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BRD, (Körner 1939, S. 56, 97, Taf. 5,6) unterstreichen. Alle stammen aus langobar- dischen Urnengräbern des späten 3. Jh. Wahrscheinlich äußern sich in ihnen gleiche, ethnisch zu begründende Beigabensitten, wie sie die Brandgräber des Mittelelbe- Saale-Gebietes, mit ähnlich hohem Importanteil, offenbar nicht zu belegen scheinen. 18 Auch in dem sich östlich anschließenden Raum, der bis zur Oder hin römische Im portstücke nur spärlich aufweist, fehlen entsprechende Funde gänzlich. Nach dem derzeitigen Forschungsstand kommen östlich der Mulde, der mittleren Elbe bis zur Havelmündung und von da in einer etwa nordwärts zur mecklenburgi schen Küste verlaufenden Linie römische Fingerringe lediglich als weit gestreute Einzelfunde oder - wie Hohendorf, Kr. Wolgast (s. S. 144) - als Teil eines umfäng lichen, vermutlich im 3. Jh. niedergelegten Schatzes vor (s. Abb. 4). Bis auf den Silberfingerring vom Hammelstall, Kr. Pasewalk (s. S. 145), sind es durchweg sehr verschiedenartige, zwischen dem 1. und 5. Jh. gefertigte Goldringe, die, wie schon ausgeführt, als germanische Weihe- oder Opfergaben in die Erdegelangtseinkönnten. Funktion und historische Umwelt Im innergermanischen Bereich trugen beide Geschlechter Fingerringe. Neben seiner dekorativen Aufgabe war der Fingerring zweifellos auch ein Attribut der gesellschaft lichen Stellung seines Trägers. Dafür spricht, daß die meisten Adelsgräber des späten 3. und frühen 4. Jh., vor allem im Saalebecken und Nordharzvorland, römische oder germanische Goldfingerringe enthielten. Dagegen weisen die Brandbestattungen dieses Gebietes auffallend wenige, vorwiegend aus Silber oder Bronze gefertigte Ringe auf. Auch wenn man berücksichtigt, daß durch die wesentlich ungünstigeren Erhaltungsbedingungen und andere im grabrituellen Bereich liegende Ursachen 19 nur eine geringe Anzahl der ursprünglich vorhandenen Fingerringe archäologisch sicht bar wird, war das Tragen von Metallfingerringen 20 offenbar nicht allgemein üblich (Beckmann 1967, S. 11). Wahrscheinlich spielten dabei geographische und somit ethnische Faktoren eine gewichtige Rolle. Es hat den Anschein, als seien gerade in den germanischen Gebieten, die im späten 3. Jh. engere Beziehungen zum Römischen Im perium, besonders aber zum gallischen Sonderreich (259-274) (Werner 1973, S. 1 ff.) besaßen, Fingerringe häufiger als anderswo in der Germania libera getragen worden. Gründe hierfür könnten sowohl der allgemein stärkere Zustrom provinzialrömischer 18 Zu berücksichtigen ist, daß die ohnehin kleine Sachgruppe für umfassende Aussagen und Ana lysen wenig hergibt. Die hier vorgetragenen Beobachtungen sind im Sinne dieser Prämisse zu werten. 19 Die Brandgräber des ausgehenden 3. Jh. lassen erkennen, daß Reste von Schmucksachen, Tracht bestandteilen und anderen Dingen kaum oder nur noch beiläufig in die Urnen gelangten. In der zunehmend nachlässigeren Handhabung bestimmter, seit der frühen Kaiserzeit geübter Beigaben sitten deutet sich ein Wandel in den kultischen Vorstellungen an, der dem Übergang zur Körper bestattung im Laufe des 4. Jh. vorausging. 20 Zweifellos wurden auch Schmuckringe aus organischem Material wie Knochen, Horn, Elfenbein, Bernstein u. a. getragen. Ihre ungleich höhere Anfälligkeit läßt sic daher archäologisch kaum in Erscheinung treten, was zu einem unausgewogenen, den ursprünglichen Verhältnissen widerspre chenden Fundbilde führt.