4.5. Die frühmittelalterliche (slawische) Siedlungsperiode 4.5.1. Die Herausbildung der altslawischen Siedlungslandschaft im Dresdener Raum Am Ende des 6. Jh. drangen awarische und slawische Gruppen aus dem Südosten über Böhmen elbabwärts bis in das Saalemündungsgebiet vor, wo sie die Grenze des fränkischen Einflußbereiches erreichten. Dieser Vorstoß fand seinen archäolo gischen Niederschlag in den Funden vom Prager Typ. Der älteste und Böhmen nächst gelegene Fund ist das bekannte Kriegergrab von Stetzsch. 88 Das Grab liegt dicht nördlich der Abgrenzung unseres Untersuchungsgebietes, in der Nähe des in dieser Arbeit bereits mehrfach erwähnten ur- und frühgeschichtlichen Elbüberganges im Raum Gohlis - Serkowitz. Damit könnte als Hauptdurchzugsweg wiederum die Trasse Dohna-Weißeritzübergang Plauen - Briesnitz in Frage kommen; diese wechselte dann bei Serkowitz auf die rechte Elbseite. 89 Mit der Zeitansetzung an das Ende des 6. Jh. 90 beträgt der zeitliche Abstand zu den spätgermanischen Gräbern von Nickern kaum einige Jahrzehnte. Ob es auch im Dresdener Elbgebiet Kontakte zwischen Germanen und Slawen gab, ist noch ungeklärt. 91 Im 7. Jh. setzte im Dresdener Raum die bäuerliche Landnahme der Slawen ein. Die Keramik vom Donau-Typ reicht bis in diese Zeit zurück und weist auf Beziehun gen des Elbgebietes mit dem Süden hin. Das Grubenbaus von Mockritz, Bozener Weg, stammt aus dieser frühen slawischen Besiedlungsphase. 92 Der Fundplatz liegt innerhalb der siedlungsgünstigen Lößzone im Kaitzbachgebiet südlich von Dresden, unweit des Höhenweges Südhöhe/Kohlenstraße. Hinweise auf Verbindungen des altslawischen Dresdener Siedlungsgebietes mit Böhmen geben auch slawische Orts namen, die von Sippennamen abgeleitet und wahrscheinlich mit dem Alttschechi schen verwandt sind. 93 Kartiert man die Siedlungen, deren Namen mit einiger Sicherheit älterslawischen Typen zugeordnet werden können, und dazu die - wenn auch wenigen — altslawi schen Fundstellen, 94 so treten in groben Umrissen die sich vom 7. bis 9. Jh. heraus- 88 Zuletzt dargestellt in W. Coblenz 1964 a; d e r s. 1971b. 89 Siehe auch Verbreitungskarte der Funde vom Prager Typ in AuF 1976, S. 135. 90 Vgl. W. Coblenz 1964 a, S. 300; d e r s. 1971 b, S. 409-411. 91 W. Fleischer deutet die Herkunft des Ortsnamens Goppeln (südlich von Dresden über dem Ge bergrund) als germanisch. W. Fleischer 1961 b, S. 45 f. 92 Fst. 97 Mockritz; vgl. W. Coblenz 1971 b, S. 409. 93 Nach E. Eichler u. H. Walther 1970, S. 81 und 83. Im Arbeitsgebiet Golberode, Gorknitz, Potschappel, Sobrigau und Zauckerode. Diese Orte liegen alle außerhalb des engeren Elbkessels. 94 Ortsnamen: nach W. Fleischer 1961b; ders. 1963 sowie E. Eichler u. H. Wal ther 1970, bes. S. 82-83. Die älterslawischen Ortsnamen sind in der Mehrzahl Bewohner namen. Die Patronymika, gebildet aus einem Personennamen und dem Suffix (ov)ici, sagen aus, daß hier „die Leute des x“ siedeln (z B. Gostritz = Gostiradici = die Leute des Gostirad; ähn lich ist es u. a. bei Leubnitz, Leuteritz, Ockerwitz und Omsewitz). Zu den Bewohnernamen auf -jane gehören Döhlen, Dölzschen und vielleicht Plauen; zu anderen alten Typen zählen neben den bereits erwähnten Sippennamen auch Nickern und Prohlis. - Fundstellen: Obwohl mangels gut datierbaren Materials der zeitliche Beginn des Burgenbaus im Dresdener Raum noch im dun keln liegt, dürften die Anfänge einiger Burgwälle noch in altslawische Zeit vor dem 10. Jh. zurück-