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Zensoren, Rittern und deren männlichen Nachkommen) (Livius 9, 7, 8; Plinius hist, nat. 33, 18) und Senatoren. Doch begnügten sich letztere um die Wende zum 1. Jh. v. u. Z. als Zeichen republikanischer Gesinnung mit eisernen Ringen (Plinius hist, nat. 33, 6, 21). Auch Gesandte, die bei Amtsausübung den vom Staat erhaltenen goldenen Finger- bzw. Siegelring trugen, steckten zu Hause eiserne Ringe an (Four- las 1971, S. 81). Bis in die Kaiserzeit hinein zählten Goldringe zu den militärischen Rangabzeichen. Nach Appian (hist. Rom. 8, S. 104) besaßen die tribuni militum goldene, die Soldaten eiserne Fingerringe. Dieses Vorrecht wurde erst nach 197 hinfällig, als Septimius Severus (193-211) den Soldaten anläßlich großer Siege auch das Tragen goldener Ringe erlaubte (Herodian 3, 7); gleiches gilt von nun an für Freigeborene und Freigelassene (ius anuli aurei). Daraus geht hervor, daß im Römischen Reich des ausgehenden 2. Jh. der Ring an sich kein Statussymbol mehr darstellte. Eine wichtige Rolle spielte der vorwiegend am Ringfinger der linken Hand 3 getragene Ring auch im magischen Bereich. Ihm wurden Schutz vor Dämonen sowie mantische, medizinische und allgemein wunderbare Kräfte (Ganschinietz 1914, Sp. 837 f.) zugeschrieben. Eine ausgesprochene Zweckform stellen die meist im 3. Jh. vorwiegend aus Bronze, seltener aus Edelmetall gefertigten Schlüsselfingerringe dar, die zur Siche rung kleiner Behältnisse dienten. Typologische Entwicklung Fingerringe Die typologische Entwicklung des römischen Fingerringes vollzieht sich vom 1. Jh. v. bis zum 2. Jh. u. Z. in einem allmählichen Übergang von der länglichen hellenisti schen zu einer stereotyp kreisähnlichen Ringform. Der meist flache Reif verbreitert sich zur Schulter hin und hebt sich deutlich von der häufig kurzovalen Ringplatte ab. Im Laufe des 2. und frühen 3. Jh. nimmt der Reif eine mehr elliptische, durch Be gradigung der unteren Ringschiene auch polygonale Form mit schräg nach außen abfallenden Schultern an. Während des 3. Jh. zeigen die Ringe eine betont scharf kantige, vielfach durch Riefen, Voluten oder mondsichelförmige Durchbrüche ver zierte, nicht selten herzähnlich gestaltete Schulter. Seit dem 3. Jh., besonders in severischer Zeit, kommen Ringe mit in die Frontplatte eingesetzten Münzen in Mode. Im 4. Jh. und später entstehen keine typologisch neuen Ringformen mehr. Erstmals treten Filigran, Granulation und Perlung als Zierelemente, vor allem bei Goldringen, auf. Im großen und ganzen jedoch überwiegen teils primitive, teils überladen wirkende, wenig kunstvoll meist aus Bronze oder Messing gefertigte Stücke. Häufig mit christlichen Symbolen geschmückt, gewinnt der spätrömische Fingerring eine neue, auf den Glauben seines Trägers hinweisende „Abzeichen funktion“. 3 Mit steigendem Wohlstand wurden Ringe auch an allen anderen Fingern getragen; ausgenommen blieb der Mittelfinger (digitus medicinalis) (Plinius hist. nat. 33, 24).