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barten Abschnitt des Erzgebirges sowie den westlichen Teil des Böhmischen Mit telgebirges. So kann die Siedlungsentwicklung im Moster Becken mit derjenigen bei dem wichtigen Zentrum der Feudalverwaltung der Pfemysliden in Bilina verglichen werden. Die Situation wird beträchtlich durch den hohen Exploitationsgrad der gewählten Region erschwert, deren Quellenbasis dadurch nur fragmentarisch und ungleich mäßig erhalten ist. Noch in der Mitte der siebziger Jahre zweifelten wir an der Realisierbarkeit dieser Aufgabe. Es zeigt sich jedoch, daß eine weitgespannte Be trachtungsweise, die sich auf die Ergebnisse des Studiums in sich geschlossener Strukturen in einigen Subregionen (eine davon ist die Mikroregion des Baches Lomsky potok) stützt, sowie eine kritische Bewertung diese Mängel wettmachen. Die Forschung stützt sich auf die kritische Würdigung älterer Funde, verwertet aber auch alle Möglichkeiten für eine Ausweitung der bisherigen Quellenbasis durch Begehungen, Feldaufnahmen und insbesondere durch eine konsequente Verfolgung der Eingriffe ins Terrain, und zwar auch geringfügiger Aufschlüsse, wie sie bei Schachtungen für Be- und Entsorgungsanlagen, lokalen Arbeiten für Bauvorhaben u. ä. entstehen. Derartige Gelegenheiten bieten sich vor allem in den Gemeinden selbst. Man muß sich vor Augen halten, daß die historischen Ortskerne heute in be trächtlichem Maße dem Umbau unterliegen, gleichgültig ob dieser durch Erforder nisse der landwirtschaftlichen Großproduktion oder durch die geänderten Anfor derungen an das Niveau des Wohnens und der Dienstleistungen bestimmt wird. Überdies ergibt sich im Gebiet von Most die für das Nordböhmische Braunkohle revier typische Situation, daß mehr als ein Dutzend Gemeinden untergehen und dem Kohleabbau weichen müssen, während sich umgekehrt in anderen Gemeinden eine rege Bautätigkeit durch Ersatzgebäude entfaltete (z. B. Vtelno, Obrnice, Becov, in der Zukunft Luzice u. a.). Es zeigt sich hierbei, daß die spätburgwallzeitliche Be siedlung öfter an dieselben Lagen gebunden war, die die hochmittelalterlichen Sied lungskerne einnahmen. Diese Feststellung ist bei der Interpretation des weitgespann ten Fragenbereiches wichtig, aus dem die Probleme des hochmittelalterlichen Um baues der Siedlungsstruktur (einschließlich der oft diskutierten Frage nach der Be deutung des Kolonisierungsprozesses) sowie der Beziehungen der im Entstehen be griffenen Städte und ihres jeweiligen Hinterlandes herausgehoben seien. Um eines der Schlüsselprobleme, das der Beziehungen zwischen der Besiedlung und der Umwelt, verfolgen zu können, war wiederum eine anspruchsvolle geodä tische Rekonstruktion des ursprünglichen Terrainreliefs und des Wassernetzes im Gebiet von Most unerläßlich. Durch eine kritische Bewertung zahlreicher kartogra phischer Quellen, aber auch Texte (unter ihnen ist vor allem auf die Bedeutung der ersten militärischen Kartierung einschließlich ihres Kommentars hinzuweisen, die viele wertvolle Daten erbrachte) sowie durch eine gründliche Überprüfung von Re likten der ursprünglichen Terrainsituation konnte man zu einer glaubwürdigen Re konstruktion der Landschaft im ausgehenden 18. Jh., d. h. vor den wesentlichen zivilisatorischen Eingriffen der Neuzeit, gelangen. Die geomorphologische Rekon struktionskarte bildet den Ausgangspunkt für das weitere Studium; ihre Verwer-