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schnittenen Schlitzgrube von 0,4-0,15 m Breite und 0,5 m Tiefe nahe dem Nord ende, aus der zahlreiche Webstuhlgewichte geborgen wurden (Abb. 14). Die ähnliche Pfostengrube am Boden der Hausgrube St. 4 könnte, nach dem beiderseitigen gegen läufigen schwachen Gefälle zu urteilen, einen Firstpfosten enthalten haben. Sym metrisch ergänzt wäre die WNW-OSO-ausgerichtete Schmalseite etwa 2,6 m breit gewesen. Kombiniert man versuchsweise beide Dimensionen, ergibt sich eine Grund fläche von 10 m 2 . Es hat sich also anscheinend um sehr kleine Bauten gehandelt. Vom Oberbau stammt stark sandig gemagerter Lehmbewurf mit Abdrücken von Rutengeflecht (Abb. 34,3). Vorkommen, Herkunft und Lebensdauer sowie Funktion solcher Pfostengruben häuser haben unter „sächsischem Blickwinkel“ K. Kroitzsch (1985, S. 14 f.) und E. Meyer (1987, Manuskr.) umrissen. Danach handelt es sich um einen seit der aus gehenden Latenezeit bekannten und besonders in der spätrömischen Periode geläu figen, im Südosten der Germania libera sehr beliebten, jedoch nicht ausschließlich auf den elbgermanischen Raum beschränkten Haustyp (zur Konstruktion vgl. Gustavs 1978, S. 79 ff.). Vergleichbar sind nächstens die Grubenhäuser von Leu- ben, Kr. Oschatz, unter denen sich ähnlich kleine Gebäude finden (Baumann/ Kroitzsch 1984, Abb. 25; Kroitzsch 1985, S. 14, Tab. 1). Wichtiger ist für uns der Nachweis zweier auch hinsichtlich des Pfostenrücksprungs ganz ähnlicher Gruben häuser aus Siedlungen des 6./7. Jh. von Weimar, zumal es sich in beiden Fällen um Webhütten gehandelt hat (Behm-Blancke 1954, S. 100 ff., Abb. 2, 4). In einem Webhaus der jüngerkaiserzeitlichen Siedlung von Tornow, Kr. Calau, fanden sich die Gewichte wie in unserem Falle längs einer Stirnseite angehäuft (Warnke 1973, S. 139, Abb. 79,726). In einer karolingerzeitlichen Webhütte von Kottenheim, Kr. Mayen (BRD), bezeichnete ein 1,65 m langer, 0,3 m tiefer Schlitz mit Brettspuren den Standort des Webstuhls (Haberey/Rest 1941, S. 400, 403, Taf. 66,2). Zweifel los besaßen unsere kleinen Grubenhäuser, von denen dasjenige von Stelle 16 eine in die westliche Grubenwand eingebaute flachmuldige Wanne von 1,7 m Durch messer aus wiederum auffällig sandigem, rotgebranntem Lehm aufwies (Abb. 29,E), ebenfalls wirtschaftliche Funktionen. Ob wir in ihnen allerdings durchweg Neben bauten ebenerdiger Wohnhäuser mit Pfostenkonstruktionen zu sehen haben, steht freilich dahin. Es verwundert zumindest, daß von letzteren nicht die geringste Spur gefunden worden ist, denn kleinere Vorrats-, Herd-(?) und Abfallgruben sind durch aus bezeugt (Abb. 29,G,H). Das kleine hochmittelalterliche Dorf wurde an anderer Stelle als die früh geschichtliche Ansiedlung angelegt, nämlich auf der Kuppe des Terrassensporns (um 113 m ü. NN) und auf dem anschließenden südöstlichen, also dem Elblauf zu gewandten Hangbereich. Die Primärzeugnisse streuen, teilweise in dichter Ballung, in nordsüdlicher Richtung über eine Fläche von knapp 50 m Durchmesser, während die Ost-West-Ausdehnung mit reichlich 40 m wahrscheinlich nicht das volle Maß wiedergibt (Abb. 75 C). Wie die vielen Sondierungen im Umkreis zeigten, ferner die Beobachtungen bei Anlage der Köpckestraße (Mechelk 1981) und die systema tische Kontrolle von Baggerschnitten im ufernahen Bereich nahelegten, sind die