Volltext Seite (XML)
Diese Siedlungseinheit bestand sicherlich auch noch in der frühen Eisenzeit. Zahl reiches Keramikmaterial aus der Heidenschanze gehört einem jüngstbronzezeitlich/ früheisenzeitlichen Übergangsbereich an. 72 Auch das Material anderer Fundstellen im sächsischen Elbgebiet zeigt, daß die bronze zeitliche Lausitzer Kultur unter Aufnahme hallstättischer Elemente in der früh eisenzeitlichen Billendorfer Stufe weiterlebte. Bei einer Reihe von Fundkomplexen bzw. Einzelfunden ist eine klare Trennung zwischen jüngstbronzezeitlichem und früh eisenzeitlichem Fundgut nicht möglich. 73 Früheisenzeitliche Siedlungsspuren im Ar beitsgebiet sind relativ zahlreich; das Fundmaterial ist aber wenig aussagekräftig. 74 Klarer als in den meisten Siedlungsfunden tritt der Billendorfer Charakter in Grab funden hervor. 75 Vergleicht man die Siedlungsbilder der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur und der früheisenzeitlichen Billendorfer Stufe miteinander, so werden Veränderungen deut lich sichtbar (vgl. Beilage 2). Seit dem Ende der Bronzezeit vollzog sich über kurz fristigere Klimaschwankungen eine allmähliche Umstellung des Klimas vom konti nental geprägten Subboreal zum ozeanisch getönten, feucht-kühlen Subatlantikum. Die Niederschläge nahmen zu, der Grundwasserspiegel stieg, die Bewaldung wurde wieder dichter, Auswaschung und Versauerung der Böden verstärkten sich. Die Vermutung liegt nahe, daß es Zusammenhänge zwischen diesen Umweltverän derungen und der Reduzierung des früheisenzeitlichen Siedlungsraumes gegenüber dem bronzezeitlichen gibt. Siedlungen in den Niederungen, in der Dresdener Heide und auch im südwestlichen Vorfeld der Elbtalweitung wurden aufgegeben. Die Be siedlung konzentrierte sich wieder im siedlungsgünstigen Streifen südlich und west lich von Dresden, dazu im Gebiet um die Heidenschanze. Eine feinchronologische Gliederung des Fundmaterials der Jüngstbronzezeit und Früheisenzeit im Dresde ner Elbraum könnte möglicherweise Aufschlüsse über den zeitlichen Ablauf dieser Reduzierung des Siedlungsgebietes geben; allerdings reicht - zumindest im Unter suchungsgebiet - das derzeit bekannte Fundgut dafür noch nicht aus. 72 Auf der Heidenschanze läßt sich sogar noch ein späthallstatt-frühlatenezeitlicher Besiedlungs horizont nachweisen, der kulturelle Verbindungen dieses Platzes vor allem mit dem benachbarten Nordböhmen sichtbar macht. Dazu K. Simon 1980. - Von der Heidenschanze sollen auch drei Fibeln der Stufen Hallstatt D bis Latene B, eine Scheibenkopfnadel und eine blaue Augenperle stammen, jedoch ist der Fundort nicht gesichert. 73 So im Arbeitsgebiet u. a. Siedlungsscherben Fst. 15 Coschütz, 22 Dölzschen, 39 Kauscha, 80 Lock witz; Brandgrab Fst. 128 Plauen; Einzelgefäß Fst. 159 Tharandt; Steinäxte Fst. 1 Babisnau, 113 Obergorbitz. 74 Fst. 9, 10, 11 Briesnitz, 23 Dölzschen, 31 Gostritz, 50 Kleinpestitz, 54, 56, 62, 63 Leubnitz-Neu- ostra, 93 Merbitz, 121 Omsewitz, 129 Plauen. Die Funde in Nickern 1976 (Fst. 103) erbrachten neben anderem eine Siedlungsgrube mit zahlreichen früheisenzeitlichen Scherben. 75 Fst. 81 Lockwitz: Gräber mit Steinsetzung, darunter ein Doppelgrab, graphitierte Scherben; 49 Kleinpestitz u. a. zahlreiche Miniatur-Beigefäße. Ein früheisenzeitlicher Gefäßeinzelfund vom Hohen Stein (Fst. 130 Plauen) deutet möglicherweise ebenfalls auf ein Gräberfeld hin. Aus dem 18. und 19. Jh. gibt es Nachrichten über dort gefundene „Urnen“; diese Funde sind allerdings verschollen. Es liegt auch eine Mitteilung über wahrscheinlich Billendorfer Grabfunde aus einer Ziegeleigrube zwischen Löbtau und Naußlitz vor (Fst. 88 Löbtau). 47