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Die Stelle selbst gehört zu einem stets in Cultur gewesenen Ackerlande und zeigt weder eine Erhö hung noch Steinanhäufung. Der Schatz kam dadurch zu Tage, dass behufs Rübenanbau tiefer als gewöhnlich gepflügt wurde. Er besteht aus 12 Stück starken Arm- oder Fussringen, das Stück ohn- gefähr 500 g im Gewicht (ein Stück im praehistorischen Museum zu Dresden, 11 Stück in meiner Sammlung). 19 Stück Halsringe im Gewicht von 225-250 g das Stück (ein Stück praehistorisches Museum Dresden, ein Stück zerbrochen Herr Osborne Dresden, 17 Stück Caro’sche Sammlung). Ferner zwei wohlerhaltene Celte, ein zerbrochenes Dolchmesser ohne Griff und Scheide, eine größere Anzahl Armspiralen, ursprünglich acht vollständige Exemplare, von denen leider nur ein Stück wohlerhalten ist, welches 11 Windungen mit ca. 60 cm lichter Weite zeigt und ein Gewicht von 380 g hat. Die übrigen sieben Stück sind bei den schon erwähnten barbarischen Untersuchungen in grössere und kleinere Theile zerbrochen. Weiterhin fanden sich eine Anzahl zerbrochener Ringtheile vor, welche jedoch s. Z. schon in Stücken in das Gefäss gelegt worden waren, die Bruchstellen waren dicht und fest mit Patina überzogen. Das oben erwähnte Colophonium stellte sich, wie erwartet, als Bernstein heraus. Dem Zufall war es zu danken, dass auf der Fundstätte selbst unter der Acker krume noch von meinem Begleiter, Herrn Osborne, ein Stück aufgefunden wurde, ca. 50 mm lang und 30 mm breit, welches sich, vom Schmutz gereinigt, als eine in der Längsachse durchbohrte Bern steinperle präsentierte, ein kleines Exemplar wurde später beim Bearbeiten des Feldes gefunden und gelangte noch in meinen Besitz. Die s. Z. gefundene Menge, von den Knechten für Colophonium gehalten, ist, „weil es sehr flackerte“, verbrannt worden. Ich glaube, den Fund so ziemlich vollständig zu besitzen. Die röthliche Färbung der Bronze veranlasste mich, je einen Repräsentanten der Formen einer genauen chemischen Untersuchung zu unterwerfen. Die Resultate waren überraschend, wie nachstehend ersichtlich ist: Armring Halsring Spirale Celt. Kupfer 96,9 % 96,3 % 98,2 % 93,4 % Zinn 0,87 % 1,27% 0,42 % 1,24% Silber 0,41 % Spur Spur Spur Arsen Spur Spur Spur Spur Eisen do. fehlt fehlt Spur Mangan do. fehlt Zink geringe Spur pzurF— - Man könnte nach dem chemischen Befund das Metall als schlecht verhüttetes Kupfer bezeichnen, die fremden Metalle als natürliche Beimischungen. In Cornwallis wird ja genug Kupfer und Zinn zusammen gefunden und die geringe Spur von höchstens 1,27% könnte man wohl als nicht absicht liche Beimischung betrachten. Doch lasse ich diese Frage zunächst noch als eine offene gelten. Es ist schon von anderer Seite gesagt worden, das Auftreten nicht vollwichtiger (10 % Zinn als Norm an genommen) Bronze hätte seinen Grund in dem öfteren Umschmelzen der Bronze, indem bei 200 °C. das Zinn theils verbrennt und theils flüchtig wird. Die in dem Gefäss reichlich gefundenen Bruch stücke lassen allerdings den Gedanken zu, dass dieselben zum Verschmelzen aufgehoben worden sind, da sie ja sonst zu Nichts weiter zu gebrauchen waren. Um einen Anhaltspunkt zu gewinnen, habe ich einen normal zusammengesetzten Bronzekuchen (90 % Kupfer, 10 % Zinn) sechs Mal umgeschmolzen. Ich werde diese sechs Kuchen einer genauen chemischen Untersuchung unterziehen und s. Z. die Resultate veröffentlichen. Ich gestehe zu, dass ich mich mehr zu der Ansicht wende, die ursprünglich vollwichtige Bronze hat ihren Zinngehalt durch öfteres Umschmelzen verloren, doch ohne einige selbstgeprüfte Anhaltspunkte will ich es nicht behaupten. Es wäre ja der erste Kupfer fund von Bedeutung in Sachsen, wenn die letzte Ansicht sich als irrthümlich herausstellte; ich werde später die Angelegenheit an diesem Orte weiter verfolgen. In der Form selbst zeigen die Schmucksachen keine besonderen Eigenthümlichkeiten. Die Arm ringe sind sehr einfach durch eingeritzte Rundstreifen in der Mitte und an den Endpunkten verziert. Die Halsringe sind an den Ecken in eine aufgerollte Oese gebogen und zeigen sonst keine Verzie rungen. Die Celte sind von gewöhnlicher Form, das Messer hat zugespitzte Streifenornamente. Das Gefäss, von welchem ich ein Bruchstück besitze, welches die Reconstruction des Ganzen leicht ermöglicht, ist roh von aussen gearbeitet, ungeglättet, graubraun, ohne Drehscheibe dargestellt. Die innere Wandung ist glatt und schwarz mit Graphit abgefärbt. Deckel ist nicht nachzuweisen, doch aus der Beschaffenheit der ganzen Fundangabe geht hervor, dass das Gefäss bedeckt in der Erde gestanden hat. Der ganze Fund kann als Schatz eines reichen heidnischen Germanen oder Sklaven betrachtet werden. Das Feld selbst hat sich seit Menschengedenken in directem Erbe der Familie Heide befunden, der jetzige Besitzer hat die Erbtochter zur Frau. Die ganze Umgegend von Lom- 83