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gesichts der Peripherisation gewiß mit einem Weiterleben bis in die Mittellatenezeit gerechnet werden. Zwei Scherben stammen wahrscheinlich von einer großen Tasse (Henkelterrine) mit gewölbt-doppelkonischem Körper, wohl eingerücktem, jedenfalls abgesetztem Kegelhals und leicht ausgebogenem Rand (Abb. 50,7). Als weit verbreitete Leitform der nördlichen Brandgräbergruppen sind sie im Rahmen der nordwest- und mittel sächsischen Jastorfkultur vor allem (wenn auch keineswegs allein) für die Stufe II, d. h. etwa LB2-LC1, charakteristisch (Grünert 1956, S. 74 f., 80 ff.; Mirtschin 1933, Abb. 34 b = 35 a, 37 g = 43, 114b,e=121, 123; Kaufmann 1977, Abb. 2,4). Schulterschüsseln mit gewölbtem Unter- und weich abgeknicktem, eingezogenem Oberteil, auf deren Gebrauch eine Mittelscherbe hindeutet (Abb. 17,7), sind choro- und chronologisch ähnlich wie der Schultertopf zu beurteilen (Peschel 1962, S. 48 ff.). Sächsische Parallelen gehören wieder vornehmlich in den Übergang von der älteren zur mittleren Latenezeit (Mirtschin 1933, Abb. 105 y = 106; Grünert 1956, S. 94, Taf. 111,6-7, V,2 - Zehmen). Gegenüber den südlichen und den westlichen Nachbargebieten verzögert, tauchen in Sachsen seit Ende der Frühlatenezeit erstmals nach keltischem Vorbild auf der Drehscheibe getöpferte Gefäße auf (Otto/Grünert 1958, S. 391 f., 393 ff.; zuletzt Kaufmann 1984 a, S. 148). Der durch den Zierknopf datierte Scherbenkomplex ent hält einen ziemlich unvermittelt ausbiegenden Trichterrand (Abb. 44,5), der zu einer älteren doppelkonischen Terrine gehört haben dürfte (Otto/Grünert 1958, S. 394 f.; Dresdener Beispiel: Kaufmann 1977, Taf. 5,3-4). Genaue Entsprechungen für das Randprofil finden sich im Latenemilieu (Kaufmann 1959 a, Taf. 63,7) ebenso wie in der Kontaktzone des Jastorfkreises (Mirtschin 1933, Abb. 74 b-c; Mähling 1944 b, Taf. 32,7). Auf die Produktion solcher Gefäße in örtlichen Werkstätten ist verschie dentlich hingewiesen worden (zuletzt Kaufmann 1984 b, S. 35). Weitere Drehschei benkeramik aus vermischten Komplexen (Stelle 11) ist eher dem spätlatenezeitlichen Siedlungshorizont zuzuordnen. An Schalen begegnet lediglich die geläufige Form mit leicht (Abb. 24,4,8, 44,70) oder deutlicher eingebogenem Rand (Abb. 50,6). Einen vagen Datierungshinweis (Peschel 1962, S. 66 f.) gibt die schwach keulenförmige Verdickung einiger Mün dungen (Abb. 17,3, 44,9). Einmal finden sich am Unterteil einer Schale (?) leicht ge bogene Kammstrichzüge (Abb. 50,3), wofür auch aus Sachsen zeitgleiche Entspre chungen vorliegen (Mirtschin 1933, Abb. 15; Mähling 1944 b, Taf. 36,2). Kamm strichdekor, und zwar in zarter, dichter, teilweise kaum sichtbarer Ausführung, scheint überhaupt für die gröbere Keramik dieser Siedlung kennzeichnend gewesen zu sein (Abb. 50,9-70,72), so daß - selbstverständlich unter Vorbehalt - auch Einzelscher ben hier mit einbezogen werden können (Abb. 17,6, 38,2, 55,5). Solcherart verziert war ebenfalls ein großer, bauchiger Topf mit eingerücktem, glattem Halsfeld (Abb. 24,70). Parallelen aus dem sächsischen Jastorf und aus der Bodenbacher Gruppe gehören in die entwickelte ältere und mittlere Latenezeit (Mirt schin 1933, Abb. 114 a= 119; Mähling 1944 b, Taf. III,2; Grünert 1956, Taf. XXIII,4 - Roitzschjora). Üblicher war bei solchen Gefäßen allerdings eine z. T. sehr