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von Berlin-Lichtenrade (Gandert 1957, S. 23-62) weiter nördlich ebenso verdeut licht. Daß in Frauengräbern und in Hortfunden mit offensichtlich „weiblichen Aus stattungen“ des öfteren auch „Dolche“(als Schneidegeräte? s. u.) aufgefunden wur den, darf uns genauso wenig in Erstaunen versetzen wie das bisweilige Vorhanden sein etwa von Pfriemen in solchen Fundverbänden. Vergleichbar ist im nordischen Kreis im Zusammenhang mit frühbronzezeitlichen Grabausstattungen des öfteren bei den Skelettresten von Frauen ein sog. Feuersteindolch aufgefunden worden, der auch in der Spätphase seiner Entwicklung ähnliche Klingenformen aufweist wie die metal lenen Exemplare in den südlich anschließenden Bereichen. Wir nehmen an, daß die genannten Geräte unabhängig vom Material zu dieser Zeit in Frauenbesitz in erster Linie als Messer dienten, da offenbar im mittel- und nordeuropäischen Raum noch keine besondere Form von Metallmessern Allgemeingut geworden war. Daß daneben, wie auch in den Zeiten vorher, in überwiegendem Maße Feuersteinklingen und zugearbeitete Knochen (u. a. Matthias 1976, Abb. 7) die allgemein üblichen Schneidegeräte darstellten, dürfte sicher sein, wie die Beigabe von „Dolchmessern“ wohl eine Heraushebung der Trägerin bzw. des Besitzers bedeutete. Es ist kaum ein Zufall, daß Häjek (1961, S. 73) den metallenen, kleinen flachen zweischneidi gen Geräten in Stilettform aus der frühbronzezeitlichen Siedlung Barea I die Be zeichnung „bronzene Dolche oder Messer“ der Otomani-Kultur gab. Der gesamte Fundverband von Kyhna erinnert in starkem Maße an Grabinven tare aus dem Bereich der oberen Donau, dabei in erster Linie aus dem Gebiet von Straubing und aus dem Lechtal (Hundt 1958; Hübener 1957). Dabei ist allerdings zu bemerken, daß die Fundkomplexe mit verzierten frühbronzezeitlichen Schmuck scheiben aus Süddeutschland mit Ausnahme von Honsolgen sämtlich aus Grabver bänden stammen, während ähnliche Zusammenstellungen nördlich des Erzgebirges ebenso wie die böhmischen, mährischen und niederösterreichischen Exemplare zu Hortfunden gehören. Weiterhin beobachten wir ein völliges Fehlen verzierter Schmuckscheiben zwischen dem oberen Donaugebiet und dem Grenzgebirge im Nor den, so daß eine Direktverbindung recht unwahrscheinlich sein dürfte. Auf der folgenden Tabelle finden sich Fundzusammenstellungen aus Gräbern und Horten des Donaugebietes und des Raumes nördlich vom Erzgebirge. Bei den Fundkombinationen fällt zunächst auf, daß die nördlich der Mittelgebirge gelegenen Depotfunde (Kyhna, Kiebitz, Berlin-Lichtenrade) neben den meist paari gen Zierscheiben in jedem Falle ein Paar Armspiralen enthalten. Ösenhalsringe finden sich nur in den beiden sächsischen Komplexen, ebenso Spiralröllchen und Bernsteinperlen. Schleifenringe treffen wir in Kyhna und Berlin-Lichtenrade an, während Armmanschetten bzw. deren Vorform Kiebitz und Berlin-Lichtenrade aus zeichnen. Außer in Kyhna fehlen bei den nördlichen Depots Nadeln überhaupt, die dagegen in allen Straubinger und schwäbischen Gräbern angetroffen wurden, dazu in Honsolgen. Auch Armspiralen weisen die Grabinventare von Straubing, Albur ger Hochweg, und Göggingen auf. Schleifenringe fehlen lediglich in Kiebitz bei den hier vorgelegten Hortfunden, sind aber bei allen Straubinger Gräbern reichlich vor handen, auch im Fund von Honsolgen, während die gesicherten Gräber aus dem 45