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Nordwestgrenze des Verbreitungsgebietes der Aunjetitzer Scheibengruppe liegen und nach dem Osthannöverschen vermitteln, also nach dem Gebiet, das Sprockhoff (1940) als Ursprungszone der nordischen Gürtelplatten herausstellte. Zur Stützung dieser Ableitung kann nun auch noch der Depotfund von Kyhna herangezogen wer den, in dem sich neben der großen Aunjetitzer Schmuckscheibe noch zwei kleinere Scheiben mit Buckelverzierung in kreisförmiger Anordnung und von innen heraus getrieben befanden (Abb. 3,2,3, Taf. 2,7,2, 3,7,2). Die Vermittlungszone wäre damit als Bereich der typologischen Vorstufen von Gürtelplatten des niedersäch sisch-nordischen Kreises mühelos weiter nach Südosten zu verbreitern. Zu bemer ken ist auf jeden Fall, daß in Technik und Qualität ein auffälliger Unterschied zwi schen der großen Kyhnaer Schmuckscheibe und den beiden eben erwähnten kleine ren Scheiben mit von innen herausgedrückten Buckelkreisen besteht. Nördlichere Parallelen, doch ohne Befestigungsniete Kyhnaer Art, kennen wir von Soltau und Thale (Sprockhoff 1940, Taf. 5,3-6). Die vermittelnde Stellung Osthannovers und des Harzvorlandes dokumentiert u. a. das mit Perlbuckelkränzen verzierte Scheiben material der Formen Immensee, Kr. Burgdorf (Sprockhoff 1940, S. 29, Taf. 3), ebenso wie etwa Molzen (Sprockhoff 1940, Taf. 6) oder Handorf, Kr. Peine (Sprock hoff 1940, Taf. 4,2; Hachmann 1957, Taf. 44,72). Der Einfluß Mitteldeutschlands auf den Norden war schon durch die Erzlieferungen gegeben. Mit dem Rohstoff wurden selbstverständlich auch Anregungen in bezug auf Formen und Verzierungen nach dem Norden gebracht, wie u. a. mit dem Bernstein in umgekehrter Richtung Beeinflussungen erfolgt sein dürften. Nordwest- und westeuropäische Einflüsse auf die Schmuckscheibenentwicklung dürfen nicht ausgeschlossen werden (Jacob-Friesen 1968), ebensowenig solche aus dem Südosten, in beiden Fällen unabhängig davon, ob es sich um Exemplare aus Gold, Kupfer bzw. Bronze handelt. Die Beziehungen vom östlichsten Mittelmeer bis nach Skandinavien und zu den britischen Inseln sind als Gesamterscheinung gleichfalls nicht zu übersehen (Werner 1951). Auf all die genannten Aspekte kann hier nicht ausführlicher eingegangen werden. Im engeren geographischen Rahmen und bezogen auf unsere Scheiben muß jedoch nochmals fest gestellt werden, daß die nach dem Nordwesten vermittelnden Aunjetitzer Exem plare mit den Stationen Kiebitz - Kyhna - Tarthun sämtlich im linkselbischen Raum liegen und auch die nordwestlichsten Vertreter darstellen. Die vielfachen Verflechtungen und Direktbeziehungen der Straubinger Kultur zu den Frühbronzezeitkulturen des östlich anschließenden Aunjetitzer Raumes hat vor einem Vierteljahrhundert Hundt (1961) beispielgebend herausgearbeitet. Er stützte sich dabei in erster Linie auf das Material des Museums Straubing (Hundt 1958) und seine ausgiebigen Materialaufnahmen. Ausgewählte frühbronzezeitliche Typen hat er dabei in Kartierungen mit vorgelegt (Hundt 1961, Karte 1-12). Anläßlich der Veröffentlichung des Hortfundes von Berlin-Lichtenrade mit zwei Schmuckschei ben unseres Typs 3 hatte sich auch Gandert (1957) ausgewählten Aunjetitzer Schmuck- formen zugewandt und dabei besonders ihre Abgrenzung nach Norden und die nördlich und nordwestlich anschließenden gleichzeitigen Schmuckformen kartiert. Wir haben an anderer Stelle ausgewählte Formen zu einer Kartenkombination (Co-