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Sachgüter als auch die durch zahlreiche Kontakte beförderte Übernahme römischer Schmucksitten gewesen sein, wie sie besonders für die germanische Führungsschicht anzunehmen ist. Chronologie und Ergebnisse Das Gros der Funde, so sämtliche Silber- und Bronzeringe, gehört dem 3. Jh. an. Über eine wesentlich längere, die Gesamtdauer des Römischen Reiches umfassende Zeitspanne verteilen sich die goldenen Fingerringe, deren ältester, ein schmaler Gold reif mit Hephaistosgemme von Commichau, Kr. Grimma, (Abb. 1,7) stilistisch dem 1. Jh. zuzuordnen ist. In das späte 4. oder sogar 5. Jh. ist der Ring von Lübben (Abb. 2,8) zu datieren, dessen barbarisiert geschnittene Steine am ehesten aus einer Werkstatt im Grenzbereich des Imperiums stammen dürften. Ähnliches gilt auch für den wohl im 4. Jh. gefertigten Goldfingerring mit Delphinkopfenden von Königs berg, Kr. Wittstock (Abb. 2,7), dessen germanische Stilelemente nicht zu übersehen sind. Unzweifelhaft ältestes Fundstück ist die etruskische Glasgemme mit Penthe- silea(?)-Darstellung von Kemnitz, Kr. Potsdam (Abb. 3,2, Taf. 8,1), die noch in das 1. Jh. v. u. Z. zu datieren ist und vielleicht in einem Eisenring gefaßt war. Die zeitliche Verteilung aller römischen Fingerringe, Gemmen und Kameen ent spricht, obwohl es den „Fehler der kleinen Zahl“ zu beachten gilt, ziemlich genau der des Gesamtimportfundus im Gebiet zwischen Ostsee und Thüringer Wald, dessen Masse eindeutig in die zweite Hälfte des 3. Jh. gehört. 21 Er ist ein Teil jenes zu dieser Zeit die Germania libera erreichenden Importstromes, der, als sichtbarer Aus druck umrißhaft erkennbaren historischen Geschehens, zunehmend archäologische Aufmerksamkeit erfährt. Die Erhellung gerade dieses Zeitabschnittes ermöglicht es, innergermanische, weitgehend „anonyme Stammesgeschichte“ mit der des römi schen Imperiums, zumindest für die letzten Dezennien des 3. Jh., zu verknüpfen. Dazu vermögen auch die hier vorgestellten ästhetisch reizvollen, mehrheitlich zum „gehobenen Besitz“ zählenden römischen Schmuckstücke einen Beitrag 22 zu leisten. 21 Eine scheinbare Ausnahme machen, zumindest vom Prägedatum her, die Fundmünzen, doch dürfte deren Masse gleichfalls im 3. Jh. in die Erde gelangt sein. Bei dieser Sachgruppe kommen beson dere, mit dem Anhäufen von Edelmetall guter Qualität (wie sie die vollgewichtigen und schwach legierten Silberdenare des 1. und 2. Jh. besaßen) zusammenhängende Verzögerungsfaktoren in Betracht. 22 Umfassende Aufschlüsse setzen möglichst viele, besonders aussagefähige Sachgüter, wie Metall gefäße, Gläser, Sigillaten und andere Keramik, voraus. Mit ihrer systematischen Neuaufnahme wurde in der DDR begonnen.