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nach Thüringen reicht. Hier liegen nun von mehreren Fundstellen Kacheln des 13./14. Jh. vor, so im Schloßgebiet von Gerstungen (Neumann 1961, Abb. 4,42 u. 46), von der Neuenburg bei Freyburg/Unstrut (Lattauschke/Schmidt 1977), aus Weimar/Wagnergasse (Stoll 1961, Abb. 26,72—77) und Sonderhausen/Stockhausen (Stoll 1961, Abb. 16,7-7,9). Im nördlich anschließenden Raum sei nur auf Funde von Eisleben (Schirmer 1939, S. 47, Taf. X,22) sowie von der Dornburg an der Elbe (Knorr 1939, Taf. 17) verwiesen. Teile des Harzes und des nordwestlich anschließenden Raumes Südniedersachsens wurde von W. Janssen (1966) systema tisch aufgearbeitet. Am Beispiel des Fundkomplexes von Königshagen konnte der Nachweis älterer, oxydierend gebrannter roter Topfkacheln des 12. Jh. und jünge rer, blaugrauer Kacheln mit nun schon viereckiger Randausformung des 13. Jh. ge führt werden. Die dort gegebene Entwicklungslinie wird durch die Resultate der Grabungen in Coppengrave (Stephan 1981) unterstützt und dürfte für den niedersächsischen Raum generelle Bedeutung haben, während für Hessen die Untersuchungen Haar bergs (1973) vorliegen. Damit ist das Gebiet umgrenzt, in den der Groitzscher Fund einzubetten ist. Die große Bedeutung dieses Topfkachelofens aus dem 12. Jh. und der wenigen genannten Parallelfunde aus dem ostsaalischen Raum liegt einmal in der Tatsache begründet, daß hier ein Ofentyp in einem Raum nachgewiesen ist, der im Zuge des Landesausbaus und der Festigung feudaler ökonomischer Strukturen völlig neu er schien. Kannte man doch im gesamten westslawischen Siedelgebiet seit der Völker wanderungszeit einen völlig anderen Ofentyp. Der aus Steinen errichtete Kuppel ofen in einer Hausecke ist im gesamten slawischen Sprach- und Lebensraum weit vertreten, bildete über Jahrhunderte die dominierende Ofenform (Schoknecht 1971, S. 207 ff.; P. Grimm 1971, S. 279 ff.; dort die ältere Lit.) und fand neben der Hypokaustenheizung auch Eingang in Gebäude deutscher Königspfalzen, wie in Til leda (Grimm 1971, a. a. O.), damit auch gleich die Westgrenze der Verbreitung andeutend. Von diesen Heizanlagen führte nach bisheriger Kenntnis genetisch kein Weg zum Topfkachelofen. Dessen Entstehungsgebiet wird, sicher nicht zu Unrecht, weniger in römischen Traditionen gesehen als letztlich in einer Eigenentwicklung im Alpen raum oder der nördlichen Voralpenzone (Tauber 1980, S. 305), aus der sowohl eine Vielzahl derartiger Topf- bzw. Becherkacheln vorliegt wie auch die Datierungsmög lichkeiten einen Nachweis seit etwa 1076/1080 zulassen (Ebenda, S. 305). Von dort scheint sich also sehr schnell die Kenntnis dieses Heizprinzips sowohl in das Rheingebiet als eben auch, bisher nur in Einzelfällen belegt, in den ostsaalischen Raum, speziell nach Groitzsch und Leipzig, verbreitet zu haben. In diesem Zusammenhang verdient die Beobachtung Aufmerksamkeit, daß sich in einem so bedeutsamen politischen und ökonomischen Zentrum des 12.-14./15. Jh. wie Prag - wie in Böhmen generell - bisher keine entsprechenden Funde des 12. und 13. Jh. nachweisen lassen (Richterovä 1982; Richter 1982). Das gilt für die Stadt Prag ebenso wie für das ehemalige Benediktinerkloster bei Davie (Richter 1982),