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damit unmittelbar benachbart. Auch die süddeutschen Exemplare gehören in diese Größenordnung. Irgendwelche Hinweise auf Direktverbindungen ergeben sich aus der Fundverbreitung allerdings nicht. Insgesamt sind 20 Komplexe mit mindestens 34 Zierscheiben bekannt. Davon gehören zwei Paare (Neudorf) nach Niederösterreich, ein weiteres Paar (Troubsko) und wahrscheinlich eine Einzelscheibe, von der uns leider keine Verzierungsangabe oder gar Abbildung vorlag (Hlubocany: Moucha 1974, S. 272), nach Mähren, zwei Paare (Jizern Vtelno und Kosov) sowie drei Einzelscheiben (Chlumec, Lustenice, Stary Bydzov) nach Böhmen; vier Paare (Kiebitz, Berlin-Lichtenrade, Ostro, Kuno- wice) und wahrscheinlich zwei Einzelscheiben (Kyhna, Tarthun) kommen aus dem Gebiet nördlich der Gebirgsschwelle und schließlich fünf Paare (Straubing, Order, Grab 12, und Alburger Hochweg, Göggingen, Lager Lechfeld, Honsolgen) und u. U. ein Einzelstück (Straubing, Order, Grab 1; hier kann aber infolge des schlech ten Erhaltungszustandes des Gesamtfundes durchaus damit gerechnet werden, daß ursprünglich ebenfalls ein Paar beigegeben worden war) aus dem süddeutschen Gebiet. Von dort stammen auch sämtliche gesicherten Gräber - selbst der einzige vermutliche Depotfund aus dem Lechgebiet (Honsolgen) wird bisweilen als Grab gedeutet -, während in den Aunjetitzer Gebieten Bestattungen mit Schmuckscheiben nicht einwandfrei nachgewiesen sind. Aber auch die zweifelhaften und evtl, als Gräber zu deutenden Fundverbände beschränken sich auf zwei Fundstellen (Tar thun, Kunowice) unter einer Gesamtzahl von 14. Wenn die frühbronzezeitliche weibliche Tracht im süddeutschen Verbreitungsgebiet unserer Platten mit je einem Paar solcher Schmuckscheiben als Brustzier rekonstruiert wird, so dürfte die Be rechtigung dazu durchaus gegeben sein. Anders verhält es sich bei den 12 bis 14 Hortfunden aus den Aunjetitzer Berei chen von Niederösterreich bis zum norddeutschen Tiefland. Zwar überwiegt auch hier das paarige Auftreten in den einzelnen Komplexen bei weitem, daneben finden sich aber auch Niederlegungen von zwei (unterschiedlichen) Paaren (Neudorf) und Einzelvorkommen (Chlumec, Lustenice, Stary Bydzov; sicherlich auch Hlubocany, Tarthun, Kyhna). Wir glauben, aus den Fundzusammensetzungen aller Horte mit unseren Zier scheiben auf kultische Deponierungen schließen zu können, wozu bisweilen auch der Niederlegungsort geradezu herausfordert. Das würde übrigens auch für den wahrscheinlichen Hortfund von Honsolgen außerhalb der Aunjetitzer Bereiche gel ten. Wenn zumindest ein Teil dieser mehr oder weniger großen Metallopfer als Jenseitsausstattungen für weibliche Verstorbene dem Erdboden anvertraut worden sind, spräche auch dies bei dem überwiegend paarigen Auftreten für eine entspre chend zu rekonstruierende Frauentracht. An paarigen Brustschmuck glauben wir allerdings bei den Scheiben mit rückwärtiger Öse und den ausgesprochen größeren und schwereren Stücken aus dem Raum südlich des Erzgebirges nicht. Es ist wohl auch kaum ein Zufall, daß die massiven Scheiben von Troubsko und Lustenice in ihren Fundverbänden einzeln und nicht paarig auftreten. Es ist kaum zu übersehen, daß die beiden Schmuckscheiben des Typs 1 an der