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in zwei anscheinend isolierten Bereichen unterscheidet sich von dem für die Mittel- latenezeit entworfenen Bild (Abb. 74 C, 75 A). Den auffälligsten Fund bildet zweifellos das Randstück eines gedrehten, kamm strichverzierten Wulstrandtopfes (Abb. 22,2, Taf. 33,9) - „ein kennzeichnendes ke ramisches Erzeugnis der spätkeltischen Zivilisation im südöstlichen Mitteleuropa“, das dort mindestens seit LC und bis in den Beginn der Kaiserzeit gebräuchlich war (Peschel 1962, S. 61 ff.; 1966, S. 233). Nördlich unserer Mittelgebirge ist diese gewöhnlich aus Graphitton gefertigte Ware während der Spätlatenezeit, meist in Ein zelstücken, vor allem nach Thüringen bis zur Unstrut und ostwärts bis zur Saale ge langt (Peschel 1962, S. 63 f., Abb. 1; 1966, S. 234 f„ 240 f., Abb. 5; 1968, Abb. 1; 1981, Abb. 3). In Sachsen schienen bisher „entsprechende Beispiele zu fehlen, ein Beweis dafür, daß der Elbeweg aus Böhmen für diese Erzeugnisse nicht benutzt wurde“ (Peschel 1966, S. 235). Unser Stück modifiziert diese Ansicht ein wenig, wenn es auch - da aus graphitfreiem Ton getöpfert - vielleicht im Lande hergestellt ist (Peschel 1966, S. 236 ff.) und lediglich böhmische Anregungen (Jansovä 1955) signalisiert. Diese mögen indessen wirksamer gewesen sein, als bisher vermutet (vgl. Mirtschin 1957, Abb. 2). Ebensolchen Kammstrichdekor an einem zweiten Scheibengefäß überliefert eine kleine Unterteilscherbe, deren flache Profilstellung einen Vergleich mit den steilwan digen Wulstrandtöpfen allerdings von vornherein ausschließt. Über den dünn- und weitlinigen Kammstrich legt sich eine seicht eingedrehte breitere Rille, die von zwei linienhaft schmalen Rillen begleitet wird (Abb. 60,6, Taf. 33,5). Kombinationen von senkrechtem Kammstrich und eingerillten bzw. eingeglätteten Zusatzmustern sind an sich auf spätkeltischer Scheibenware, insbesondere den genannten Graphittontöpfen, nicht ungewöhnlich (Jansovä 1955, Abb. 7,7, 22, 25,77; Peschel 1962, S. 79 f., Taf. 7,C22, 45,78). Die Übereinstimmung mit dem Dekor einer „Kugelflasche“ aus einem LDl-Grab von Kobily, okr. Turnov (Mähling 1944 c, S. 67, Abb. 34 = Taf. 20,7), der seinerseits auf gedrehten Töpfen und Flaschen der böhmischen Oppida- kultur wiederkehrt (Filip 1956, Taf. CXII,6; Jansovä 1965, Abb. 16), geht indessen so weit, daß einmal engere Beziehungen zur späten Bodenbacher Gruppe greifbar zu werden scheinen. Senkrechter Kammstrich hat auch handgemachte Gefäße geschmückt (Abb. 40,6). Anders als bei unseren mittellatenezeitlichen Beispielen ist er scharf und tief einge rissen (Peschel 1962, S. 79). Letzteres gilt übrigens ebenso für Besenstrichdekor (Abb. 40,7), der selbstverständlich ebensowenig genauer eingeordnet werden kann (Peschel 1962, S. 79 f.). In den Kreis flächendeckender Ritzzier an Gefäßunterteilen gehören schließlich weitmaschige Gittermuster (Abb. 47,5), die besonders von der älteren Latenezeit bis zur spätrömischen Periode belegt sind (Mirtschin 1933, Abb. 87, 140 v, 148,72; v. Uslar 1938, S. 26, 37, Taf. 47,37; Sakar 1966, Abb. 6,5). Von einem großen gedrehten Gefäß mit schwach abgesetztem, eingezogenem Steil hals stammt eine Scherbe (Abb. 47,7), die offensichtlich nicht mittelalterlich-frühneu zeitlich oder spätkaiserzeitlich ist, sich aber auch von der latenezeitlichen Scheiben ware heimischer Herstellung durch ungewöhnliche Dünnwandigkeit (Stärke min.