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mik, die bisher mangels Parallelen zeitlich falsch eingestuft worden war, nämlich in die frühe Eisenzeit (Coblenz 1961 a, S. 75 f.). 22 Dabei ist die Keramik von Rosenthal (Abb. 1,3) ebenso wie der Topf aus der Höhle am Kleinen Winterberg (Abb. 1,4) sehr leicht mit böhmischen Funden ver gleichbar, deren Formen erst in der zweiten Phase der dortigen Entwicklung üblich waren. Bezeichnend ist auch hier, daß es sich in beiden Fällen um keine eindeutigen Nachweise von Siedlungsplätzen handelt, sondern wohl am ehesten um Fluchtstätten, Jagdaufenthalte, Beobachtungspunkte oder Gefäßdeponierungen, die mit kultischen Handlungen in Zusammenhang stehen. Nach dem Kriege hatte erstmals Kunkel 1955 auf eine neolithische Kultstätte bei Tiefenellern hingewiesen. Behm-Blancke (1958), Colpe (1970) und Schauer (1981) befaßten sich speziell mit dieser Frage gleichfalls für die folgenden Epochen, und für Mähren behandelte Stuchlik (1981) im Rahmen der Untersuchung bronzezeitlicher Höhlenbesiedlung selbstverständlich ebenso die damit in Verbindung zu bringenden kultischen Aspekte. Wenn wir uns der Ein teilung Schauers anschließen wollen, so müssen wir zunächst feststellen, daß bin dende Hinweise auf Opferstätten, an denen ständig wiederholte Darbietungen und Opfer stattgefunden haben (Schauer 1981, S. 403), aus den Beobachtungen bei der Bergung in beiden die Sächsische Schweiz betreffenden Fällen nicht abgeleitet wer den können, daß weiterhin Reste von Tier- und Menschenopfern zu fehlen scheinen, daß wir aber auch bei dem luftdurchlässigen Sand als Einbettung der Funde die Er haltung von Knochen nicht unbedingt erwarten können. Deshalb muß die Frage nach Bestattungshöhlen wahrscheinlich ebenso unbeantwortet bleiben wie die Deutung als Schatzhöhlen noch am Befund (karge Beigaben) scheitert. Es käme also nach der Aufgliederung von Schauer (1981, S. 406), wenn eine kultische Nutzung vorgelegen haben sollte, am ehesten eine Verwendung als Versammlungshöhlen zu Kult- und Opferhandlungen in Betracht, wobei die Behältnisse der kultischen Mahlzeiten am Ort blieben. Die Belege für die Elbe als Verbindung und als Transportweg in ur- und früh geschichtlicher Zeit gibt für die böhmische Seite Zapotocky (1969), so daß deren Wiederholung hier nicht notwendig erscheint. Seine Darstellung, von Melnik begin nend, schließt die sächsische Seite des Gebirges bis Pirna mit ein (Zapotocky 1969, bes. Karten Abb. 2 und 3). Eine wesentliche Vermehrung hat der böhmische Fund stoff im Gebirgsgebiet seither nicht erfahren, und für die frühe Bronzezeit vermit telte der gleiche Verfasser jüngst (Zapotocky 1982, Karten Abb. 17, 18) mit der Zusammenstellung der großen Fundkonzentration um Lovisice und ihrer Deutung auch für die gleichzeitigen Verhältnisse in Sachsen beachtliche Anregungen. Daß auf unserer Seite der Nachweis größerer Dauersiedlungen im Gebirge selbst - zumin dest nach dem heutigen Forschungsstand - noch fehlt, hängt mit der mangelnden Siedlungsgunst zusammen. Erst im fruchtbaren Elbtalkessel, und selbst dort erst kurz vor Dresden, wurden die fruchtbaren und leicht zu bearbeitenden Lößlehm- 22 Eine Berichtigung erfolgt in Ausgrabungen und Funde 31, nachdem bei der Behandlung des Höhlen fundes am Kleinen Winterberg (Coblenz 1985) aus Termingründen eine Klarstellung noch nicht erfolgen konnte (Coblenz 1986).