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Schließlich sei auf ein kleines Eisenmesser mit geradem Rücken und kurzer Griff angel (Abb. 69,26) hingewiesen, wie es im Billendorfer Milieu vornehmlich im be handelten Zeitraum auftritt (Kropf 1938, S. 129 ff., 154 f.; Buck 1979, S. 111). Auch der Schaftrest einer kräftigen Eisennadel, wahrscheinlich mit gekröpftem Hals (Abb. 71,26), paßt zu solcher Datierung (Grünert 1956, S. 157 ff.). Betrachten wir das besprochene Inventar im Überblick, so läßt sich mit Sicherheit feststellen, daß die ausgebildete Billendorfer Keramik („Hauptstufe“ nach W. Kropf, „Billendorf I“ nach D.-W. Buck) am Kohlmarkt ebenso ausfällt, wie die örtlich frühesten Zeugnisse der Jastorfkultur fehlen, die zeitlich erst mit Latene B verbunden werden (Peschel 1977, S. 292, Anm. 22; 1978, S. 32, Anm. 81). Die Einzelanalyse ergab vielerlei, freilich meist nicht allzu präzise Hinweise auf eine Datierung in den Ausklang der Hallstatt- und in den Beginn der Latenezeit (HD2 bis LA). Beide Anteile sind vertreten. Rechnet man analog dem süddeutschen „Hall statt D3“ oder böhmischen „Hallstatt-Latene“ mit einer starken Tradierung spät- hallstättischer Züge, wofür gerade auch im sächsischen Raum genügend Indizien vor liegen (Grünert 1956, S. 4 ff., 247 ff.; Coblenz 1974, S. 94; Simon/Fleischer 1980, S. 29 f.), verschiebt sich der Schwerpunkt möglicherweise zugunsten der Latenezeit. In kultureller Hinsicht muß unsere Siedlung gewiß der späten Billendorfer Kul tur („Endstufe“, „Billendorf II“) zugewiesen werden, da sie zu jener Zeit die Be siedlung in der Dresdener Elbtalweitung noch maßgeblich geprägt hat (Kropf 1938, Kt. II; Buck 1979, Abb. 105-106). Daß sie hier die frühe Latenezeit erreicht hat, ist seit G. Bierbaum (1928) unbestritten (Coblenz 1974, S. 94 ff.; Peschel 1977, S. 290; 1978, S. 32). Allerdings sind an unserer Tonware spezifische Billendorfer Züge kaum noch auszumachen. Das gilt im Gegensatz zur Ausstattung der Gräber ebenso für benachbarte Siedlungen (Simon 1980 b, S. 24) und bildet zugleich ein all gemeines Phänomen späthallstättischer Nivellierung (Simon 1979 a, S. 64). Für Kontinuität kann eher die Fortführung der lausitzischen Töpfertradition ins Feld geführt werden. Gemessen an dem vielfältigeren, reicheren Erscheinungsbild der gleichzeitigen Kulturen im Saalegebiet einerseits sowie im nordböhmischen Elbge- biet andererseits, darf auch die merkliche Verarmung der Keramik als ein - negati ves - Kennzeichen der späten Billendorfer Kultur angesehen werden. Scheinbare Berührungen mit der frühen Jastorfkultur (zur Problematik vgl. Pe schel 1977, S. 289 ff.; 1978, S. 32 f.; Buck 1979, S. 145 ff.), deren Vorstoß noch im 5. Jh. das Elbtal bei Torgau und Riesa erreicht hatte (Peschel 1977, S. 291 f., Anm. 22; 1978, S. 32, Anm. 81), beschränken sich auf weit verbreitete Merkmale, die nicht kulturspezifisch sind. Eher sind Anklänge an „Harpstedt/Nienburger Merkmale“ (Peschel 1976, S. 95 f.; 1977, S. 289) zu bemerken, die sich teilweise (wie die Rand- tupfung der Tonnen) aber auch aus der zu dieser Zeit expansiven Thüringischen Kultur erklären lassen. Deren Einfluß auf das Metallsachgut ist ja schon länger offenkundig (Moschkau 1953, S. 59 ff., Abb. 6; zuletzt Peschel 1978, S. 41; Buck 1979, S. 19, Abb. 7; Kroitzsch 1985, S. 12). Berührungen mit der Späthallstattkul tur in Nordwestböhmen deuten sich zumindest an (Graphitbemalung). Sie werden indessen in den Dresdener Gräberfeldern jener Zeit viel deutlicher (Coblenz 1974,