zusammengerufen; hier wurde verhandelt und entschieden. Die Wettiner hatten demnach die Bedeutung eines eigenen Platzes im Zentrum der Elbtalweitung voll erkannt. Sie ließen diesen bald weiter ausbauen, denn 1216, zehn Jahre später, heißt es in einer Urkunde Markgraf Dietrichs bereits „in civitate nostra Dreseden".161 Ausgangspunkt war eine Burg am Wasser; nach Süden wurde eine planmäßige Stadtanlage hinzugefügt. Die Achse Markt - Burg (später Schloß) - Elbbrücke er weckt den Eindruck einer einheitlichen Konzeption unter markgräflicher Regie. 161 162 Eine ältere Siedlung um die Frauenkirche blieb noch für längere Zeit außerhalb der neuen Stadt. Ähnlich wie Freiberg zog auch Dresden immer mehr Straßen an sich. Allmählich begann sich das Gefüge des Verkehrsnetzes in der Elbtalweitung zugunsten des neuen Knotenpunktes Dresden zu verändern. 163 Daß sich die Wettiner systematisch an ökonomisch wichtigen Plätzen festsetzten, zeigt - wenn auch nicht völlig geklärt - die Entwicklung der Stadt Dippoldiswalde, die eigentlich innerhalb der Interessensphäre der Donins lag. Wie bereits erwähnt, sind für die Zeit kurz nach 1200 in der Dippoldiswalder Flur ein Bauerndorf und eine Marktsiedlung, letztere im Gebiet der späteren Nikolaikirche, anzunehmen. Damals scheinen Schürfungen Freiberger Bergleute auch im Raum Dippoldiswalde silberhaltige Erze ergeben zu haben. Die Spekulation auf ein zweites Freiberg rief neue Ansiedler, aber auch den Markgrafen als Besitzer des Bergregals auf den Plan; möglicherweise erwarb der Wettiner die Fluren Dippoldiswalde und Reichstädt von den dohnaischen Burggrafen gegen Tausch. 164 So entstand - etwa zeitgleich mit der Anlage der Stadt Dresden und der Oberstadt von Freiberg - über der Aue der Roten Weißeritz die städtische Siedlung Dippoldiswalde mit Marktplatz und Stadtkirche St. Marien, beherrscht von einer kleinen markgräflichen Burg im Ge lände des späteren Schlosses. 165 Die Stadt war im 13. Jh. noch nicht ummauert. 161 CDS I, 3, Nr. 217. 162 Vgl. auch H. W. Mechelk 1970, Karte Abb. 72. 163 Auf eine mögliche von Dresden ausgehende Verbindung sei hier hingewiesen: In der Frühzeit Dresdens könnte die ursprüngliche Straßenführung nach Dohna von der jetzigen Landhausstraße über Pirnaischen Schlag in Richtung Südost diagonal durch den Großen Garten nach Altstrehlen verlaufen sein, dort in die heutige Dohnaer Straße einmündend. - Am Gärtnerhaus südwestlich vom Palais im Großen Garten Fund eines Prager Groschens. H. Quietzsch 1980, S. 268. 164 H. Löscher 1957 b, S. 130-131. 165 Fst. 20 Dippoldiswalde. Durch intensive Überbauung keine sichtbaren Reste einer Wehranlage mehr vorhanden. - Fst. 21 Dippoldiswalde. Abfallgrube mit Keramik aus der 2. Hälfte des 13. Jh. - Immer wieder ist von einer zweiten Dippoldiswalder Burg die Rede, die nördlich der Stadt im Böthchen (Bödigen) gelegen haben soll. Man bezieht sich dabei zunächst auf die Wen dung „duo castra Diepoldiswalde" ; diese „duo castra“ sind aber auf das im Text der Urkunde von 1294 vorangehende Tharandt zu beziehen, und es muß „Diepoldiswalde civitatem" gelesen werden. Dazu L. Bönhoff 1917, S. 36, Anm. 2; d e r s. 1923, S. 31. Erst 1465 wird ein städtisches Vorwerk Bodenichen genannt; 1564 ist es bereits wüst. Sein genauer Standort ist un bekannt. Eine nach der Überlieferung mit diesem Vorwerk verbundene und in das 13. bzw. 14. Jh. zurückreichende Burg ist aber urkundlich nicht nachweisbar; auch bliebe ihre Funktion unklar. Vor allem aber liegen keine archäologischen Belege vor. Zwar kann man auf einer durch Straßenbau verkürzten Geländezunge künstliche Überformungen beobachten, diese erwecken aber nicht den Eindruck, als seien sie Reste einer Wehranlage. Es erscheint deshalb angemessen, das Böthchen aus der Reihe mittelalterlicher Anlagen zu streichen.