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Vor allem die aus Edelmetall gefertigten und mit geschnittenen Steinen versehenen Ringe gehörten zum Besitz einer sozial privilegierten Schicht, die uns im Beigaben inventar der reich ausgestatteten Adelsgräber vom Typ Leuna-Haßleben entgegen tritt. Aus den annähernd zeitgleichen Brandgräbern von Pritzier, Kr. Hagenow (Abb. 1,4), Borstel, Ot. v. Stendal (Abb. 1,7, 2,2, Taf. 7,2), Wechmar, Kr. Gotha (Abb. l,8a-d, und wohl auch Langenstein, Kr. Halberstadt (Abb. 1,5), liegen neben bronzenen lediglich Silberringe vor, 17 die zu den vorigen auf eine erheb liche soziale Abstufung hindeuten. Aus germanischen Siedlungen bekanntgewordene provinzialrömische Fingerringe beschränken sich auf Mühlberg, Kr. Gotha (Abb. 1,6,9, 2,7), wo je einer aus Eisen, Bronze und Silber zutage kam. Letzterer ist mit den drei Wechmarer Silberringen (Abb. l,8a-c[) formidentisch, so daß neben der gleichen provinzialrömischen Werk statt auch auf übereinstimmenden Erwerb dieser Stücke durch Handel geschlossen werden kann. Nur ein Goldring mit Gemme, und zwar der von Hohendorf, Kr. Wolgast, zu dem noch die Reste eines zerschnittenen Silbergefäßes und 22 römische Bronzemünzen des späten 2. Jh. gehörten, ist Teil eines Schatzfundes. Bemerkenswert hoch ist die Anzahl der vermeintlich auf „freiem Gelände“ gefun denen römischen Goldringe. Wahrscheinlich liegen dem die gleichen, schon bei den römischen Goldmünzen erörterten Motive zugrunde (Laser 1980, S. 43; 1981, S. 689). Auch hier dürfte es sich, obwohl exakte archäologische Beweise kaum zu er bringen sind, um Opfer- oder Weihegaben handeln, die im Umfeld germanischer Siedlungen aus rituellen Anlässen niedergelegt wurden. Räumliche Verbreitung Römische Fingerringe kommen in den gleichen Fundlandschaften gehäuft vor, aus denen auch die Mehrzahl der sonstigen Sachgüter römischer Herkunft stammt. Op tischer Schwerpunkt ist das Gebiet zwischen Gotha und Arnstadt (s. Abb. 4), das wegen seiner zahlreichen und vielfältigen Importfunde (Kaufmann 1957, S. 205 ff.; Laser 1974, S. 261 ff.; Müller 1980, S. 71 ff.) schon seit langem besonderes Interesse erregt. Klar tritt auch der Raum zwischen Nordharzvorland, Saale und Unstrut her vor, dank der meist dort gefundenen reichen Grablegen vom Typus Leuna-Haßleben, von denen mehrere römische Fingerringe oder Gemmen enthielten. Vorwiegend sind es Goldringe mit geschnittenen Steinen, deren Qualität und ungleich höherer Materialwert sie von den eher bescheiden wirkenden Ringen und Glasgemmen aus den ungefähr zeitgleichen Brandgräbern oder der Siedlung Mühlberg, Kr. Gotha, deutlich abheben. Eine altmärkisch-südwestmecklenburgische Fundkonzentration greift bis nach Nie dersachsen aus, wie die beiden Münzringe von Rebenstorf, Kr. Lüchow-Dannenberg, 17 Der aus dünnem Goldblech „gefaltete“ Fingerring von Borstel, Ot. v. Stendal, ist ein Unikat und germanischer Herkunft (s. S. 149 u. Anm. 44).