sichtbaren und erhaltenen Gräben und Wällen umzogen. Die Wälle waren teilweise mit Steinen befestigt bzw. trugen Mauern. 3 Das Grabensystem ist streckenweise ver sumpft bzw. führt noch Wasser, da es von einem kleinen Bach bis heute mit Wasser versorgt wird. Es besteht kein Zweifel, daß es sich um eine echte Wasserburg han delt - im Unterschied zur Wehranlage am Kirchenteich, deren Graben nie Wasser geführt hat (Billig/Helbig 1969, S. 93). Der Grabenaushub wurde zur Aufhöhung der Wälle und wahrscheinlich auch des Turmhügels verwendet. Auf dem Hügel lassen sich geringe Mauerreste erkennen (Ehrlich 1966; Pech 1969, S. 3; Lehmann 1981, S. 31). Zur Funktion und zur Datierung dieses Gebäudes sowie zu weiteren Gebäuden, die bei der Größe des Innenplateaus zu vermuten sind, kann ohne Gra bung nichts gesagt werden. Diese Burg unterscheidet sich in ihrem Erscheinungsbild nicht von anderen An lagen, die von niederen Adligen im Rahmen der Kolonisation im Gebiet östlich der Saale angelegt wurden (Hinz 1981, S. 22). Im Gebiet der Mark Meißen setzt der Bau kleiner dörflicher Adelsburgen in der zweiten Hälfte des 12. Jh. mit der zweiten Etappe der feudalen deutschen Ostexpan sion ein. G. Billig unterscheidet für das Reichsland um Chemnitz und Altenburg zwei Burgenbauphasen, die etwa von 1150 bis 1220 und von 1232 bis 1278 andauer ten (Billig 1962, S. 153 ff.). Sie konnten auch für das Gebiet des heutigen Bezirkes Leipzig bestätigt werden (Ehrentraut 1981, S. 68). Die erste Phase stand in unmittel barer Verbindung mit dem großen Landesausbau. Bereits an der Wende zum 14. Jh. sind bei den Burgen Verfallserscheinungen zu verzeichnen. Bis zum Ende des 14. Jh. wurde eine große Anzahl von ihnen wieder verlassen (Billig 1979, S. 16 ff.). Diese Erscheinung stand in ursächlichem Zusammenhang mit der Aufgabe von bäuerlichen Siedlungen aus unterschiedlichen Gründen, wie Agrarkrise, Fehlrodung, Boden erschöpfung u. a. In dieser Zeit wurden auch Siedlungen und Burgen im Raum Oschatz und im Wermsdorfer Wald verlassen. Im vorliegenden Fall kann nicht aus geschlossen werden, daß Kriegszerstörungen im Gefolge der Hussitenzüge 1429/30 ein auslösendes Moment waren, wenn auch der Wüstungsprozeß bereits um die Mitte des 14. Jh. einsetzte. Die Dauer der Belegung des „Wüsten Schlosses Hayn“ ist bislang nicht bestimmt. Sowohl die Zeit der Erbauung als auch die Aufgabe oder Zerstörung der Burg sind nicht ausreichend bekannt. Die wenigen von der Burg stammenden Lesefunde, grau blaue Scherben, erlauben eine Datierung in das 13./14. Jh., sind aber nur bedingt aussagefähig (Abb. 2,1-2). Zu dieser Burg gibt es keine urkundlichen Ewähnungen. In der älteren Literatur wird zu Hayn ein Beleg aus einem heute verschollenen Oschatzer Stadtbuch des 14./15. Jh. (vgl. Ermisch 1889, S. 195 ff.) genannt. Dort wird im Zusammenhang mit den Hussitenzügen 1429/30 ein Meyner zum Hayn erwähnt, der wenig vor 1460 die Stadt Oschatz verlassen hat, ohne zur Begleichung der durch die Kriegszerstörung 3 Bei einer Begehung der Wehranlage am 8. 7. 1984 durch den Verfasser wurde auf dem inneren Wallzug nordöstlich des Turmhügels, in einer durch eine umgestürzte Fichte entstandenen Stö rung, eine Konzentration von Steinen festgestellt. Strukturen waren nicht erkennbar.