Volltext Seite (XML)
mig verdicktem, unterschnittenem Rand (Abb. 15,6) hat wahrscheinlich zu einer „Schalenurne“ gehört. Im elbgermanischen Gebiet sind solche Randbildungen seit dem ausgehenden 2. Jh. geläufig gewesen (v. Uslar 1938, S. 56, Anm. 16). Obwohl auch in Sachsen überwiegend für die gut gegliederten älteren Schalengefäße charak teristisch (Meyer 1976, S. 220, 237 ff.), scheinen speziell die flach-leistenartigen Mündungsverstärkungen erst an entwickelteren Formen üblich geworden zu sein, die in der Mehrzahl in den Übergang von Stufe Eggers CI zu C2 bzw. in den letzt genannten Abschnitt datieren (Meyer 1969, Abb. 18,2, 20,7, 70,2, 71,3, 78,4, 79,12; 1971, Abb. 118,4, 125,5, 132, 137,4; Baumann/Kroitzsch 1984, Abb. 51,1). Erwar tungsgemäß beschränken sich die Belege auf die westsächsische Gruppe, tangieren jedoch mit einem Gefäß von Streumen, Kr. Riesa, den odergermanischen Bereich (Meyer 1976, S. 225 f.). Eine weitere „Schalenurne“ trug am größten Durchmesser ein fein eingerilltes Band aus zwei Längslinien mit Schrägstrichfüllung (Abb. 15,5) - ein typisches Ornament an elbgermanischer Keramik der jüngeren römischen Kaiserzeit (v. Uslar 1938, S. 31, 46 f.). Die sächsischen Beispiele streuen ostwärts wieder bis zur Elbe; unser Fund schlägt die Brücke zu nordwestböhmischen Belegen (Sakar 1966, S. 630, 646, Abb. 5, 8,2). Der tiefe Sitz des Zierbandes scheint vornehmlich in die fortgeschrit tene Stufe CI sowie die ältere Stufe C2, mithin in das 3. Jh., zu weisen (Meyer 1969, Abb. 5, 19,4, 46,24; 1971, Abb. 134,35/44, 144,4). Eine Kontinuität bis zu ähn lichem Dekor in der späten Völkerwanderungszeit (Schmidt 1970, Taf. 3,25; 1976, Taf. 155,75; Gustavs 1981, S. 103, Abb. 4 h, 5 b) läßt sich zumindest in Sachsen nicht nachweisen (Meyer 1976, S. 242). Obwohl nach bräunlicher Färbung und stumpfer Oberfläche (infolge sekundären Brandes?) nicht der Erwartung entsprechend (Meyer 1976, S. 248 f.), handelt es sich bei einem feintonigen Randstück von Stelle 4 (Abb. 8,14) zweifellos um den Rest eines gedrehten Schalengefäßes, dessen oberhalb eines vermutlich deutlichen Absat zes stark eingezogener Steilhals in eine kurz ausgebogene, verdickte Randlippe aus lief. Während sich die sächsische Scheibenware ansonsten kaum näher vergleichen läßt, liegen von Zwethau, Kr. Torgau, ausgezeichnete Entsprechungen vor (Meyer 1971, u. a. Abb. 173,3,8,74). 11 Diese sind „von den ostsächsischen Formen stilistisch zu trennen“ (Meyer 1976, S. 250, 255). Sie schließen vielmehr an die aus den Adels gräbern von Leuna und Haßleben bekannt gewordenen Schalen an, mit deren Pro duktion seit dem letzten Drittel des 3. Jh. gerechnet wird (zuletzt Schmidt 1984, S. 22 ff., Typ Abb. 2,5-6). Angesichts des Umfangs und der stilistisch-technologischen Geschlossenheit der Zwethauer Gefäßserie vermutete E. Meyer (1976, S. 255) hier „eine Töpferwerkstatt für derartige Tonware“. Ihre Produkte sind womöglich über eine Entfernung von etwa 75 km bis in die Dresdener Siedlung gelangt (vgl. ebenda, Anm. 2471). Die Liste dieser zwar nicht seltenen, jedoch keineswegs alltäglichen Fundgattung (Meyer 1976, S. 246, Kt. 5; dazu Baumann/Kroitzsch 1984, Abb. 23,2, 11 Herrn Dr. E. Meyer, Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden, sei für freundliche Begutachtung des Fundes und Hinweise zu seiner Einordnung gedankt.