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Göda-Birkau und Röderau und die Gräber von Burk und Naundorf b. Zehren. Die ungefähre Zeitgleichheit mit dem Hort von Kiebitz mit der Vorform späterer Arm manschetten bestätigt die eben genannte Eingruppierung vor Göda-Birkau, schließ lich aber auch vor Dresden-Prohlis (Billig 1958, Abb. 51, 52) oder Coblenz-Neda- schütz (Billig 1958, Abb. 50) - in beiden Fällen längsgerippte Armbänder. Die Hortfundverteilung in den drei sächsischen Bezirken zeigte relativ klare Schwerpunkte, die einmal die Oberlausitz betreffen, weiterhin, doch etwas weniger stark belegt, den Dresdner Raum, drittens den verbreiterten Elblauf von Meißen bis unterhalb von Riesa unter Einschluß des östlichen Muldenlandes, viertens das nordwestsächsische Gebiet mit dem Übergang in den Halleschen Raum und schließ lich den schmalen Paßweg von Zittau über Olbersdorf ins Böhmische. Am Formen inhalt der Funde erkennt man, daß die obere Elbe, wie auch in anderen Epochen der Urgeschichte, als Mischzone zwischen Oberlausitzer Formen und solchen aus dem Mittelelb-Saale-Gebiet aufzufassen ist, wobei der Riesaer Raum als eigentliche Zone des Zusammentreffens zu gelten hat. Die starken Verbindungen des nördlichen Aunjetitzer Kulturbereiches mit Böh men stehen nicht isoliert, sondern stellen, wie zahlreiche archäologische Belege, dar unter auch Kyhna, verdeutlichen, nur eine allerdings besonders rege frequentierte Teilstrecke der gesamteuropäischen Kontakte vom äußersten Südosten bis zum Nor den und schließlich zum Nordwesten und Westen dar. Hierbei kommt wohl auch das zu Beginn des mittel- und nordeuropäischen Metallzeitalters klare Kulturgefälle nach den auch klimatisch ungünstigeren Gebieten zu noch gut zum Ausdruck. Daß die überlieferte soziale Oberschicht im Südosten, etwa des mykenischen Krei ses, wohl bescheidenere, aber doch erkennbare An- und Nachklänge in Mitteleuropa, ja selbst im Norden aufweist, zeigt die Auswirkung der materiellen und der ideellen Kontakte und die bedeutende Rolle unseren ersten Metalls mit seinen vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten bei der Entwicklung der Gesellschaft. / Anhang I Aus forschungsgeschichtlichen Gründen sei im folgenden der erste Bericht über den Metallfund mit Bernstein aus Jessen (jetzt Gemeinde Schleinitz, Ortsteil Jessen-Wauden, Kr. Meißen) im Wortlaut wiedergegeben, da darin auch die große Menge des als solchen nicht erkannten Bernsteins fixiert wurde. Bei der Schätzung dürfte man allerdings in erster Linie das Raummaß gesehen und dabei nicht berücksichtigt haben, daß Bernstein relativ leicht ist. Eine 3/4 Metze dieses Materials dürfte weit mehr als einen großen Eimer Inhalt ausgemacht haben: Im Herbst des laufenden Jahres fand der Knecht des Gutsbesitzers Wirth in Jessen bei Lom matzsch auf einem in Waudener Flur gelegenen Felde beim Umpflügen einen „alten Topf mit Ringen ungefähr 3/ Metze Colophonium“, und zwar in einer Tiefe von 30 cm. Das Gefäss wurde ange pflügt und hingen sich die Ringe an die Pflugschaar, das Klappern des Metalles machte die Leute aufmerksam. Die an Ort und Stelle vorgenommene Untersuchung seitens der Finder ergab, indem sie mit Kraftanstrengung die Metallringe zerbrachen, für ihre Sinne Kupfer, in Folge dessen sie die sämmtlichen Gegenstände an den Kupferschmied Junghans in Lommatzsch verkauften. Ich war so glücklich, den Fund durch Zufall vor dem Einschmelzen zu bewahren und ihn meiner Sammlung einverleiben zu können. Ich besuchte kurz nach dem Vorkommniss die Fundstätte. Dieselbe liegt südwestlich von Lom matzsch an der Chaussee zwischen genanntem Ort und Döbeln, ohngefähr 60 Schritte vom Wege.