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Von besonderem Interesse ist die Stelle 47, eine quadratische Grube mit abgerun deten Ecken, senkrechten Seitenwänden und flacher Sohle. In der Füllung fand sich keine Keramik, sondern in einer Holzkohleschicht lediglich ein vollständiger Steig bügelarmring (Abb. 14). Nach der Verzierung seiner Schauseite, Querrillengruppen mit dazwischenliegenden flachen Buckeln, entspricht er der Form 2 a nach M. Claus (1942, S. 55, Taf, 3,6). Diese Hallstatt-D-Leitform streut bekanntlich aus dem Gebiet der Thüringischen Kultur bis in den Raum der Weißen Elster bei Leipzig. 3 Neben den Bruchstücken von Zeithain, Kr. Riesa (Moschkau 1953, S. 67), und Kotitz, Kr. Meißen, 4 in beiden Fällen aus unmittelbarer Elbnähe, gehört der Leu- bener Steigbügelarmring in Sachsen zu den östlichsten Funden, die Einflüsse der Thüringischen Kultur widerspiegeln. Die anderen Siedlungsgruben enthielten zahlreiche Keramikreste, die zumindest eine Grobdatierung erlauben, die dem Zeithorizont des Steigbügelarmringes ent spricht. Neben relativ indifferenten Schalen mit eingezogener Mündung (Abb. 13,5 bis 8, 15,1,3-5') und tonnenförmigen oder steilwandigen Rauhtöpfen, z. T. mit ge tupftem Rand (Abb. 13,2-3, 15,2,7), treten geknickte Profile (Abb. 13,9-10) auf, die schon Frühlatenecharakter tragen. Die Terrine mit dicht gestellten Tupfenreihen (Abb. 13,9) besitzt gute Parallelen in den Stücken von Torgau und Strehla, Kr. Riesa (Peschel 1963, S. 330, Abb. 1,7,10), die in die späte Hallstattzeit eingestuft wurden. Zwanglos in hallstattzeitlichen Rahmen würde sich auch die Scherbe mit hängendem Liniendreieck und begleitender Dellengruppc einfügen. Frühen Jastorfeinfluß ver rät dagegen das Flaschenunterteil mit länglicher Schulterknubben (Abb. 13,7). Somit erscheint für den Komplex eine allgemeine Einstufung als sinnvoll, die dem Schwan kungsbereich Hallstatt D 2/3 - Latne A mit hallstättischer Tradition entspricht. Die Grube 50 enthielt neben Keramik auch das Bruchstück eines bronzenen Schild ohrringes und einen eisernen Tüllenmeißel (Abb. 15,8). Meißel gehören zu den jenigen Gerätetypen, für die kaum Formvariationen möglich sind und die sich zu Datierungszwecken wenig eignen (vgl. auch Spehr 1966, S. 204). In gleicher Form wie unser Stück sind sie seit der Hallstattzeit, auch in der Billendorfer Gruppe (z. B. Coblenz 1964, S. 90-95), und besonders aus der Spätlatenezeit (Jacobi 1974, S. 35 bis 38, Nr. 142-156; Nothdurfter 1979, S. 29, Nr. 144-161) geläufig. Siedlung der Römischen Kaiserzeit Den umfangreichsten Komplex im untersuchten Gesamtbestand bilden die Hinter lassenschaften der kaiserzeitlichen Siedlung. Durch Lesefunde erschlossen, zieht sich die Siedlung auf einer Länge von fast 1 000 m und einer Breite von über 100 m in Nord-Süd-Richtung am Döllnitzauenrand entlang (Abb. 1). Infolge der Humus- 3 Z. B. Elstertrebnitz-Trautzschen, Kr. Borna (Irmscher 1937, S. 55-58), und Dölzig, Kr. Leipzig (Grünert 1955, S. 87-95). Vgl. auch die Verbreitungskarte bei Buck 1973, Abb. 3. 4 Handschriftliche Notiz von W. Baumann.