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bronzezeitlich sein könnte. 5 Rohe Bernsteinstücke größeren Formats, wie wir sie aus dem Depotfund von Belmsdorf, Kr. Bischofswerda (v. Brunn 1968, Taf. 12), ken nen, scheinen in den Beständen der ältesten Bronzezeit unseres Bereiches zu fehlen, so daß man annehmen möchte, die aufgefundenen Perlen seien als Fertigprodukte importiert im Gegensatz zu den späteren Bernsteinlieferungen als Rohmaterial. Es ist bezeichnend, daß in den einzelnen Stufen der Lausitzer Kultur Bernsteinperlen lediglich in Gräbern aufzutreten pflegen. Aus den Unterlagen im Fundarchiv des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden sind die älteren Bestände u. a. mit fol genden Verbänden umrissen: Lömichau bei Guttau, Kr. Bautzen: 39 facettierte Per len aus Gräbern des älteren und jüngeren Lausitzer Typs; Niedergurig, Kr. Bautzen: 1 Bernsteinperle als Oberflächenfund im Bereich eines Gräberfeldes der gleichen Zeit; Gegend von Pirna: 1 Stück Bernstein aus einem Grab (ehemals Museum des Sächsischen Altertumsvereins; bei Kriegsbeschädigung des Palais im Großen Gar ten Dresden vernichtet). Hinzu kommen weitere Stücke, dabei auch die neueren Inventare von Nieschütz, Kr. Meißen (Coblenz 1967, S. 76; dazu Canitz). Wir dür fen nicht übersehen, daß durch die Leichenverbrennung auch sehr viel Schmuck ein schließlich des Bernsteines vernichtet worden sein dürfte und deshalb klare Vor stellungen über den Umfang von Bernstein als Schmuck in der Lausitzer Kultur nicht gewonnen werden dürften. Ein objektiverer Überblick über den tatsächlichen Umfang des damaligen Bern steinbestandes in Gräbern und Depotfunden der ältesten Bronzezeit wird auch für unser Arbeitsgebiet nur schwierig zu gewinnen sein, da im Gegensatz zu den Metall funden bei Bernstein größere Verluste eingerechnet werden müssen. Bisweilen wurde verkrusteter Bernsteinschmuck bei der Auffindung nicht erkannt und blieb deshalb unbeachtet. Manchmal ist auch mit absichtlicher Vernichtung zu rechnen, wie bei dem reichen Fund von Schleinitz (Jessen-Wauden), Kr. Meißen (v. Brunn 1959, S. 66 f„ Taf. 86), wo ca. 3/4-Metze als „Colophonium“ 6 verbrannt wurde. Bezeichnend ist nun, daß die Depotfundperlen mit Ausnahme von Röderau (v. Brunn 1959, Taf. 81: annähernd kugelige Stücke) und Dieskau (v. Brunn 1959, Taf. 12) meist quader förmige und zylindrische Gestalt haben (Kiebitz und Kyhna sowie Jessen und Zeh ren). Die Kugelformen finden bald Nachahmung als Bronzeperlen wie im Depotfund von Birkau (jetzt Göda, Kr. Bautzen: v. Brunn 1959, S. 57, Taf. 29). Bei den Grab ausstattungen dagegen scheinen die kugelförmigen Formen bevorzugt worden zu sein (s. o.). Darunter gehört die Kette mit 312 Einzelperlen aus Grab 13 in Burk, Kr. Bautzen, wohl zu den reichsten Ausstattungen überhaupt, während aus Grab 10 der gleichen Fundstelle lediglich zwei Perlen gesichert wurden. Im übrigen gewinnt man durchaus den Eindruck, daß die runden Bernsteinperlen ebenso wie die gleich förmigen aus Metall zu den jüngeren Erscheinungen im Rahmen der Aunjetitzer 5 Ot. von Wahnitz, Kr. Meißen. Einzelfund von der Oberfläche, in der Nähe weiterhin Brand stelle mit Feuerstein und Beil aus gebändertem Feuerstein (Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden). 6 Siehe Anhang I. 71