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beginnende deutsche Anteil am inneren Landesausbau wird in deutsch-slawischen Kontaktnamen sichtbar. Gompitz und Wölfnitz (auch Ramvoltitz zwischen Dresden und Striesen) sind möglicherweise Namen von Siedlungen, die aus deutschen Her rensitzen im slawisch sprechenden Altsiedelland hervorgingen. Bei Naußlitz (bereits 1144 als Nuendorf erwähnt, 1311 dann als Nuzadeliz) liegt eine slawische Rück übersetzung eines frühen deutschen Ortsnamens vor. Bis zu Beginn des 12. Jh. hatte sich die Besiedlung in Richtung Südwest besonders am Zschonergrundbach aufwärts, im Kreischaer Becken und im Dohnaer Raum aus geweitet. 124 Viele Ortsnamen weisen darauf hin, daß schon in slawischer Zeit die Besiedlung in die Waldgebiete eindrang. 125 Das Fehlen jungslawischer Funde in den Ausbaugebieten läßt sich u. a. so erklären, daß bereits an den Plätzen der mit telalterlich-neuzeitlichen Dorfkerne gesiedelt wurde. Zwischen Weißeritz und Lock witzbach geboten siedlungsunfreundliche Barrieren dem weiteren Vordringen der Besiedlung zunächst Einhalt: die Höhenkette Horkenberg- Gohlig (= Heide) - Zug hübel, der Windbergrücken und der sich südlich davon ausdehnende Poisenwald. Die Funde von Bannewitz bilden den Südpunkt der jungslawischen Siedlungsbelege in diesem Raum. 126 Daß auch das gebirgswärtige südliche Vorfeld von Nisane den Slawen vertraut war, ist bis jetzt aus Funden nicht zu erschließen, wohl aber könn ten slawische Bezeichnungen für Wasserläufe, die nicht das Altsiedelland berühren (Oelsabach, Schloitzbach, Pöbelbach), für Waldgebiete (Poisenwald) und Berge (Wilisch) darauf hinweisen. Das Dresdener Elbgebiet bildete keine isolierte Siedlungsprovinz, sondern war durch überregionale Wege fest mit den benachbarten Räumen verbunden. Der Gau Nisane diente als Verkehrsbrücke zwischen dem Kerngebiet der Mark Meißen und Böhmen. In dieser Hinsicht könnten folgende Verbindungen 127 von Bedeutung gewe sen sein (vgl. Beilage 3): Von Meißen aus verlief ein Weg nach Süd - später unter dem Namen Bischofsweg bekannt -, nahm im Raum Sora - Klipphausen einen aus dem mittelsächsischen Gebiet kommenden Verkehrsweg auf und führte oberhalb der tiefeingeschnittenen linkselbischen Gründe nach Briesnitz herab. Von diesem Weg aus waren auch die Wehranlagen um Niederwartha auf dem Rücken zwischen Tännigt- und Lotzegrund günstig zu erreichen. Von Briesnitz führte eine Verbin dung (ähnlich wie bereits in vormittelalterlichen Epochen) über Plauen-Kohlen- straße/Südhöhe - Leubnitz - Lockwitz nach Dohna. Der Ortsname Plauen (= Schwemmland, Flußaue) weist darauf hin, daß hier die Weißeritz nach ihrem Aus- (z. B. Babisnau = Babiznow = Ort des Babizna; ähnlich bei Kauscha = Cudeschowe, Kreischa = Kryschowe und Löbtau = Livbitvwa). 124 Dazu auch E. Eichler u. H. Walther 1970, S. 77, Karte 1, Siedelzone C. 125 Älterslawischer Ortsname: Zauckerode = die Leute vom Rodeland (?), die Waldsiedler (?); jünger slawische Ortsnamen: Boderitz = Ort bei dem Birkenhain, Brösgen = Ort, wo Birken stehen, Burgk = Ort mit Nadelwald, Deuben = Ort, wo Eichen stehen, Kolchowe (das spätere Bären klause) = Rodungsort, Pennrich = Ort, wo gerodet worden ist, Saalhausen = Ort hinter dem Wald, Theisewitz = Ort, wo Eiben stehen. 126 Fst. 2 Bannewitz. 127 Zur Problematik der Rekonstruktion alter Wegesysteme siehe auch Anm. 23.