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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 14.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188310148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18831014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18831014
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-10
- Tag 1883-10-14
-
Monat
1883-10
-
Jahr
1883
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 14.10.1883
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«he«»i-e» Anzeiger «nd Stadtbote. Nr. »L. Ssuntag, 14. Set«»«. Seit« 2. werde» sie sich auf die Herstellung derselben mit dem Erfolg werfen, daß in zwölf Monaten die deutschen Fabriken gezwungen sind, mit einer anderen Neuheit aufzutreten. Dann wirft dar englische Fachblatt die Frage auf, warum die Franzosen unter diesen Umständen die deutschen Fabrikate verdrängen könnten, da es doch außerdem bekannt sei, daß jeder englische Groß händler lieber von einem deutschen Fabrikanten kaufe als von einem ftanzösischen, weil der erstere zuverlässiger und ehrlicher sei als der letztere. Die Beantwortung dieser Frage bringt das englische Fach blatt, wie eS selbst zugiebt, in einige Verlegenheit, denn nichts als die Modethorheit der Damen und die alte Fabel, daß die ftanzösischen Damen allein den besten Ge,chmack und die schönsten Moden besitzen sollten, begünstige in ganz ungerechtfertigter Weise die ftanzösischen Fabrikate, die noch dazu den deutschen vielfach nachgemacht würden. Der beste deutsche Merino, die guten deutschen Wollwaaren und Mischungen von Wolle und Seide seien dabei, wie das englische Fachblatt ausdrücklich betont, besser als Alle«, was die Franzosen hervorbrächten. — Wer denkt da aber nicht mit Bitterkeit, ja Ent rüstung an die Schwäche der deutschen Damenwelt selbst, die auch noch immer den ftanzösischen Produkten den Vorzug giebt. Diese alle, unrühmliche Sucht, an ausländischen Fabrikaten mehr Gefallen zu finden, als an den einheimischen, beschränkt unserer Industrie den mländischen wie ausländischen Markt, bringt unsere Fabrikanten in Verlegenheit und zwingt Millionen unserer armen Arbeiter für kärg liche Löhne zu arbeiten. Wer sich daher noch als deutscher Mann und deutsche Frau fühlt, der setze endlich auch einmal ein Stück nationale Ehre für die Vertretung der deutschen Industrie ein. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Frage nach dem Stand unserer socialpolitischen Gesetzgebung ist durch den Besuch, welchen der Staatssecretair im Reichsamte des Innern, Herr v. Bötticher, dem Reichskanzler kürzlich in FriedrichSruh abgestattet hat, wieder angeregt worden. Herr v. Bötticher hat dem Kanzler Bortrag über die dem Reichstage in dessen nächster Session zugehenden Gesetzent würfe gehalten, ob sich aber hierunter auch neue socialpolitische Vor lagen befinden, ist noch unbekannt. Es scheint indessen, als ob der Reichskanzler nicht geneigt sei, vor der definitiven Erledigung des Unfallversicherungsgesetzes auf der Bahn der socialpolitischen Gesetz gebung weiter zu schreiten. Es muß allerdings dringend gewünscht werden, daß erst dieses hochwichtige Gesetz fertig gestellt werde, ehe die Regierung zu weiteren Projecten auf diesem Gebiete schreitet, wie die Alters- und Jnvalidenversorgung. Selbst nach der eventuellen Annahme des Unfallversicherungsgesetzes — die aber vorläufig noch im weiten Felde steht — bleibt es aber zweifelhaft, ob die Ziele der kaiserlichen Botschaft vom Jahre 1861 noch in ihrem vollen Umfange festgehalten werden können, denn es hat den Anschein, als ob auf dem Gebiete der socialpolitischen Gesetzgebung eine gewisse Abspannung und Ermattung eingetreten wäre. Der Fürstbischof Robert von Breslau und der Erzbischof von Warschau, Felinski, sind am Mittwoch vom Papste empfangen worden. Ob die Anwesenheit des schlesischen Kirchenfürsten in Rom mit den kirchenpolitischen Verhandlungen in irgendwelcher Verbindung steht, ist nicht bekannt. Aus Metz läßt sich die „Post- schreiben, daß die Ausbildung der bei den preußischen Infanterie-Regimentern der Metzer Garnison ein- gezogenen Ersatz-Reservisten erster Classe nach Beendigung der vier- rrsp. zehnwöchentlichen UebungSzeit sehr günstige Erfolge gezeigt habe. Da dir Mehrzahl der eingezogenen Leute aus den französisch redenden Theilen Lothringens stammte, so ergaben sich für deren Ausbildung größere Schwierigkeiten als gewöhnlich, dagegen kann aber mit Ge- nugthuung constatirt werden, daß diese Lothringer in der Kenntniß und im Gebrauch der deutschen Sprache erhebliche Fortschritte gemacht haben. Sobald die Ausbildung der einzelnen Jahrgänge der Ersatz- Reservisten erster Classe vollendet ist, wird jedesmal dem Lande wieder eine Anzahl junger Männer zurückgegeben sein, welche die Schule des HeercS zu einem guten Theile durchgemacht und dabei die deutsche Sprache erlernt haben; letzteres wird besonders aus dem flachen Lande von der einheimischen Bevölkerung als ein großer Vortheil angesehen. Oesterreich-Ungarn. Die Nachricht, daß zwischen öster reichischen und rumänischen Truppen ein ernstlicher Grenzconflict stattgefunden habe, bei welchem schließlich 18 rumänische Soldaten von den Oesterreichern verhaftet worden seien, wird von der „Presse" als unbegründet erklärt. In Wiener militärischen Kreisen sei von einem solchen Zusammenstoß nichts bekannt, auch sei ein derartiger Conflict nach Lage der Verhältnisse ganz unmöglich. Wahrscheinlich handle es sich um eine jener häufig wiederkehrenden Grenzstreiligkciten, welche jeder politischen Consequenz entbehrten. — Das ungarische Oberhaus verwies am Donnerstag den vom Unterhause angenommenen Beschlußantrag Tisza's in der kroatischen Frage an einen aus 3 Mitgliedern bestehenden Ausschuß und nahm sodann die Delegations- Wahl an. Frankreich. Die Pariser Radikalen sind durch den Ersatz ihres Günstlings, des bisherigen ftanzösischen Kricgsministers Thibaudin durch den Gambettisten Campenon in bellen Zorn gerathen. Unter dem Vorsitze des radicalen Deputirten Laisant fand am Mittwoch zum Zweck der Einlegung eines Protestes gegen die Demission Thibaudin's eine von etwa 500 Personen besuchte Versammlung in Lac St. Fargeau statt Laisant erklärte die „Absetzung" Thibaudin's als einen schweren, gegen das allgemeine Stimmrecht, die Republik und die Wähler geführten Schlag. Die Versammlung, welche noch einige andere Resolutionen votirte, beschloß einstimmig, daß sich Thibaudin um das Vaterland und die Republik wohlverdient gemacht habe. Weiter wollen die Radicalen für Thibaudin einen großen .Ehrenpunsch" veranstalten, außerdem sind an den zurückgetretenen Kricgsminister ganze Stöße von Adressen nicht nur von radicalen Clubs und Vereinen der Haupt stadt, sondern auch von denen in der Provinz gerichtet worden. Sonst liegen aus Paris noch allerhand kleinere Mittheilungcn vor. Die Meldung, daß unter Vermittelung Grcvy's eine Aussöhnung zwischen seinem Schwiegersohn Wilson und dem Ministerpräsidenten Fcrry zu Stande gekommen sei, wird dementirt, desgleichen die Nach richt, daß Spanien an Frankreich eine Note gerichtet habe. Im Ucbrigen erklärt der der Regierung nahestehende „Temps", daß die französische Regierung den Zwischenfall mit Spanien durch die De mission des spanischen Cabinets als erledigt betrachte. Demselben Blatte zufolge würde General Campenon vor den Kammern die Ge setzentwürfe Thibaudin's betreffend die afrikanische Armee und die Unteroffiziersschulcn verthcidigcn. Campenon wolle seine Principien hinsichtlich der Rckrutirung keineswegs aufgebcn, er behalte sich vor, späterhin die früheren Gesetzentwürfe Gambctta's wieder aufzunchmcn, werde sich aber für jetzt ausschließlich mit sofort realisirbaren Reformen beschäftigen. Spnnik»,. Die Demission deS Cabinets Sagasta ist für Spanien keineswegs ein unerwartetes Ereignis; Seit den Tagen des Pronunciamcnto's von Badajoz schwebte die spanische Ministcr- crisis in der Luft und deren sofortiger Ausbruch wurde nur durch die Abreise des Königs Alfonso verhindert, welche bekanntlich bald auf die Niederwerfung des Aufstandes folgte. Die Madrider Regierungspresse versichert nun zwar, daß die Demission des Cabi nets Sagasta keineswegs mit dem französisch-spanischen Zwischenfall zusammcnhänge, diese Versicherung findet aber nur wenig Glauben. Vielmehr scheint es, daß gerade die Vorgänge in Paris und alles, was hiermit zusammenhängt, den Ausbruch der Krisi» beschleunigt haben. Dies wird durch eine Meldung der Madrider „Correspon- denzia" bestätigt, nach welcher im letzten Ministerrathe der Minister des Auswärtigen, Armyo, die Abberufung des spanischen Bot schafters in Paris verlangt habe, welcher Maßregel, als inopportun, von den übrigen Ministern widersprochen worden sei; durch diese Meinungsverschiedenheit sei die Demission des Cabinets herbeigeführt worden. — Am Donnerstag conferirte der König mit den Präsi denten der Kammer und deS Senats über die Cabinetskrisis. Dänemark. Dasfische Kaiserpaar hat endlich, wie angekündigt war, am Donnerstag, den 11. Oktober, Kopenhagen wieder verlassen und an Bvrd der Kaiserlichen Dacht „Derschawa" die Rückreise nach Kronstadt angetreten. Als letzte der fürstlichen Gäste der dänischen Königsfamilie werden auch der Prinz und die Prinzessin von Wales am Montag, den 15. Oktober nach England zurückreisen. Balkan-Halbinfel. Die Angelegenheit der soge nannten Orientbahn, durch welche Wien sowohl mit Konstan tinopel al» auch mit Salonichi mitt.lst directen Schienenweges ver bunden werden soll, ist jetzt um einen großen Schritt vorwärts gerückt. Sowohl von Konstantinopel, wie von Belgrad und Sofia aus sind Bevollmächtigte der betreffenden Regierungen nach Wien unterwegs, um durch ihre Unterschriften den von der eonterenoo L qu»tre nach langwierigen Verhandlungen zu Stande gekommenen Vertrag zu rati- ficiren. In der österreichischen Handelswelt knüpft man an den Ausbau der Schienenwege von Wien nach Konstantinopel und Salo nichi weitgehende Hoffnungen, die sich aber nur bei umsichtiger Be rücksichtigung der bestehenden Verhältnisse realisiren lassen werden. Rachrichten aus Chemnitz und Umgegend. — Mit Montag den 15. d. tritt auf den sächsischen Staats bahnen der Winterfahrplan in Kraft. Derselbe in heutiger Nummer d. Bl. vollständig enthalten, bringt verschiedene wenn auch un wesentliche Aenderungen. — Für die Stundung von Gebühren, welche für Aufnahme und Weiterbeförderung der den Vermittelungsanstalten durch den Fernsprecher diktirten Nachrichten, Telegramme rc., sowie für Uebermittelung angekommener Telegramme am Schluffe jeden Monats zu entrichten sind, wurde bisher eine besondere Gebühr erhoben, welche nunmehr seit dem 1. Oktober in Wegfall kommt, auch ist die Hinterlegung einer Kaution zur Sicherstellung der Stundungsgebühren nicht mehr nöthig und werden bereits verlegte Kautionen zurückerstattet. — Nächsten Montag den 15. October Vormittags 10 Uhr findet die diesjährige amtliche Hauptconferenz der Directoren und Lehrer der hiesigen Volksschulen statt und zwar in der Aula der höheren Knabenschule. Die Tagesordnung derselben ist wie folgt zu sammengestellt: 1. Gesang der zwei ersten Verse des Liedes „Ein feste Burg ist unser Gott", 2. Ansprache des königl. Bezirksschulin- spectorS und Schulraths Eichenberg, 3. Vortrag des Herrn Schul direktors Gehrhardt über „das neue Landesgesangbuch", 4. Vortrag des Herrn Musikdirektor Winckler: „Das neue Landeschoralbuch", Mitreferent Herr Bürgerschullehrer Butze, 5. Debatte über die Vor träge, amtliche Mittheilungen und Verhandlung von Anträgen. Ein zelne Massen der Volksschulen werden Nachmittags in der Turnhalle der höheren Knabenschule Gesänge vortragen. — Wir verfehlen nicht, hiermit nochmals auf das am Dienstag im Casinosaale stattfindende Concert des Violin-Virtuosen Wilhelms aufmerksam zu machen. Der Besuch desselben dürste so zahlreich wer den, daß Denjenigen, welche den Künstler hören wollen, anzurathen ist, sich rechtzeitig in den Besitz ddr Billets zu setzen. — Im Verein für volksverständliche Gesundheits pflege und Naturheilkunde wird nächsten Mittwoch, den 17. Oktober Herr vr. meck. Sturm aus Berlin sprechen über das Thema: „Welche Heilweise ist vernünftig und logisch?" Der Vortrag beginnt Abends 8 Uhr im grüßen Lindensaale. Da dieser besprochene Gegenstand für Jedermann von hoher Wichtigkeit und Bedeutung ist, wird auch Gästen der Zutritt gegen Erlegung von 30 Pf. Eintrittsgebühren gestattet sein. — Im Kaufmännischen Verein wird nächsten Donnerstag nicht, wie das Programm besagt, Herr Schuldirektor Rudolph, sondern Herr Max Moltke, Leipzig, einen Vortrag halten, und zwar über das Thema: „Kaufherr und Handelsmann in Shakes- peare's Dramen." Es ist möglich, daß an dem hierdurch frei werdenden Donnerstag im Januar doch noch Herr Prof. v>-. Kugler aus Tübingen seinen wegen plötzlich eingetretcner Krankheit in Aus fall gekommenen hochinteressanten Vortrag wird halten können. —* Einer an der Amalienstraße wohnhaften Grünwaarenhänd- lerin waren in der letzten Zeit zu wiederholten Malen aus ver schlossenem Keller Aepfel und Birnen und vor einigen Tagen erst für 1 Mk. 50 Pfg. Weintrauben gestohlen worden. Im letzteren Falle lenkte sich der Verdacht auf einen mit in demselben Hause wohnhaften 10jährigen Knaben, da man denselben hatte Weiubeeren essen sehen. Darüber zur Rede gesetzt, war er denn auch geständig, die Weinbeeren sowohl, als auch wiederholt Aepfel und Birnen aus dem Keller gestohlen und verzehrt zu haben. Er habe mit dem Arm durch den Lattenverschlag des Kellers gelangt und Alles, was er mit demselben habe erwischen können, sich angeeignet. —* In der Sächsischen Maschinenfabrik war ein Former an einem Formkasten knicend beschäftigt. Dicht neben ihm stand ein anderer ca. 2 Hz Meter hoher Formkasten auf mehreren kleinen Holz stützen. Während der Zeit nun waren einige Arbeiter auch an einem in der Nähe befindlichen Krahn beschäftigt. Hierbei ergriff der Ketten haken des Krahns den großen Formkasten, sodaß letzterer auf den Former fiel und demselben an der Brust, rechten Arm und linken Bein schwer Quetschungen beibrachte, die den Mann nach ärztlicher Aussage wohl längere Zeit arbeitsunfähig machen werden. —* Gestern Nachmittag bemerkte ein Herr auf der oberen Brückcn- straße, wie eine gut gekleidete Frauensperson von dem Aushang eines Mannfakturwaarengeschäfts ein blauwollenes Tuch wegnahm und sich damit eiligst die Königstraße hinaus entfernte. Er ging der Frau nach und veranlaßte sie, ihm nach dem Geschäft zurück zu folgen. Da der Geschäftsinhaber das Tuch als ihm gehörig erkannte, wurde die Frau wegen Diebstahlsverdachts einem Polizcibeamten übergeben. Sie stellte aus Vorhalt jedoch in Abrede, das Tuch gestohlen zu haben, wollte cs vielmehr von einer unbekannten Frauensperson gekauft haben. In ihrem Besitz fand man weiter noch ein Paar neue Frauenschuhe, sowie eine neue Frauenschürze. Beide Gegenstände wollte sie in hie sigen Geschäften gekauft haben, cs stellte sich aber bei Nachfrage heraus, daß dies ebenfalls unwahr war. Tie nunmehr angestclltcn Erörterungen ergaben, daß die Schuhe von einer Aushangstange eines am Holzmorkt gelegenen Geschäfts und die Schürze aus einem Weiß- waarengeschäst der Königstrahc gestohlen worden waren. Tie Diebin ist aus Greiz gebürtig und bei einem hiesigen Privatmann als Wirthschasterin in Stellung. — In unserer gestrigen Notiz betreffs der von der hiesigen Schutzmannschaft zur Anzeige gebrachten Personen ist ein Irrthum enthalten. Es muß heißen: Vom Polizciamt wurden im verflossenen Vierteljahr 2337 Personen zur Anzeige gebracht rcsp. festgenommcn. Die Festgcnommencn sind vom Polizciamt entweder an die hiesige Staatsanwaltschaft bczw. das Amtsgericht abgeliefcrt oder in Hast behalten rcsp. bestraft worden. Straweifügungen erließ das Polizci amt 1167. — Im benachbarten GückelSberg ward einer Reih« lang» jähriger treuer Arbeiter des Herrn Commerzienrath S. F. Hey man« am 10. d. MtS. Abends in der Villa desselben die wohlverdiente Anerkennung zu Theil, indem dem Krempelmeister Meier, dem Spinner Uhlig und der Weiferin Uhlig die, ihnen vom Königl. Ministerium deS Innern verliehene, große silberne Medaille für Treue in der Arbeit nebst dem zugehörigen Verleihungsdecrete ausgehändigt wurde. Herr Commerzienrath Heymann erfreute außerdem dieselben, sowie die fast ebenso lange in der Fabrik beschäftigten Arbeiter, na mentlich den Wollaufseher Auerbach, den Garnpacker Tittmann, den Krempelschleifer Frenzel, den Spinner Pretner, den Spinner Ranft und die beiden Weiferinnen Grund mann und Lange mit Geschenken. Zu der erhebenden Feier hatten sich außer der gesummten Familie deS Herrn Arbeitgebers und den betreffenden Arbeitern, noch verschiedene Beamte der Fabrik, Herr Amtshauptmann vr. Forker- Schubauer, Herr Pfarrer Kummer aus Flöha und der Gemeinde vorstand zu GückelSberg eingefunden, die hierauf Alle ein fröhliche- Mahl bis zu später Stunde vereinigte. Sächfifch-S. — In Dresden findet am 18. October zu Ehren Professor Schilling's, des Erbauers vom Niederwald-Denkmal, ein großer Fackelzug statt. — Zwickau, 11. October. Der Knabe Kirsch hier, welcher am 8. October von einem beladenen Lastwagen überfahren und schwer verletzt wurde, ist gestern Mittag nach schweren Leiden im Stadt krankenhaus verstorben. — Die neue, weithin als ein ausnehmend stattliches Bauwerk sich präsentirende Kaserne unserer Garnison schreitet rüstig im Bau weiter. Der östliche, wie südliche Flügel sind zum größeren Theile bereits gedeckt und geputzt und die kleineren Thürmchen aufgesetzt, während an der Aussetzung der großen Eck- thürme, die die Höhe eines zweistöckigen Hauses erhalten, noch ge arbeitet wird Der westliche Flügel ist gegenwärtig bis zum 2. Ober geschoß geführt. An der nordwestlichen Seite des Kasernenbaues, an den westlichen Flügel anschließend, ist ein Vorbau, nur auS Erdgeschoß bestehend, aufgeführt, der zur Einrichtung des Offizier- Casino bestimmt ist. Das Bauwerk mit seinen gewaltigen und dabei stylvollen Formen gewährt schon jetzt ein hinreichendes Bild seiner einstigen Gestaltung und einen hochinteressanten Anblick. — In Glauchau giebt es gegenwärtig im Ganzen 1417 Handweber mit 2653 Stühlen. — In Freiberg hat sich ein Expedient ein Vergnügen er laubt, welcher ihm sehr theuer zu stehen kommen dürfte. In der Nacht zum Sonntag wurden daselbst mehrere Bewohner dadurch all dem Schlafe gestört, daß sie ein fortgesetztes Schießen nach ihren Fenstern wahrnehmen mußten; als die Schießerei ein Ende hatte, fand man über 20 Bleikugeln im Hofe vor. Der nächtliche Schütze ist nun in der Person jenes Expedienten ermittelt und verhaftet worden. — Auf Zuger Fluren bei Freiberg waren vor einigen Tagen mehrere 12- bis 14jährige Kinder mit Kartoffelausnehmen beschäftigt. In der Mittagstunde nun wurde Kartoffelkraut angebrannt; nach diesem ging die Balgerei um den brennenden Hausen los und wurde hierbei ein ca. 14jähriges Mädchen in den bereits glühenden Haufen gestoßen, wodurch es nicht unbedeutende Brandwunden davon trug. Der Uebelthäter wird sich gerichtlich zu verantworten haben. — Unglücksfälle. Auf dem Rittergut Zöbigker bei Zwenkau fiel ein herrschaftlicher Diener beim Fensterputzen von der Leiter und starb an den hierdurch erlittenen Verletzungen. — Am 6. d. M. verunglückten im ersten Tunnel an der Bahnstrecke Klostergrab-Mulde bei Niklasberg die beiden Arbeiter Rosen berger und Psota beim Treiben eines Bohrloches dadurch, daß eine im Gestein schon befindliche Dynamitpatrone, von deren Vorhanden sein die Arbeiter keine Kenntniß hatten, infolge der Bohrarbeit explo- dirte. Beide Arbeiter wurden, gräßlich verstümmelt, in das für die Bahnarbeiter in Niklasberg errichtete Nothspital gebracht; an ihrem Aufkommen wird gezweifelt. — In Lichtenstein stürzte der Schieferdeckergehilfe H. Schüler vom Hause des Fabrikanten Matthes. Ehe er den Erdboden berührte, schlug sein Körper erst noch an eine Wäschestange. Der Zustand des Verunglückten ist sehr bedenklich. — Selbstmorde. In Kemnitz bei Meißen hat am Mittwoch Abend ein 28 Jahre altes Mädchen den Tod in der Elbe gesucht und gefunden, nachdem es zuvor seine Absicht, sich das Leben nehmen zu wollen, durch wenige an die Stubenthüre geschriebene Worte kund gegeben hatte. Unglückliche Liebe darf als Motiv zur bedauerlichen That angenommen werden. — In Leipzig wurde am Montag früh hinter dem Bayrischen Bahnhofe von einem ausfahrenden Güter zuge ein Soldat des 107. Regiments überfahren und sofort getödtet. Der Unglückliche hat wahrscheinlich den Tod freiwillig gesucht. Gerichtshalle. - Ir. Strafkammer IV. vom 12. October. Der Stuhlbauer Gottlieb Heinrich Andreas aus Ottendors bei Mittweida (1849 geb und bereits vorbestraft) stand am 25. Juli d. I vor dem Schöffengericht zu Chemnitz unter der Anklage, am 24 Mai d. Js den Möbelhändler Wüst ling hicrselbst dadurch betrogen zu haben, daß er demselben 3 Dutzend Wiener Rohrstühle, 2 Sophagestelle und einen Kinderstuhl, welche Utensilien laut Frachtbriefes auf dem hiesigen Güterbahnhos lagerte», für die Summe von 140 Mark verkaufte, während sich später hcrausstellte, daß unter den Stühlen sich nur 1 Dtzd. Wiener Rohrstühle und 2 Dtzd. gewöhnliche Rohr- stühlc befanden. Wüstling hatte nämlich beiui Abschluß des Handels nicht gleich Gelegenheit gesunden, sich die Kaufsobjecte auf dem Güterbahnhof anzufehen und deshalb kaufte er die Sachen gegen sofortige Bezahlung des Kaufpreises von dem ihm bereits aus früherer Zeit bekannten Andreas auf Treu und Glaube». Die obenerwähnte Verhandlung wurde jedoch von dem Schöffengericht bis zum L. August vertagt, um den Sachverständigen in die Lage z» versetzen, behufs Feststellung des Werthes der von Andreas ver kauften Objekte eine Besichtigung derselben vorzunchmen. In der zweiten Verhandlung gab der Sachverständige den Gesammtwerth der Sachen für de» Wiederverkäufe,: auf 180 Mark 50 Pfg. an, so daß also Wüstling nach dieser Taxe 9 Mark 50 Pfg. zuviel gezahlt haben würde. Andreas stellte i» Abrede, dem Wüstling 3 Dtzd. Wiener Stühle verkauft »nd denselben be trogen zu haben: Wüstling habe von srübcrhcr gewußt, daß er (Andreas) immer nur 1 Dtzd. Wiener und mehrere Dtzd. andere Stühle nach Chemnitz zum Verkauf bringe und ferner habe er an Wüstling die Möbel über Paujch und Bogen verkauft. Letzteres gab Wüstling zu; er habe den Kauf als «iu Gelegciihcitsgcschäst betrachtet, cs sei ihm aber von Andreas nichtsdesto weniger versichert worden, daß die Rohrstühle sämmtlich Wiener seien. Dem Einwande des Richters, daß nach der Taxe des Sachverständigen die drei Dutzend Wiener Stühle allein schon einen Werth von 162 Mark rcpräsentirt haben würden, während er für die sämmtlichen Möbelstücke nur 140 Mark bezahlt habe, begegnete Wüstling mit der Ausflucht, daß er geglaubt habe, die Vortheile eines Gelegenheitsgefchästs milnehmcn zu sollen. Der Ange klagte wurde des Betrugs für schuldig erklärt und zu 2 Wochen Gesäng- n i ß vernrlheilt. Bei der Ausmessung der an sich niedrigen Strafe bat das Schöffengericht in Berücksichtigung gezogen, daß nicht nur der Angeklagte sondern auch Wüstling — und was diesen anlangt, in erster Linie und in, hervorragender Weise — die Absicht bclhätigt habe, den Anderen zu über- vorthcilen. Andreas legte gegen seine verurlheilung Berufung ein und heute wurde er unter Aufhebung des erstinstanzlichen UrtheilS frei ge sprochen, da der Gerichtshof von der Schuld des Angeklagte» sich nicht z» überzeugen vermochte. Ter Posamentierer Ernst Eduard Petz old aus Buchholz i- S. hat sich eines Verstoßes gegen die 88 5 „nd 6 des Volksschulgesetzes schuldig gemacht und deshalb wurde er vom Schöffengericht zu Annaberg in der Sitzung vom II. Juli d. -Js. zu 20 Mark Geldstrafe, event. 6 Tagen Hast und in die Kosten verurtheilt. Hiergegen legte Pctzold, dem zur Last fiel, seine» 18jährigen Sohn zum Ungehorsam gegen seine» Lehrer ausge- fordert zu haben, Berufung ein. Dieselbe wurde aber heute kostenfällig verworfen.
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