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ZUR UR- UND FRÜHGESCHICHTLICHEN BESIEDLUNG DER DÖLLNITZAUE BEI LEUBEN, KR. OSCHATZ (AUSWERTUNG)* Von Klaus Kroitzsch Bedingt durch Kiesabbau und Errichtung einer Rinderstallanlage konnten zwischen 1968 und 1978 auf einer Fläche von etwa 4 ha Teile eines ur- und frühgeschicht lichen Siedlungs- und Bestattungsplatzes bei Leuben, Kr. Oschatz, untersucht wer den. 1 Bandkeramische Besiedlung Bandkeramische Siedlungsspuren kamen besonders im südwestlichen Teil der Gra bungsfläche zutage. Dabei handelte es sich um flache, bis zu 0,35 m eingetiefte Gruben von 2 bis 3 m Länge und 1,5 m Breite. Die braune Füllerde enthielt nur wenige charakteristische Scherben aus einer älteren bis mittleren Phase der Linien bandkeramik, darunter solche mit Winkel-, Mäander- und Spiralmotiven (Abb. 5,2,4,5,7) (Hoffmann 1963, S. 25-74). Die Füllung der zweilinigen Bänder besteht aus einer Reihe kleiner Einstiche oder Gruppen von zwei Einstichen. Unter der groben Siedlungskeramik sind größere Bruchstücke eines dickwandigen Vorratsgefä ßes mit einer zweigeteilten zungenförmigen Handhabe erwähnenswert (Abb. 5,7). Als etwas jünger erweist sich dagegen ein geschlossener Fund von vier Kümpfen und einem hochgewölbten, undurchlochten Schuhleistenkeil (Abb. 4). Die Stücke fand H. Schulze in 0,9 m Tiefe. Vermutlich sind es Beigaben eines zerstörten Kör pergrabes. Das Vorkommen von zwei Gefäßen mit reinen Stichmustern (Abb. 4,3,4) ge meinsam mit einem Gefäß, das ein Kombinationsmuster aus Ritz- und Stichlinien besitzt (Abb. 4,2), überrascht nicht. So liegt z. B. aus Dresden-Nickern, Grab 2, ein ähnlicher Fundverband vor (Baumann 1960, S. 102-111). Gefäße mit einer Stichverzierung, wie sie in Leuben begegnen, sind zeitlich der jüngsten Phase der Linienbandkeramik zuzuordnen. * Dem Gedenken an meinen Kollegen Dipl. phil. Willfried Baumann gewidmet. 1 Zur Publikation des Fundmaterials s. Baumann/Kroitzsch 1984. Die Abbildungshinweise im Text beziehen sich auf diese Arbeit. Kurze Vorberichte über die Ausgrabungsergebnisse: Baumann/ Kroitzsch 1974, S. 100-103; Baumann 1974, S. 140-142.