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Kultur gehören. 7 Das gilt sowohl für die Depotfunde (Röderau und Birkau) als auch für die Gräber (Burk). In bezug auf die Herkunft des Bernsteines war im allgemeinen die Meinung ver treten worden, daß Jütland als Lieferant allein in Frage käme und das Ostseegebiet, speziell Samland, ausschiede. Die infrarotspektroskopischen Untersuchungen (Schwo- chau/Haevernik/Ankner 1963, S. 171-176) haben gezeigt, daß mit den derzeitigen Methoden Bernstein von der Nordsee, Ostsee und Ukraine nicht zu unterschei den ist; dagegen hebt sich das Material des sizilianischen Schmucksteines klar ab. Wie deutlich sich aufgrund der Fundverteilung die Meinungen seit der Jahrhundertwende verändert haben, zeigt der heute restlos überholte Inhalt eines Schreibens von Kossin- na an Montelius (22. Juli 1900): „z. B. hat der Bernstein mit den Gräbern und De potfunden der Periode I nicht das mindeste zu tun, auch der Elbweg, den Sie mit allen anderen Forschern annehmen, ist nicht wichtig. Die Saale ist der Verbreitungs strang nach der Donau. Das südliche und östliche Brandenburg, östliche Provinz Sachsen, das Königreich Sachsen sind in Steinzeit und Periode I, II der Bronzezeit so dünn besiedelt, daß dort keine Verbindung der Unterelbe nach Böhmen möglich war. Erst in Periode III beginnen dort überall die sog. Lausitzer Urnenfelder (und Hügelgräber), und zwar mit dem Vordringen einer südöstlichen Völkerschaft aus Ungarn, Galizien, Schlesien her, die ich Carpo-Daken nenne.“ (Schwerin v. Kros- 7 Im Hortfund von Molkenburg, Kr. Havelberg (v. Brunn 1959, S. 62 f., Taf. 62, 63,7) befinden sich neben 243 Metallperlen aus sehr zinnreicher Bronze und von ovaler Form noch 5 runde Bern steinperlen. In diesem Falle sind diese verschiedenen Materialien zur Herstellung von Perlen verwendet worden, was sonst weniger zu beobachten ist bzw. vom Verf. übersehen worden sein könnte. Der Fundort Molkenburg liegt im nordwestlichen Elb-Havel-Gebiet und vermittelt teil weise schon zu nordischen Formen. Der ebenfalls jungaunjetitzische Sammelfund von Röderau, Kr. Riesa (v. Brunn 1959, S. 66, Taf. 81, 82), enthält runde Bernsteinperlen neben 3 goldenen Noppenringen. Der Röderauer Fund verband zeigt als Vertreter der Stufe Reinecke Bronzezeit A 2 u. a. Beziehungen zu Tinsdahl im Norden und zu Dieskau (bes. Dieskau 3) im Mittelelb-Saale-Gebiet. Ebenfalls aus jüngeren geschlossenen Funden, in beiden Fällen Gräbern, stammen die anderen Noppenringc Sachsens aus Gold - Naundorf bei Zehren, Kr. Meißen (Coblenz 1953), Burk, Kr. Bautzen, Grab 13 (Grünberg 1940). Sie werden durch einen Depotfund aus der nordwestlich anschließenden Halleschen Gegend (Dieskau, s. o.) ergänzt. Auch bei den goldenen Noppenringen scheint durch den alten Einzelfund von Struppen, Kr. Pirna, am Südwestrand der Sandsteinhochfläche (sog. Ebenheit) über dem linken Elbufer, d. h. dem westlichen Teil der Sächsischen Schweiz (Bierbaum 1934, S. 130 f.), die Verbindung von Böhmen her vorgezeichnet, wie ja u. U. auch auf diesem Wege, allerdings in umgekehrter Richtung, zumindest zu einem Teil der nordische Bernstein in die Länder südlich der Grenzgebirge gekom men sein dürfte. Durch neue Aunjetitzer Keramikfunde von der Grenze zur Böhmischen Schweiz und zum östlichsten Erzgebirge wird die Bedeutung der schon von Neumann (1929) zunächst allerdings lediglich für den Ostrand des Erzgebirges angegebenen Paßwege bestätigt und noch auf die Bereiche zu beiden Seiten des Elbdurchbruchs durch die Sächsische Schweiz erweitert (Coblenz, Zur bronzezeitlichen Nutzung und Besiedlung der Sächsischen Schweiz und des östlichen Erz gebirgsrandes, in diesem Band, S. 89-110. Die 60 Bronzeperlen in Tönnchenform im Hort von Göda-Birkau, Kr. Bautzen (v. Brunn 1959, S. 57, Taf. 29), werden u. a. von einer Bronzemanschette begleitet, deren Jungdatierung außer jedem Zweifel stehen dürfte, selbst wenn man nicht bei allen Hortfunden immer eine absolute Zeitgleichheit aller darin vorkommenden Formen voraussetzen kann, was u. a. der Hort von Stary Bydzov (Moucha 1974) recht deutlich zeigte.