der Wirkungszeit Bischof Bennos um 1100 in Meißen entwickelte sich Briesnitz zum wichtigsten kirchlichen Stützpunkt im Gau Nisane. Im 13. Jh. wurde es Sitz des Archidiaconus Nisicensis und blieb bis zur Reformation wichtige Zwischensta tion am Bischofsweg Meißen - Briesnitz - Stolpen - Göda - Bautzen. 4.5.3. Der Landesausbau in jungslawiscber Zeit Trotz der Einbeziehung des Gaues Nisane in das Verwaltungssystem des deutschen Feudalstaates änderte sich zunächst kaum etwas am slawischen Ethnos der Bevöl kerung. Die materielle Kultur blieb jedenfalls im wesentlichen slawisch. Aber die Orts- und Flurformen begannen sich zu wandeln, und der Siedlungsraum weitete sich aus. Wichtige Ursachen hierfür sind in sozialökonomischen Veränderungen zu suchen. In der landwirtschaftlichen Produktion fanden verbesserte Arbeitsgeräte ihren Eingang. An Stelle der Zweifelderwirtschaft setzte sich mehr und mehr die produktivere Dreifelderwirtschaft durch. Die Feudalisierung ermöglichte in zuneh mendem Maße einen planmäßigen Landesausbau. Immer mehr verdichtete sich die ursprünglich locker verstreute Besiedlung an bestimmten Plätzen, aus denen die heutigen Ortskerne hervorgingen. Das ist auch an der Verteilung der jungslawischen Siedlungsfundstellen zu ersehen. 120 Dieser Konzentrationsprozeß wurde seit dem 12. Jh. von planender Hand weitergeführt, indem altslawische Weiler aufgelassen, andere aber zu klar geformten Bauerndörfern umgestaltet und erweitert wurden, in die Bauern umgesetzt wurden. Es entstanden auch planmäßig angelegte Aus bausiedlungen. 121 Die Dreifelderwirtschaft erforderte eine Umformung der Block fluren in Blockgewanne bzw. Gewanne; neuangelegte Orte wurden sofort mit Ge wannflur ausgestattet. Zu den Bauernfluren traten die Herrenfluren; die feudalen Herrenhöfe waren mit Angehörigen des Dienstadels (ministeriales) besetzt. 122 Die jüngerslawischen Ortsnamenbildungen auf -in und -ov setzten ungefähr im 9./ 10. Jh. ein, als sich eine privilegierte Oberschicht herauszubilden begann. 123 Der 120 Die Keramik von Fst. 2 Bannewitz etwa 11. Jh., die von Fst. 131 Plauen etwa 10.-12. und von Fst. 167 Torna etwa 11./12. Jh. Das Fundmaterial aus Altleubnitz (Fst. 66 Leubnitz-Neuostra) reicht bis in die frühdeutsche Zeit. Jungslawische Scherben stammen auch aus der Nähe des Hei ligen Borns (Fst. 68 Leubnitz-Neuostra) und des Hohlen Tores in Lockwitz (Fst. 85 Lockwitz). Die Siedlungsfunde von der Hungerburg (Fst. 44 Kauscha) sind zum größten Teil bereits früh deutsch. - Zeitlich nicht näher bestimmbar ist eine Reihe slawischer Siedlungsfunde, deren Ma terial meist verschollen bzw. z. Z. nicht zugänglich ist. Das betrifft Fst. 56, 65, 67 Leubnitz-Neu- ostra, Fst. 84 Lockwitz, Fst. 94, 98 Mockritz und 93 Merbitz. - Die Befunde aus Fst. 122 Omse witz weisen wohl am ehesten auf ein zerrissenes west-ost-orientiertes spätslawisches Körpergrab hin. 121 Beispiele für solche neuen Ortsformen: Rundplatzdörfer wie Börthen, Burgstädtel, Dölzschen und Sürßen, Eckplatzdörfer wie Löbtau und Sobrigau, Platzdörfer wie Mockritz und Rippien, Gassen dörfer wie Briesnitz und Naußlitz, Kurzgassendörfer wie Golberode und Breitgassendörfer wie Eutschütz und Deuben. 122 O. Trautmann nimmt an, daß die Scheidung zwischen Herren- und Bauernflur im Dresdener Raum schon vor Beginn des deutschen Einflusses begonnen habe. O. Trautmann 1912, S. 53-58. 123 Die Possesiva bestehen aus einem Personennamen und dem Suffix -in (z. B. Börthen = Boretin = Ort des Boreta; ähnlich ist es u. a. bei Dohna = Donin und Gittersee = Geterssin) bzw. -ov 55