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men schloß die Anlagen von Luhov und Lipno noch mit ein, hat sich aber am Ende der Jungurnenfelderzeit stark verengt. Offensiedlungen fehlten zwar ebenfalls in der Nähe der älteren Peripherburgen nicht ganz (Jezovy). Muß man in stärker be waldeten Gebieten auch mit größeren Dunkelziffern rechnen, haben solche Nieder lassungen dort aber wohl nur Ausnahmen dargestellt. In den beschriebenen Unterschieden deutet sich - wenigstens tendenziell - eine Gegensätzlichkeit der Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur an, in die sich auch die wehrhaften Siedlungen im weiteren räumlichen und zeitlichen Umfeld stellen lassen (u. a. Jockenhövel 1974 a, S. 56 f.; Niesiolowska-W?dzka 1974, S. 166 ff., 227). Die daraus abgeleiteten beiden Interpretationsmodelle werden der Realität in ihrer Ausschließlichkeit sicher nicht gerecht. Doch stecken sie bestimmte Grenzen ab, inner halb derer solche Gemeinwesen existieren konnten. V. Saldovä (1977, S. 158, 161) vermutet in den Nynicer Höhensiedlungen ins gesamt „am ehesten autarke wirtschaftliche und also auch gesellschaftliche Einhei ten“. Dem wird man zustimmen wollen, soweit es um die isoliert gegen die Gebirge hin vorgeschobenen Burgen der ersten Gruppe geht. Freilich schließt deren beacht liche Ausdehnung aus, in ihnen lediglich „unabhängige Siedlungen kleiner Gemein schaften, am ehesten von Sippen“, zu sehen. Im Rahmen gentiler Strukturen könnte hinter einer tausend- oder mehrköpfigen Einwohnerschaft durchaus ein ganzer Stamm gestanden haben. In der planvollen Anlage dicht besiedelter Wohnbereiche zeichnen sich womöglich protourbanistische Entwicklungstendenzen ab (Neustupny 1969, S. 28 f.), wie sie freilich erst in der späten Hallstattzeit deutlicher in Erschei nung treten (Härke 1983, S. 465, Anm. 29). Die wiederholte Umwehrung eines kleinen exponierten Burgbezirkes ruft, wie die Anwendung des Begriffes ,Akro- polis’ zeigt, unterschwellig sogar Assoziationen zur hierarchischen Gliederung früh- antiker Stadtstaaten hervor. Wenn die Autorin in gleicher Weise aus der verhältnismäßig geringen Zahl nach- gewiesener Offensiedlungen für die Burgwälle der zweiten Art im Altsiedelland um Plzen schließt, daß sie „den Siedlungen nicht übergeordnet waren und mit ihnen keine größere Einheit bildeten“ (Ebenda), folgen wir ihr nicht (s. Nachtrag). Das Erscheinungsbild legt vielmehr gerade eine solche oder ähnliche Deutung nahe. Zwar läßt sich über den Charakter der Talsiedlungen vorerst nur spekulieren (zu Näklov vgl. Saldovä 1983), doch scheint es sich nach Vergleichsuntersuchungen überwiegend ebenfalls um dauerhafte, wenn auch teils kurzlebigere und kleinere Niederlassungen (Weiler, Gehöfte) gehandelt zu haben. Erwartungsgemäß tragen sie archäologisch das kulturelle Gepräge der Höhenburgen. Entfernungen bis > 10 km sprechen einerseits nicht dafür, in ihnen lediglich ,Saisonsiedlungen‘ oder gar ,Wohnlager‘ der Burgbewohner zu sehen (so neuerdings Smrz 1981, S. 500, 503). 41 Es ist andererseits schwer vorstellbar, daß Burg und jeweils mehrere un befestigte Siedlungen in ein und derselben Siedlungskammer beziehungslos und 41 Die Existenz fester Offensiedlungen wird ja auch von der polnischen Forschung für die entwik- kelte Lausitzer Kultur (zuerst im Süden, besonders in deren jüngerem Abschnitt) nicht mehr in Abrede gestellt (z. B. Bukowski 1978, S. 261 ff., 276 f.; vgl. auch Buck 1979, S. 60).