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Umfang möglich. Wenn die xerothermen Florengesellschaften während des trock neten und wärmeren Subboreals gewiß auch weiteren Raum als heute eingenommen haben (Jäger/Loek 1978, S. 218 ff.; Smrz/Mlady 1979, S. 47 ff.), ist es doch kaum glaubhaft, daß sich eine ein- oder gar mehrtausendköpfige Einwohnerschaft in die ser klimatisch wie edaphisch gleichermaßen benachteiligten Zone im wesentlichen vom Ackerbau ernährt haben sollte. 39 Viehwirtschaft bot dagegen hier auch größeren Menschenkonzentrationen eine Existenzgrundlage. Einerseits direkte Nahrungsquelle, bildeten die Tiere anderer seits und vor allem ein begehrtes Mehrprodukt - „neben Sklaven das einzige Han delsgut, das keine Transportmittel erforderte, sondern sich auf eigenen Beinen zum Absatzort bewegte“ (Härke 1983, S. 470). Klimatisch bedingt waren damals selbst die Wälder der submontanen Stufe an vielen Stellen aufgelichtet, und durch regel mäßigen Viehverbiß wurden Freiflächen offengehalten (Jäger/Lozek 1978, S. 220 ff., 226). Zu solcher Vorstellung passen die beachtlichen Siedlungsflächen (bis > 50 ha), die größere Pferche und Hürden eingeschlossen haben können, und die weitläu figen fast unbesiedelten Gebiete zwischen den Höhenburgen (Abstände 18-35 km), in denen praktisch unbegrenzter Raum für die Weide zur Verfügung stand. Ähn liche Überlegungen sind für vergleichbare Großsiedlungen im süddeutschen Urnen felder- und Hallstattbereich angestellt worden (Biel 1980, S. 29; Härke 1983, S. 469 f.). 40 Verglichen mit dem ökologischen Angebot und der Eigenart der Höhensiedlungen im Gebirgsvorland, könnte in den längerlebigen Burgen im Zentrum des Pilsener Beckens tatsächlich dem Bodenbau mehr Bedeutung zugekommen sein. Die natür lichen Voraussetzungen waren in rd. 300 m Meeresspiegelhöhe dafür jedenfalls weit günstiger (vgl. z. B. Jockenhövel 1980, S. 43, 45). Die als „Belege für den agrari schen Charakter“ genannten Mahlsteine, Getreide- und Hülsenfruchtfunde von Plana stammen aus erst späthallstattzeitlichem Fundverband (aldov 1977, S. 137, 161). Die im Durchschnitt um fast das Zehnfache (!) geringere Größe dieser Sied lungen (x = 3 ha gegenüber 26 ha) weist, selbst wenn man lückenlose Bebauung einkalkuliert, auf erheblich kleinere Einwohnerzahlen hin. Die Burgwälle lagen im Umkreis etlicher offener Siedlungen, die vermutlich den Rahmen abstecken, innerhalb dessen damals Ackerbau effektiv betrieben werden konnte. Dieser Rah- 39 Ausgehend vom Energiebedarf und von historischen Vergleichsdaten, kann bei ausgewogener Mischkost auf eine minimale Getreideanbaufläche von ca. 14-1/2 ha pro Person geschlossen wer den (u. a. Grünert 1968, S. 120 ff.; Neustupny/Dvoräk 1983, S. 151 f.; Poulsen 1983, S. 148 ff.). Übertragen auf eine tausendköpfige Einwohnerschaft wären das 2,5-5 km 2 jährlich zu bebauender Fläche. Setzt man nach kurzzeitigem Anbau eine mehr-, wahrscheinlich sogar vieljährige Brache zur Regeneration des Bodens voraus (anders Lünig 1980, S. 121), ergeben sich jedenfalls um ein Vielfaches größere Nutzräume. Ohne derartige Schätzungen überbewerten zu wollen, ver deutlichen die Größenordnungen doch die Problematik. 40 Angesichts der immensen Ausmaße späturnenfelderzeitlicher Höhensiedlungen auf Tafelbergen (bis 1 km 2 !) kann sich J. Biel „kaum vorstellen, daß diese riesigen Bergflächen dicht besiedelt waren, sondern von der Lage her möchte man eher an große Weideberge denken“. Daß „wenig stens zu gewissen Zeiten zahlreiche Menschen hier gewohnt haben“, legen indessen auch die Aus grabungen auf dem Hradist’sky vreh nahe.