassen sich bestimmte Grundtypen erkennen, die in verschiedenen Variationen auf treten. Diese Grundformen bilden meist geometrische Muster, die, im Design mit unterschiedlichen Zusätzen versehen, jeweils ein anderes Bild ergeben. Obwohl seit Jahrtausenden bekannt, treten die Grundformen in der Völkerwanderungszeit in einem besonderen Variationsreichtum auf, der sich über das gesamte 5. und 6. Jh. erstreckt. Im Gegensatz zu den sächsischen und fränkischen Mustern ist die Formen vielfalt bei den thüringischen Gefäßen nicht ganz so groß. Sowohl hier als auch bei den sächsischen Stempelverzierungen fällt auf, daß sie zwar oft kombiniert mit anderen Stempeln oder Verzierungsornamenten wie Del len, Buckeln und Strichmustern vorkommen, sich aber immer eng an die Grundfor men anlehnen. Ausnahmen sind nur auf der sächsischen Tonware festzustellen. Dazu gehören z. B. die mit Tierkopfstempeln verzierten Scherben der Siedlung Gristede, Kr. Ammerland (58), die Parallelen auf den anglo-sächsischen Gefäßen von Caistor- by-Norwich, Norfolk (Sachsen 1978, S. 611, Abb. 280), finden (Abb. 6). Die Urnen aus den Brandgräbern W 30 und R 9/10 sind mit eingestempelten vorwärts- und rückwärtsblickenden Tieren sowie Hakenkreuzstempeln verziert. Zwischen den Stempelreihen der Urne aus Grab R 9/10 sind außerdem ein Schiff und ein Tier mit offener Schnauze und langem Schwanz eingeritzt. Beide Gefäße werden ins 5. Jh. datiert. Die tierkopfverzierten Funde von Gristede, die A. Genrich auch mit den spitzohrigen Darstellungen auf bronzezeitlichen Kesseln von Liebenau, Kr. Nienburg/Weser, vergleicht, sind ebenso in die Mitte des 5. Jh. einzuordnen (Gen-