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sachsen (Claus/Mädler 1958) (Abb. 4). Der fragmentarisch überkommene Sapro- pelitring von Carsdorf bildet vorerst den einzigen derartigen Beleg für das säch sische Territorium. Im Vorgelände des Erzgebirges war es während der jüngeren vorrömischen Eisenzeit von Angehörigen der Jastorfkultur bewohnt (Grünert 1957, S. 257; Seyer 1976, S. 194 f.). Nach wiederholtem Vorkommen in älterlatenezeitlichem Zusammenhang kann als Blütezeit der Sapropelitarmringmode die mittlere Lateneperiode (Stufe Latne C) bezeichnet werden. Hier ist dieses Material hauptsächlich durch Grabfunde belegt. Meist werden die Ringe in Gräbern von Frauen am rechten Arm und einzeln ange troffen. In der Spätlatenezeit (Stufe Latene D) begegnen derartige Schmucksachen vorwiegend in Siedlungen. Stücke mit profilierter Schauseite, die eine relativ späte Entwicklungsphase widerspiegeln dürften, scheinen fast ausschließlich auf Wohn platzfunde beschränkt. - Ganz vereinzelt ist solcher Schmuck schließlich noch in der älteren römischen Kaiserzeit vertreten (Rochna/Teichmüller/Mädler 1961; dazu f[ilip] 1969). Zu der im westlichen Sachsen bezeugten Abfolge von unstreitig keltischen oder keltisch geprägten Hinterlassenschaften aus sämtlichen Latenestufen (hierzu Kauf mann 1984 a) gesellt sich der Sapropelitreif von Carsdorf als weiterer Beleg. Er kann als fertiges Fabrikat aus dem böhmischen Becken eingeführt worden sein und damit weitreichende Handelsverbindungen bezeugen. Der Ring dürfte einmal mehr erweisen, daß das mittlere Zentrum der keltisch-germanischen Kontaktzone, dem das gesamte Elstertal angehört (Peschel 1978, S. 39), unmittelbar aus Böhmen (Filip 1956) beeinflußt ist. Mit einem solchen Ergebnis stimmt nur bedingt jene Aussage überein, die einem anderen keltischen Importstück abgewonnen wurde, das an dieser Stelle nochmals vorgelegt sei. Es handelt sich um das Fragment eines gläsernen Armrings vom Pritzschenborn westlich Markranstädt, Lkr. Leipzig (Taf. 18,1). Dieser einzige bis lang veröffentlichte fragmentarische Glasarmring aus der sächsischen Latenezeit 9 stammt von einem alten Siedlungsgelände im Gebiet links der Weißen Elster. Das kobaltblaue Bruchstück gehört zu einem Ring mit einem errechneten Durch messer von etwa 7 cm und weist eine gekerbte Mittelrippe auf, die von feinen Rand rippen begleitet wird. R. Moschkau (1966, S. 156) hat es bereits ausdrücklich als keltisch angesprochen. Es dürfte den Armringen mit hoher, schmaler, geflochtener Mittelrippe nahestehen, die T. E. Haevernick als Gruppe 12 aussondert (Haever- nick 1960, S. 59, dazu Taf. 17,72). Von den dort zusammengestellten Beispielen ähnelt der Markranstädter Reif sehr dem Ring aus Körpergrab 178 von Münsingen, Kanton Bern, einem vollständig erhaltenen Stück von blaugrüner Farbe (Haever nick 1960, S. 182 mit Taf. 10,72,77). R. Moschkau möchte den Ring von Markranstädt von dem Fabrikationszentrum für Glasschmuck im vindelikischen Oppidum Manching bei Ingolstadt (Kunkel 9 Moschkau 1966, S. 156 ff., Abb. 5; Kaufmann/Quietzsch/Spehr/Spehr 1967, S. 527; vgl. auch Lappe 1979 a, S. 109 (unter Zwenkau) sowie Abb. 4,32, und 7,32 (hier demzufolge jeweils rechts der Weißen Elster kartiert).