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DIE VERBREITUNG DER STEMPELVERZIERUNG AUF DER KERAMIK DES 5.-8. JH. ZWISCHEN ODER/NEISSE UND WESER* Von Angelika Träger 1. Einleitung Gegenstand dieses Aufsatzes ist die stempelverzierte Keramik des 5.-8. Jh. im Ge biet zwischen Oder/Neiße und Weser. Nach wie vor bildet die Tonware die um fangreichste archäologische Quelle zur Frühgeschichte. Viele Bearbeiter der späten Völkerwanderungszeit und der frühslawischen Periode haben sich eingehend dazu geäußert. Die Vorlage und Bearbeitung der genannten Fundgruppen erscheint den noch insofern berechtigt, als die verschiedenen Verzierungsarten zwar mit erfaßt wur den, eine Betrachtung der Dekorelemente im einzelnen jedoch nicht erfolgte oder sich nur auf wenige Motivvarianten und bestimmte regionale Verbreitungszonen be schränkte. Unter den gängigen Ziermotiven ist der Stempeldekor besonders her vorzuheben. Er ist zwar nicht an das 5.-8. Jh. gebunden, stellt aber in diesem Zeit raum gewissermaßen eine Art „Fundkategorie“ dar. In diesen Ausführungen wird Stempelverzierung wie folgt definiert: Als Stempel wird jedes Werkzeug aus Holz, Knochen, Geweih, Ton oder Metall angesprochen, auf dem - in der Regel bewußt - ein Muster aufgebracht worden ist, das nach Ab druck ein Bild auf dem Gefäß oder anderen Gegenständen hinterläßt. Somit dient der Stempel der Vervielfältigung von Mustern auf einem oder mehreren Gefäßen. Zumeist ist es eine flächige Verzierung. Die entstehenden Abdrücke können eine sehr unterschiedliche Qualität aufweisen. Entsprechend dem Neigungswinkel und dem Abnutzungsgrad des Stempels, der Tonqualität (Magerung) sowie der Brenntempe ratur zeigt sich das abgedrückte Bild verändert. Es ist sicher, daß der Stempel größer als sein Bild ist, da durch den Trockenschwund der Abdruck kleiner als das Original wiedergegeben wird. Während die einschlägigen Funde vom Gebiet der DDR, soweit publiziert, nahe zu vollständig aufgenommen wurden, konnten die des nordwestdeutschen Raumes * Der vorliegende Aufsatz wurde auf der Grundlage einer 1982 am Bereich Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität Berlin abgeschlossenen gleichlautenden Diplomarbeit angefertigt. Für die Unterstützung bei der Erarbeitung des Themas und die Möglichkeit der Publikation möchte ich mich bei Prof. Krüger (AdW), Prof. Grünert (Bereich Ur- und Frühgeschichte der Humboldt- Universität), Prof. Donat (AdW), Prof. Coblenz und Dr. Vogt (Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden) bedanken.