Beobachtungen fehlen allerdings bis heute archäologische Zeugnisse für eine solche Niederlassung, die vor die früheste Erwähnung Dresdens im Jahre 1206 zurück reichten (Mechelk 1970). Der Münzfund aus der Schloßstraße gehört bereits in die Zeit der Stadtgründung (Coblenz 1952 b). Die wenigen slawischen Scherben des 10./11. Jh., die im Gebiet des Frauentortümpels geborgen wurden (Baumann 1962, S. 253, Abb. 4), waren sekundär verlagert. Selbst die bei den gegenwärtig laufenden umfangreichen Grabungen im Schloß freigelegten Befunde aus der Bauzeit der Burg gehen nicht vor das dritte Viertel des 12. Jh. zurück (Spehr 1986). „Es ist erstaun lich, daß fast das gesamte Gebiet der ältesten Umwehrung der Stadt Dresden frei von ur- und frühgeschichtlichen Funden blieb und deshalb von archäologischer Seite her keinerlei Stützen für Theorien gegeben werden können,, die die Stadtgründung aus älterer Wurzel postulieren“ (Coblenz 1970 c, S. 7). Wenn demnach die Frage einer älteren Vorgängersiedlung in der Altstadt, was konkrete Belege betrifft, nach wie vor unbeantwortet bleiben muß, so gewinnt der Nachweis hochmittelalterlicher Siedlungsreste auf der Neustädter Seite um so mehr Gewicht. In einer auf der Untersuchung der ältesten erhaltenen Flur-, Besitz- und Rechtsverhältnisse gegründeten Studie hatte O. Trautmann bereits 1925 das Inter esse auf die „vor“-städtische Entwicklung im Gebiet der Inneren Neustadt gelenkt, der angesichts der Konzentration städtischer Institutionen in der linkselbischen Stadt stets nur der Status einer Vorstadt, eines untergeordneten Siedlungsbereiches, zuge billigt worden war. Trautmann (1925, S. 78 f., 82, 93 f.) führte das allerdings erst 1408 überlieferte „forwergk zcu Alden Dresden“ in der Nähe des späteren Meiß nischen Tores und des Kohlmarktes auf ein älteres Allod zurück, zu dem eine dörf liche Siedlung gehört habe. Beide lokalisierte er „auf der Höhe elbabwärts von der Brücke“, also im Bereich unserer archäologischen Sondierungen (Abb. 77). Zu ähn licher Auffassung gelangte der Architekt W. Rauda (1957, S. 214 ff., bes. 220, Abb. 77. Dresden, Innere Neustadt. Lage und Ausdehnung der hochmittelalterlichen Siedlung (schwarz) (nach S. Nienborg in Trautmann 1925, Abb. S. 83, vergrößert).