Die Rettungsgrabungen im Abbaugebiet werden unter außergewöhnlich schwie rigen Bedingungen realisiert. Bei ihrer Lenkung müssen neben fachlichen Gesichts punkten ständig zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden, von denen manche nicht beeinflußt werden können. Die langfristige Forschungsstrategie mußte mit dem Per spektivplan für die Abbauverfahren der Nordböhmischen Braunkohlegruben koor diniert werden. Zur Präzisierung dienen die alljährlichen Pläne für die Übernahme der Grundstücke durch die einzelnen Grubenbetriebe. Diese Jahrespläne unterliegen aber oft Veränderungen, und der reale Stand muß unbedingt durch Begehungen regelmäßig überprüft werden. Da wir seitens der mit der Durchführung der einzel nen Arbeiten betrauten Organisationen nicht immer rechtzeitig über die Eröffnung der Erdarbeiten informiert werden, ist die Mithilfe freiwilliger Mitarbeiter und Interessenten aus den Reihen der Grubenangestellten äußerst wichtig. Diese kündi gen uns prompt nicht nur die Beschädigung von archäologischen Objekten und Lo kalitäten an, sondern machen auch auf bereits eingeleitete oder in Vorbereitung ste hende Abdeckungen und andere Erdarbeiten aufmerksam. In der Regel fehlt es in jenen Gebieten, die wir intensiver beobachten, auch nicht an Kontakten mit den ver antwortlichen Mitarbeitern der Gruben, aber auch mit den Besatzungen der Abbau maschinen. Gerade sie ermöglichen es, die Qualität der Abdeckungen zu beeinflus sen oder einen koordinierten Fortgang der Arbeiten, die leihweise Überlassung der erforderlichen Technik für eine nachträgliche Säuberung der Flächen, für Son- dagen usw. zu vereinbaren. Nur bei den im Vorgriff vorzunehmenden Ausgrabungen haben wir die Möglichkeit, das Niveau der Abdeckung zu bestimmen. Die Wahl einer optimalen Mächtigkeit der Abdeckung ist besonders schwierig bei „polykultu rellen“ Lokalitäten; die Entscheidung hängt von der konkreten Situation und von der Bestimmung der Hauptziele der Ausgrabung ab. Ein Problem stellt auch der Umstand dar, daß die Arbeit im Gelände unbedingt im Laufe des ganzen Jahres erfolgen muß. Da die technische Ausstattung diesbezüg lich fehlt, sind die Arbeitsmöglichkeiten unter extremen winterlichen Bedingungen fühlbar beschränkt, und im Notfall behelfen wir uns mit Improvisationen wie dem Bau provisorischer Behausungen über den Sonden oder Erwärmung unter Zuhilfe nahme von Fässern mit brennendem Koks. Zu den entscheidenden Faktoren, die Organisation und Erfolg der Ausgrabungen beeinflussen, gehört die Frage der Arbeitskräfte. Als unpraktisch erwies sich, Arbeiter einmalig für jede Ausgrabung einzustellen. Im Hinblick auf die Notwendigkeit, operativ Ausgrabungen auf einem ausgedehnten Territorium, in der Regel in deva stierten Gebieten in ziemlicher Entfernung von der nächsten Siedlung, durchzufüh ren, kann man nicht erst an Ort und Stelle Arbeiter aus den Reihen der Rentner oder Hausfrauen gewinnen. An derartigen Arbeitskräften herrscht ohnehin großer Mangel. Studenten stehen bloß in den Ferien und für kurze Zeit zur Verfügung. Kaum haben sie sich eingearbeitet und an die physisch anstrengende Tätigkeit gewöhnt, endet ihr Aufenthalt. Bei den beträchtlichen Anforderungen, die die Ausgrabungen unter den extremen Bedingungen der Zechen stellen, bewähren sich am meisten Angestellte aus Schichtbetrieben. Sie können bei den Ausgrabungen mit Zustimmung des Haupt-