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zunächst nur Depotfunde Bernstein bergen und offenbar erst in der späteren Aun- jetitzer Entwicklung auch wieder Gräber reichlich bestückt werden. Daß spätschnur keramische Bestattungen der Oberlausitz ebenfalls — allerdings primitiver ge formte - Bernsteinperlen als Beigaben zeigen, ist einmal darauf zurückzuführen, daß ausgesprochene Schmuckdepots im Endneolithikum unserer Bereiche kaum bekannt sind und daß darüber hinaus ja die Oberlausitzer Spätgruppe der Schnurkeramik außer gewöhnlich weit in die Metallzeit hineinreicht, so daß sich Berührungspunkte zwi schen ihr und dem späten Aunjetitz, wie es in der Oberlausitz üblich ist, mehrfach zeigten. Was den Handel vom Norden anbetrifft, so muß betont werden, daß in der älteren Bronzezeit Mecklenburgs, d. h. aus geschlossenen Funden der Perioden I und II, Bernsteinfunde kaum vorliegen (Schubart 1972, S. 45), so daß dieses Ge biet als reines Transitland betrachtet wird. Entsprechende Bernsteinbeigaben fehlen in den Gräbern, was schließlich auch mit der Trachtsitte in Zusammenhang stehen kann. In der Periode III treffen wir nämlich in der sog. mecklenburgischen Kultur provinz gerade auch in Gräbern sehr häufig Bernsteinschmuck an. Wie nun dieses wertvolle Material - wahrscheinlich von Jütland - in den süddeutschen Bereich ge langt, ist anscheinend unklar, da trotz vergleichbarer Bronzen im Elb-Saale-Land und im oberen Donauraum Hinweise auf direkte Verbindungen zwischen beiden Ge bieten in der frühen Bronzezeit fehlen. Die bisher einzigen Stücke aus Bernstein im Depot von Dinkelshausen (Menke 1982, S. 103) und die wenigen Perlen etwa in Straubing (Hundt 1958) sind offenbar erst über Böhmen vermittelt worden, das seinen Reichtum durch die Vermittlerrolle von Rohkupfer begründete. Trotz allem fällt auf, daß an den materiellen Resten zunächst kein Gleichgewicht von Lieferungen und Gegenlieferungen ablesbar ist, sondern daß böhmische Güter und Formanre gungen an der oberen Donau die rückwirkenden süddeutschen Beeinflussungen nach dem böhmischen Gebiet weit übertreffen. Wenn nun die Aunjetitzer Anregungen sowohl nordwestlich über die Gebirgsschwelle wirksam wurden wie auch donau aufwärts und zumindest vom Alpengebiet Metallgegenlieferungen oder deren Ver mittlung angenommen werden müssen, so bleibt die Frage nach den Gründen für ähnliche Bewegungen zwischen Böhmen und dem Elb-Saale-Land etwas ungeklär ter, da die sicherlich nicht geringe Bedeutung der mitteldeutschen Erze nicht überse hen werden darf. Deren Vorhandensein machte eine direkte Verbindung zum Alpen vorland in der Frühbronzezeit unnötig, ganz im Gegensatz zu den klaren Beziehun gen zum Main-Gebiet und darüber hinaus etwa während der Urnenfelderzeit oder über Nordostbayern und auch Südostthüringen in der Latenezeit. Anders als in der frühesten Bronzezeit fehlen in den jungbronzezeitlichen Hort funden Bernstcinpcrlen (v. Brunn 1968, S. 193), die dagegen in Gräbern nicht sel ten sind (Coblenz 1967). Größere Stücke von Rohbernstein allerdings finden sich Abb. 16 (nebenstehend). Schnurkeramisches Grab mit Bernsteinperlen aus Niederkaina, Kr. Bautzen, Fläche III, Bestattung 7 (1-10), und Aunjetitzer Beisetzung 13 vom benachbarten Burk, Kr. Bautzen (77-20; von den 312 Bernsteinperlen sind hier nur die verschiedenen Formen wiedergegeben, Ge samtperlenbestand s. Taf. 13). 1:2 (2-70,77-76,78,79); 1:4 (7,77,20).