Volltext Seite (XML)
S. 329; 1971 a, S. 411; 1973, S. 392; zuletzt Jacob 1982, S. 50) - hier bisher nur aus der Tradierung einiger vorslawischer Ortsnamen sowie aus dem Nebeneinander spätgermanischer Körper- und frühslawischer Brandgräber in Gohlis, Kr. Riesa (Spehr 1967, S. 90 f.), und neuerdings Liebersee, Kr. Torgau (Kroitzsch 1981, S. 43), erschlossen werden konnte. An der Gleichzeitigkeit der fraglichen slawischen Scherben mit der nach üblichen Kriterien spätestens um die Mitte des 6. Jh. oder wenig später anzusetzenden ger manischen Ware kann vom Befund her kein Zweifel bestehen. Damit ergibt sich eine merkliche Diskrepanz zur Datierung der frühesten slawischen Landnahme im Elb- saalegebiet, die nach übereinstimmendem Urteil erst in die zweite Hälfte oder das Ende dieses Jahrhunderts gefallen ist (für Sachsen u. a. Coblenz 1971 a, S. 409 ff.; zuletzt Brachmann 1978, S. 17 ff.; Schmidt 1982, S. 163; Herrmann 1984, S. 18). Da die spärlichen Grabbeigaben durchweg „langlebig und deshalb zeitlich nicht nä her fixierbar“ sind (so zuletzt Brachmann 1978, S. 15 ff.), beruhen die archäologi schen Argumente dafür - wie auch in unserem Falle - allerdings im wesentlichen nur auf einigen Scherben germanischen Gepräges (überwiegend mit Keilstichdekor) aus den Siedlungen von Dessau-Mosigkau (Krüger 1967, S. 107 ff., Abb. 22 e,g, 47), Grieben und Kehnert, Kr. Tangerhütte (Schneider 1973, S. 149 f., Abb. 6). Übereinstimmung mit den geläufigen, wesentlich von der spärlichen schriftlichen Überlieferung mitbestimmten Vorstellungen ergibt sich nur dann, wenn innerhalb des teilweise beträchtlichen Datierungsspielraums dieser Gefäßreste die spätest möglichen Ansätze zugrunde gelegt werden (vgl. Krüger 1968 a, S. 20). Die Ankunft slawischer Siedler in der germanischen Siedlung Brezno wird des halb konsequenterweise in die Zeit um 550 gesetzt (Pleinerovä 1975, S. 75 ff., 83 ff., 132 ff.). Ob damit und ähnlichen Kontaktfunden aus der Prager Gegend für Böh men sogar „klare Beweise für das Zusammentreffen beider ethnischen Gruppen in der 1. H. des 6. Jh., für ihr Zusammenleben noch vor dem Vorstoss der Awaren“, gegeben sind (Va 1971, S. 1095; ähnlich u. a. Zeman 1966, S. 187 f.), wagen wir nicht zu entscheiden. In jedem Falle zeichnet sich ein chronologisches Gefälle ab, das offensichtlich den historischen Vorgang einer längerfristigen Aufsiedlung, ein „schrittweises Ausgreifen in kleinen Verbänden“ entlang dem Elblauf widerspiegelt (zuletzt Brachmann 1978, S. 19). Ist an Mittelelbe und Untersaale „mit einem etwas späteren Auftreten der Gruppe vom Prager Typ als in Böhmen zu rechnen“ (Ebenda, S. 18), so könnte unser Siedlungsfund durchaus auch zeitlich eine Brücke zwischen beiden Vorkommen schlagen. Allerdings sei nicht verkannt, daß gerade hinsichtlich der feineren Datierung der wenigen bisher bekannten germanischen Siedlungsfunde aus dem 6. (7.) Jh. (Schmidt 1961, S. 32 ff.; 1966, S. 182) manche Frage offen bleibt (vgl. Zeman 1968, S. 669 ff.; Donat/Lange 1983, S. 231). Auch erscheint es „recht problematisch, will man [allein] aufgrund stempelverzierter Keramik eine genaue Datierung frühslawischer Kollektionen erarbeiten“ (Vencl 1973, S. 383; ähnlich Träger 1985, S. 187). Über ein möglicherweise beträchtliches Nachleben keramischer Traditionen in Rcliktgruppen wissen wir überhaupt nichts.