Rote Weißeritz, um westwärts in Richtung Klingenberg-Freiberg weiterzuführen. Diese Übergangsstelle lag zentral im kolonisierten Gebiet des Unteren Osterzgebir ges. Es ist möglich, daß sich hier um 1200 links der Weißeritz ähnlich wie in Wils druff eine Siedlung von Handwerkern und Kaufleuten zur Marktversorgung des Neusiedelraumes entwickelte. Dieser Platz wurde zum Ausgangspunkt einer Reihe von wichtigen Wegen, die von hier aus nach West und Südwest ausstrahlten. Hier entstand auch - aber offenbar erst einige Jahrzehnte später - die Nikolaikirche151, deren Funktion immer noch umstritten ist. Nach Ablauf der Hauptphase der Kolonisation im Unteren Osterzgebirge wurden - wahrscheinlich noch im 13. Jh. - die Heidegebiete südlich der Wendischcarsdorfer Verwerfung durch Rodungen eingeengt und die kleineren Waldhufendörfer Pauls dorf, Malter, Oberhäslich, Hermsdorf und Hirschfeld angelegt. Bei der Kolonisation des Unteren Osterzgebirges scheint auch .das Zisterzienser kloster Altzelle kulturell tätig gewesen zu sein. Spätromanische Kirchenbauten in diesem Gebiet, so der Chor von St. Nikolai in Dippoldiswalde, verraten diesen Ein fluß. Der Ortsname Frauendorf bei Dippoldiswalde könnte mit der ausgeprägten Marienverehrung der Zisterzienser Zusammenhängen. Im 13. und 14. Jh. erhielt das Kloster umfangreiche Stiftungen aus dem doninschen Besitz, u. a. die Dörfer Seifersdorf, Paulsdorf und Börnchen. 4.6.4. Die wachsende Bedeutung von Bergbau und Städtewesen und der Ausbau der wettiniseben Macht Besonders in unserem Arbeitsgebiet wird deutlich, daß die hochmittelalterliche Kolo nisation, die Ausbreitung der Ware-Geld-Beziehungen, die wachsende Bedeutung von Bergbau und Städtewesen und der Aufbau von Landesherrschaften sich wechsel seitig beeinflußten und eine Umorientierung des Siedlungs- und Verkehrsgefüges auf völlig neue ökonomische und administrative Machtkonzentrationspunkte bewirk ten. Diese Entwicklung wurde von den wettinischen Markgrafen geschickt zum Aus bau ihrer eigenen Macht genutzt. Dabei konnten Auseinandersetzungen mit anderen reichsunmittelbaren Gewalten, die ebenfalls territoriale Herrschaft anstrebten, nicht ausbleiben. Eine bedeutende Rolle für den ökonomischen Machtzuwachs der Wettiner spielte Freiberg. Dieser Platz entwickelte sich seit den Silberfunden von Christiansdorf 1168 in raschem Tempo. Eine Siedlung von Bergleuten und Gewerbetreibenden um St. Nikolai, eine markgräfliche Wehranlage mit einem Burglehenkomplex und die nach 1210 planmäßig angelegte Oberstadt wuchsen zur Bergstadt Freiberg zusam men, die, reich mit Privilegien ausgestattet, zum ökonomisch wertvollsten Besitz der Wettiner wurde. 151 152 Seit dem Ende des 12. Jh. bildete sich allmählich ein neues, auf Freiberg orientiertes 151 Turmlose Basilika im Übergang von der Spätromanik zur Frühgotik, als Gesamtbaukörper er halten. 152 Dazu zuletzt A. Gühne 1979.