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der römischen Kaiserzeit (v. Uslar 1938, S. 136; Meyer 1971, Abb. 10,3; Warnke 1973, Abb. 71,83; Baumann/Kroitzsch 1984, Abb. 24,75-76) und Völkerwande rungszeit (Schmidt 1961, S. 144; Schneider 1983, Abb. 77,74,76-77, 98,77,77), während die funktionsbedingte Form an sich zeitlos ist. Kaum zufällig finden sich ähnliche (freilich häufiger doppelkonische) Wirtel gelegentlich auch in frühslawischer Umgebung (Krüger 1967, S. 72, Abb. 41,8). Die Webstuhlgewichte vertreten nicht die übliche Ringform, sondern sind abgerundet-pyramidenstumpfförmig, teilweise mit fast kreisrundem Querschnitt (Abb. 15,7,3,4-5). Doch fehlt es auch dafür nicht an Belegen aus jenen Jahrhunderten (v. Uslar 1938, Taf. 20,40,42; Schmidt 1961, Taf. 101,3b; Warnke 1973, Abb. 72,228). Die nächste Entsprechung liegt - als klei nes Bruchstück - von Röderau vor (Museum Riesa 4181 a). Bei aller gebotenen Zurückhaltung scheint die spätvölkerwanderungszeitliche Sied lung von Dresden-Neustadt zu jenen seltenen Fundstellen zu gehören, auf denen spätgermanische und frühslawische Kulturreste gemeinsam vorkommen. Besser faß bar ist freilich nur die germanische Komponente. Nähere Beziehungen zum Thüringer reich, in dessen Machtbereich das sächsische Elbgebiet peripher einbezogen gewesen ist, lassen sich bezeichnenderweise nicht belegen (Mildenberger 1959, S. 128 ff.). Die Tonware weist vielmehr übereinstimmend in Zusammenhänge, die sich - zeitlich gestaffelt - von der Niederelbe über unseren Raum nach Böhmen und Mähren sowie bis in das Mitteldonaugebiet verfolgen lassen. Sie sind mit nordelbgermanischen Stammesbewegungen in Verbindung gebracht worden, von denen der Langobarden zug nach Pannonien 526/527 überliefert ist. Die germanische Besiedlung dünnte in jener Zeit auch in Sachsen mehr und mehr aus. In der Riesaer Gegend hielt sie sich ungefähr bis zur Mitte dieses Jahrhunderts, eher noch ein wenig länger (Mildenberger 1959, S. 125; Schmidt 1961, S. 164; 1966, S. 213 f.; Eichler/Witkowski/Krüger 1970, S. 23; zuletzt Brachmann 1978, S. 17). Ähnliches dürfen wir nun auch für die Dresdener Elbtalweitung annehmen, in der die beiden „Langobardengräber“ von Dresden-Nickern bisher gänzlich isoliert wirkten (Mildenberger 1959, S. 18 ff., 125, 131; zur Datierung Coblenz 1964, S. 329; zuletzt Jacob 1982, S. 49, 107). Daß in diesem Raum bis in die zweite Hälfte des 6. Jh. Germanen gesiedelt haben, bezeugt auch jene bekannte Überlieferung des Paulus Diaconus (Hist. Lang., II, 10), wonach die Awaren 561 von König Sigisbert „in Thüringen ... an der Elbe“ geschlagen worden sind. Neben der Keramik elbgermanischer Tradition wurde in unserer Siedlung eine Tonware benutzt, die besser in frühslawischen Kontext paßt, auch wenn eine spe zifischere Zuordnung angesichts ihrer schlechten Überlieferung problematisch bleiben muß. Neben einer groben, schlichten Gattung in Art des Prager Typs wurden ver einzelt besser gearbeitete, auch wellenverzierte Töpfe benutzt, die zu den Anfängen der Rüssener Keramik gezählt werden mögen. An einem wichtigen geographischen Zwangspunkt halbwegs zwischen den Siedlungsballungen in Nordwestböhmen und dem Untersaalegebiet gelegen, zeugt unsere Siedlung demnach anscheinend von einem Miteinander der germanischen Restbevölkerung und slawischer Neuankömmlinge aus Böhmen, wie es - für den sächsischen Raum schon lange erwartet (Coblenz 1964,