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FRÜHE SIEDLUNGSSPUREN AM ELBÜBERGANG IN DRESDEN-NEUSTADT Von Arndt Gühne und Klaus Simon Fundgeschichte und Fundstelle t Mit den umfangreichen Baumaßnahmen in den Stadtzentren eröffnen sich dem Ar chäologen neue Möglichkeiten, angeschnittene Spuren älterer Besiedlung zu erfassen und auszuwerten. Auf diese Weise gelingt es immer besser, die einzelnen Etappen der Stadtwerdung und -entwicklung zu verfolgen - damit die historisch-archivalische Forschung stützend oder modifizierend -, jedoch auch Kenntnisse von Besiedlungs vorgängen in ur- und frühgeschichtlicher Zeit zu gewinnen, die manche Vorausset zung für die spätere Stadtgründung erst verstehen lehren. Dabei geht es vorrangig darum, diejenigen Bereiche näher zu untersuchen, die durch die intensive Bebauung der letzten Jahrhunderte nur in geringerem Maße beeinträchtigt worden sind. Seit der Renaissancezeit führten die wachsenden Ansprüche des Städtebürgertums an Lebenshaltung und ökonomische Entfaltung zum Bau repräsentativer Wohn- und weitläufiger Wirtschaftsgebäude mit teilweise tiefreichender Unterkellerung, wobei die bis dahin allmählich gewachsenen Bodenhorizonte zunehmend zerstört wurden. Wie die Ergebnisse der archäologischen Stadtkernforschung zeigen, gilt das ohne Einschränkungen auch für Dresden (Mechelk 1970; 1981). Aus dieser Sicht galt unsere verstärkte Aufmerksamkeit den im Frühsommer 1982 begonnenen großflächigen Tiefbauarbeiten für den Neubau des Hotels „Bellevue“ auf dem rechten Elbufer in der Dresdener Inneren Neustadt (Mbl. 4948, Dresden, N 17,3; W 10,3). Bis zur Zerstörung im Jahre 1945 standen hier Renaissance- und Barockhäuser von teilweise beträchtlicher Größe, die sich beiderseits der Körner straße (bis 1865 Kohlmarkt) und der benachbarten Großen und Kleinen Meißner Gasse gruppierten (Abb. 1). Das gesamte Gelände war bis auf den jetzt in das Hotel einbezogenen Häusertrakt Große Meißner Gasse 15 nachfolgend zunächst ein geebnet worden. Bei den Baggerarbeiten traten nun unter meterdicken Verfüllungs- und Trümmer- schichten überraschenderweise an vielen Stellen, wenn auch meist nur über kurze Strecken, ungestörte Schichten mit urgeschichtlichen und mittelalterlichen Sied lungsresten zutage, die parallel zum Fortgang der Baggerung soweit wie möglich untersucht und dokumentiert wurden. Trotz Abstimmung mit dem bauausführenden Betrieb und seiner wohlwollenden Unterstützung war es jedoch nicht möglich, die