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AFD Arbeits- u. Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 30, 1986 S. 139-164 ALBERSDORF UND „SCHLOSS HAYN“ - EIN MITTELALTERLICHER WÜSTUNGSKOMPLEX IM WERMSDORFER FORST, KR. OSCHATZ Von Gunter Oettel Im Nordwesten des Kreises Oschatz und zu geringen Teilen in den Kreisen Grimma und Wurzen erstreckt sich über eine Fläche von etwa 4 500 ha der Wermsdorfer Forst. Er hat eine Ost-West-Ausdehnung von etwa 15 km und eine Nord-Süd-Ausdehnung von 5-6 km. Der Wald liegt im Bereich des mittelsächsischen Lößgürtels. An einigen Stellen ist Staunässe bzw. eine starke sommerliche Austrocknung zu beobachten. Stel lenweise tritt kuppenartig Porphyr zutage (Keil 1966, S. 43, 54; Lehmann 1981, S. 211.). In diesem Waldgebiet wurden zahlreiche ur- und frühgeschichtliche Funde ge macht. Es sei nur an die jungbronzezeitlichen Hügelgräber im Mammbachschen (Co- blenz 1951) und an die hügelgrabartigen Steinmale und Flachgräber vom Doktor teich (Göritz 1982; Billig 1985) auf der Flur von Sachsendorf, Kr. Wurzen, erinnert. Schwerpunkt der Forschung bildete die mittelalterliche Ortswüstung Nennewitz am und im Kirchenteich, Flur Wermsdorf, Kr. Oschatz, von der die slawische Pech siederei (Helbig/Baumann 1968; Oettel 1983) und Köhlerei (Oettel 1983, S. 20 ff.), das deutsche Dorf (Billig 1977; Gerlach 1977) und die Burg (Billig/Helbig 1969; Burkert 1969) ganz oder teilweise bearbeitet vorliegen. In den nächsten Jahren sol len der dazugehörige Friedhof, die Kirche, weitere Teile des Dorfes und der Burg mit Wirtschaftshof untersucht werden. Da eine Gesamtpublikation dieser relativ gut erhaltenen mittelalterlichen Wüstung geplant ist, soll an dieser Stelle ein anderer Wüstungskomplex vorgelegt werden, der deutlich Parallelen zu Nennewitz erkennen läßt (Abb. I). 1 In der Forstabteilung 290 liegt eine mittelalterliche Wehranlage, das „Wüste Schloß Hayn“ (Mbl. 4743 - Mutzschen N 1,0; O 6,0). In älteren Veröffentlichungen bzw. auf Karten wird es auch Hahn genannt. 2 Die Anlage wird von drei noch gut 1 An dieser Stelle gilt besonderer Dank den ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern R. Lehmann, Wermsdorf, und W. Niemann, Oschatz, die maßgeblich zur Erforschung der ur- und frühgeschicht- liehen Besiedlung des Wermsdorfer Forstes beigetragen haben, ebenso wie in den sech ziger Jahren die Arbeitsgemeinschaft „Junger Prähistoriker“ unter Leitung von K. Helbig aus Wermsdorf. 2 Etwas von dem Culmberge und denen dabey liegenden wüsten Schlössern und Marken. In: Dreßdnische Gelehrte Anzeigen 39. Stück, 1782, S. 458. J. G. M. Fürstenhoff: Grundriß von der Mutzschner Heyde bey St. Hubertusburg. 1741. Staatsarchiv (StA) Dresden. Risse Forst sachen L-Z Fach 144, Nr. 14. 139