Östlich von Bvistrizi käme ein Burgwardbezirk am Lockwitzbach in Frage. 110 Hier könnte man den Burgberg Lockwitz auf Grund seines bis in das 12. Jh. reichenden Fundmaterials als befestigten Mittelpunkt ansehen. 111 Im Südosten von Nisane wäre ein Burgward am Unterlauf der Müglitz mit dem Burgberg Dohna oder dem Robisch bei Dohna denkbar. 112 Hypothetisch lassen sich demnach in Nisane - zumindest für den in das Untersu chungsgebiet hineinreichenden Teil - die Burgwardbezirke Woz, Briesnitz, an der Weißeritz, am Lockwitzbach und an der Müglitz aufstellen. Die Flüsse begrenzen nicht die Bezirke, sondern durchfließen sie. Während der ottonischen Zeit erfüllte die Burgwardeinrichtung voll ihre Aufgabe, aber bereits zur Zeit der Salier begann sie, an Bedeutung für die Landessicherung zu verlieren. Als territoriale Bezirke werden Burgwarde verschiedentlich noch im 13. Jh. genannt; für Nisane wird der Begriff Burgward urkundlich bereits 1140 letztmals erwähnt. 113 Immer mehr übernahmen, spätestens in der 1. Hälfte des 12. Jh., die reichsunmittelbaren Burggrafenämter wichtige Verwaltungsfunktionen, so für den Gau Nisane das Burggrafenamt Dohna (1113 „praefectus de Castro Donin“). Die befestigte Anlage auf dem Burg-(Schloß-)berg Dohna wurde als Reichsburg Verwaltungshauptort von Nisane. 114 Dohna lag zwar peripher im Südosten des Gaues, nahm aber eine Schlüsselstellung ein, da es wichtige Verkehrsverbindungen nach Böhmen kontrollierte. Das Königsgut in Nisane schmolz durch Schenkungen rasch zusammen. In großen Teilen des Gaues erhielt die Kirche - möglicherweise sehr früh die Abtei Hersfeld, später auch das Hochstift Meißen - die Oberlehnshoheit. 115 Die Anfänge der Slawenmission im Gau Nisane liegen im dunkeln. Wahrscheinlich waren auch hier bereits vor 968, der Gründung des Bistums Meißen, Hersfelder Mönche tätig. 116 Zu den ältesten Kirchen in Nisane gehören linkselbisch Briesnitz und Dohna, vielleicht auch die Frauenkirche Dresden 117 und Leubnitz; Pesterwitz scheint etwas jünger zu sein. Die Gründungszeit dieser Kirchen ist mangels Quel len 118 umstritten; einige Kirchen könnten aus Missionsstationen hervorgegangen sein. Aus dem 11. Jh. stammen die Bestattungen von Sobrigau über dem Lockwitztal. Die Grabsteine mit den herausgearbeiteten bzw. eingeritzten Kreuzen sind die frü hesten archäologischen Belege christlichen Einflusses im Dresdener Raum. 119 Seit 110 O. Trautmann 1912, S. 34; L. Bönhoff 1915, S. 200 f. 111 Fst. 82 Lockwitz. - Ob auch der Burgberg Burgstädtel (Fst. 6 Börthen) hierfür in Frage kommt, ist ungewiß; Funde sind sehr spärlich. - In Leubnitz ist archäologisch und urkundlich keine Anlage nachweisbar. 112 L. Bönhoff 1915, S. 195 f. 113 CDS II, l,Nr. 47. 114 Dazuu. a. L. Bönhoff 1915, S. 206-211. 115 J. Huth 1973, S. 90-95; Einschränkungen bei L. Bönhoff 1923, S. 32. 116 So sieht u. a. J. Huth den Meißener Bereich 968 bereits im Übergang von der Mission zur Kirche. J. Huth 1976, S. 19 und 39 f. 117 Zur Frauenkirche Dresden u. a. F. Löffler 1973, S. 207; Hinweis auch bei W. Schle singer 1965, Geschichtliche Einführung S. XXIX. 118 Bausubstanz aus dieser kirchlichen Frühzeit ist im Dresdener Raum nicht erhalten. 119 Fst. 151 Sobrigau.